Eine Espressomaschine könnte der vorerst letzte Neuzugang beim FC Bayern für die anstehende Spielzeit sein.
Mit stumpfen Waffen in den Kampf
Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat ein neues Exemplar in seinem Büro, wie er auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen FCB-Trainers Julian Nagelsmann kundtat. Sollte Salihamidzics Dienstzimmer weiter derart hoch frequentiert werden, wie in den ersten Tagen der Vorbereitung auf die neue Saison, dürfte der Koffein-Bedarf auch hoch sein.
Drei Stunden sei er mit Oliver Kahn zusammengesessen, Präsident Herbert Hainer sei vorbeigekommen, auch Uli Hoeneß und am Ende natürlich "Julian".
Nagelsmann ist "Fußball pur"
Der neue Coach der Münchner, erst 33 Jahre alt, sei "Fußball pur". Nagelsmann war der absolute Wunschkandidat der Bayern und im speziellen von Salihamidzic.
Ausgestattet mit einem Fünfjahresvertrag soll der Oberbayer nicht weniger als eine Ära prägen beim FC Bayern. Worte, die Salihamidzic bei Nagelsmanns Vorstellung selbst wählte - und an denen er sich wird messen lassen müssen.
Um "seinem" Trainer den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, befinden sich Chef und oberster Angestellter in ständigem Austausch. "Sehr viel über Fußball" werde geredet. Und natürlich auch über die Kaderplanung. Die Gestaltung der Mannschaft war der Knackpunkt im Verhältnis zu Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick.
Der EM Doppelpass mit Uli Hoeneß, Stefan Effenberg und Mario Basler am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Der soll mit diversen Neuzugängen unzufrieden gewesen sei, forderte wohl ein Mitspracherecht bei Transfers und klagte öffentlich über den Qualitätsverlust im Kader. Am Ende war das Tischtuch unwiderruflich zerschnitten.
Salihamidzic will eine Kommunikation der Marke 1-A
Nun soll alles anders werden. "Wir wollen eine 1-A, eine reine Kommunikation haben. So wollen wir in die Zukunft gehen", machte Salihamidzic deutlich. Eine Zukunft, die für den Ex-Profi einige knifflige Herausforderungen parat hält. Denn Geld für weitere Neuzugänge über eine Espressomaschine hinaus ist schlichtweg nicht vorhanden.
150 Millionen Euro Umsatzeinbußen vermeldete der deutsche Rekordmeister im Zuge der Corona-Pandemie. Nagelsmann muss aller Voraussicht nach mit dem vorhandenen Spielermaterial auskommen, Titel werden aber dennoch erwartet.
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"In diesen schwierigen Zeiten jeden Euro umdrehen zu müssen, macht nicht glücklich, aber wir werden mit allen darüber sprechen und uns immer wieder austauschen", erklärte Salihamidzic.
Kommunikation als größter Trumpf also. Aber reichen Worte auch aus, um die Vertragsverlängerungen mit Kingsley Coman und Leon Goretzka erfolgreich zum Abschluss zu bringen?
Beide stehen bei zahlreichen Topklubs auf der Liste und während in England weiterhin geklotzt wird, hoffen die Münchner auf ein Entgegenkommen ihrer Stars.
Salihamidzic: "Werden vielleicht auch wieder verrückte Sachen machen"
Während bei Leon Goretzka (nur noch ein Jahr Vertrag) nach SPORT1-Informationen weiterhin alles auf eine Verlängerung hindeutet, ist der Fall Kingsley Coman (steht bis 2023 unter Vertrag) deutlich komplizierter.
Salihamidzic sind finanziell die Hände gebunden, dennoch soll er die Säulen der Mannschaft weiterhin ans Team binden.
Und das möglichst schnell, wenn man bedenkt, dass 2023 neben dem Arbeitspapier von Coman zudem die Verträge von Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Manuel Neuer auslaufen!
Immerhin: Von Trainer-Seite hat Salihamidzic in der neuen Konstellation wohl erst einmal keine Knüppel zwischen die Beine zu befürchten.
"Mir ist bewusst, dass man nicht alles auf dem Transfermarkt machen kann. Wenn wichtige Entscheidungen anstehen, sitzen wir zusammen", erklärte Nagelsmann bei seinem Start in München und fügte den für seinen Vorgesetzten entscheidenden Satz hinzu. "Am Ende sollte der Klub den Hut aufhaben."
Und sollte der neue Trainer tatsächlich eine längere Halbwertszeit an der Säbener Straße genießen als seine Vorgänger, wer weiß, welche Wünsche ihm irgendwann noch erfüllt werden.
Salihamidzics Ankündigung: "Wenn wir die Möglichkeiten haben, werden wir vielleicht auch wieder verrückte Sachen machen."