"Ich denke, wir haben gut gespielt", sagte Lucien Favre nach dem 0:2 von Borussia Dortmund bei Inter Mailand.
Schluss mit dem Schöngerede!
"Es war klar, dass uns heute ein sehr, sehr starker Gegner erwartet", erinnerte Sebastian Kehl - und wirkte zumindest äußerlich nicht sonderlich unzufrieden.
BVB-Fans beklagen "blutleeren Auftritt"
Den Dortmunder Fans hingegen rutschte beim Gedanken an das anstehende Revierderby (Bundesliga: FC Schalke 04 - Borussia Dortmund am Sa. ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) mit jeder Minute im Giuseppe-Meazza-Stadion das Herz ein Stückchen tiefer in die Hose, in den sozialen Netzwerken war selbst bei eingefleischten Borussen von einem "blutleeren Auftritt" oder einem "Grottenkick" zu lesen.
Nun gerät die Fanseele - gerade in Dortmund - bekanntermaßen schnell in Wallung, und es ist durchaus angemessen, dass die Verantwortlichen, die mit Sinn und Verstand einen börsennotierten Profifußball-Verein führen sollen, die Dinge etwas nüchterner angehen.
Die Augen zumindest scheinbar vor der Realität zu verschließen, ist aber gewiss kein guter Ratgeber.
Hazard und Brandt kein Ersatz für Reus und Alcácer
Denn die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: Von sieben Pflichtspielen hat Borussia Dortmund zuletzt gerade einmal zwei gewonnen, kassierte dabei vier Mal zwei Gegentore.
Vielleicht noch schlimmer als die hinlänglich bekannten Defensivschwächen: In den vergangenen acht Champions-League-Spielen blieb der BVB saisonübergreifend sechs Mal (!) ohne eigenen Treffer.
Angesichts solcher Zahlen muss endlich Schluss sein mit dem Schöngerede!
Natürlich ist ein Teil der Wahrheit, dass in Paco Alcácer und Marco Reus in Mailand die beiden besten Dortmunder Torschützen fehlten. Der andere Teil aber ist, dass Thorgan Hazard und Julian Brandt, für deren Dienste der BVB vor der Saison immerhin rund 50 Millionen Euro bezahlte, als vermeintlicher Ersatz an vorderster Front komplett überfordert wirkten.
Rummenigge als Vorbild für den BVB?
Natürlich war es rein sportlich legitim von Favre, einen eher zurückhaltenden Matchplan zu wählen. Dann aber darf ein banaler langer Ball nicht zu einem Gegentor führen, das diesen Matchplan komplett zunichtemacht.
"Ich glaube nicht, dass die heutige Leistung uns am Ende des Tages in diesem Jahr große Erfolge bescheren wird, wenn wir nicht langsam die Kurve kriegen", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Dienstagabend. Wohlgemerkt, nachdem sein Team gerade bei Olympiakos Piräus gewonnen und mit neun Punkten aus drei Spielen die Tabellenführung in der Champions League gefestigt hatte.
Nun hat es der BVB eigentlich längst nicht mehr nötig, sich ständig etwas vom FC Bayern abzuschauen. Ein wenig Klartext à la Rummenigge scheint in der aktuellen Situation jedoch auch in Dortmund angemessen - gerade mit Blick auf das emotionale Derby am Wochenende.
Derby auf Schalke erwartet den BVB
Ob intern oder öffentlich: Zwei Tage bleiben Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl und Co. dafür noch Zeit. Und zumindest Zorc zeigte vor dem Spiel in Mailand schon einmal ansatzweise, wie so eine Ansage aussehen könnte.
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"Wir müssen hier schon dem Druck standhalten", hatte der Sportdirektor bei Sky von seinen Spielern gefordert: "Wir dürfen uns nicht den Schneid abkaufen lassen."
Genau das aber passierte anschließend auf dem Rasen. Und genau das hätte anschließend auch mal jemand so deutlich sagen dürfen, vielleicht sogar müssen.
Damit es möglichst schon auf Schalke eben nicht mehr passiert.