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1. FC Köln: Friedhelm Funkel über Klassenerhalt, Heldt und Schumacher

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1. FC Köln: Friedhelm Funkel über Klassenerhalt, Heldt und Schumacher

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Das sagt Funkel zur Heldt-Entlassung

Nach dem Klassenerhalt mit dem 1. FC Köln spricht Trainer-Legende Friedhelm Funkel bei SPORT1 über die Rettung der Geißböcke, Horst Heldt und seine Zukunft.
Eigentlich war Friedhelm Funkel schon in der Rente, doch für den FC unterbrach er diese. Auf dem Heimflug verabschiedet er sich vom Team und sorgt für einige Lacher.
Nach dem Klassenerhalt mit dem 1. FC Köln spricht Trainer-Legende Friedhelm Funkel bei SPORT1 über die Rettung der Geißböcke, Horst Heldt und seine Zukunft.

Sieben Wochen war Friedhelm Funkel Cheftrainer des 1. FC Köln. Am Ende stand nach einer erfolgreichen Relegation gegen Holstein Kiel der Klassenerhalt. Seine schwierige Mission hatte der 67-Jährige also erfüllt. Doch hinterher war nicht alles Gold, was glänzt.

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Im SPORT1-Interview spricht Funkel über die Rettung des FC, den beurlaubten Sport-Geschäftsführer Horst Heldt, die Außendarstellung des Klubs - und er verrät auch, warum er enttäuscht ist.

SPORT1: Herr Funkel, wie fühlt man sich als Retter? (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)

Friedhelm Funkel: Ich bin glücklich und erleichtert. So wie ich mich auch direkt nach dem Schlusspfiff gefühlt habe. Es ist einfach schön, dass wir der Verantwortung gerecht werden konnten, nachdem wir in der Liga sechs Spiele Zeit hatten. Da haben wir es in die Relegation geschafft und nach dem 0:1 im Hinspiel habe ich gesagt, dass der Ligaverbleib in Kiel entschieden wird und nicht in Köln. Es ist eine riesengroße Erleichterung für die Stadt, die Fans, die Mannschaft, das Trainerteam und natürlich auch für mich.

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SPORT1: Auf dem Rückflug von Kiel haben Sie im Flieger das Mikrofon geschnappt und gesagt, dass die Jungs Ihre Rentenkasse aufgebessert haben. Sie müssen jetzt definitiv nie mehr arbeiten, oder?

Funkel: (lacht) Das hätte ich auch vor dem Engagement beim FC nicht gemusst. Das war ein Spaß aus der Laune heraus. Es war eine tolle Stimmung im Flieger und die Jungs wollten unbedingt, dass ich etwas sage. Das habe ich dann gemacht und hatte die Lacher auf meiner Seite.

Funkel nimmt Bierdusche mit Humor

SPORT1: Die Bierdusche nach dem Spiel hat Ihnen nicht so geschmeckt, oder? Sie sagten, dass Sie unglaublich gestunken haben.

Funkel: Ich trinke schon mal gerne Bier, aber wenn man das über den Kopf geschüttet bekommt und es dann im Trainingsanzug hängen bleibt, stinkt das ganz schön. Ich war einfach nur froh, als ich die Klamotten ausziehen und unter die Dusche hüpfen konnte. So eine Bierdusche ist kein schönes Gefühl.

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SPORT1:Steffen Baumgart, ab dem 1. Juli der neue FC-Trainer, sagte, er habe nie an der Rettung gezweifelt. Sie auch nicht?

Funkel: Ich auch nicht. Ich war mir immer sicher, dass wir das schaffen werden. Wir hatten auch nur einen kleinen Rückschlag im Spiel gegen Freiburg, als wir eine Halbzeit sehr schlecht gespielt haben. Ansonsten haben wir es sehr gut gemacht. Im Relegations-Hinspiel haben wir nicht gut, aber auch nicht schlecht gespielt, doch es hat nicht gereicht. Doch mir war klar, dass wir dadurch noch längst nicht abgestiegen waren. Im Gegenteil. Ich war sehr kampfeslustig und habe den Jungs auch sofort gesagt 'Warum sollen wir nicht auch in Kiel gewinnen?'. So sind wir auch in die darauffolgenden Tage gegangen und haben in Kiel herausragend gespielt.

"Das war kein Zuckerschlecken"

SPORT1: Wie blicken Sie zurück auf die sieben Wochen beim FC?

Funkel: Das war kein Zuckerschlecken. Aber trotzdem blicke ich absolut positiv zurück. Es war vom ersten Tag an eine sehr gute Zusammenarbeit mit meinem Trainerteam und mit der Mannschaft war. Wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und zurechtgefunden. Anstrengend war es allemal. Wenn man in diesem Geschäft von null auf hundert wieder dabei ist, dann ist das unglaublich viel Arbeit. Es war schon sehr anstrengend und deshalb bin ich froh, dass es jetzt vorbei ist.

Die Bundesliga-Highlights am Sonntag ab 9.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1

SPORT1: Der Kölner-Stadt-Anzeiger hat Ihren Kopf auf das Goethe-Denkmal gesetzt und Sie als König Friedhelm geadelt. Was sagen Sie dazu?

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Funkel: Das ist zu viel der Ehre. So etwas mag ich auch nicht, weil es nicht dem entspricht, was wir da geleistet haben. Ich bin als Bundesliga-Trainer mit der Mannschaft in der Liga geblieben und da muss ich auf keine Statue. Es war von allen eine tolle Leistung, die gewürdigt werden sollte, aber das mit König Friedhelm ist zu viel des Guten.

SPORT1:Am Sonntag wurde Horst Heldt beurlaubt. Waren Sie davon überrascht?

Funkel: Natürlich. Ich dachte, dass Horst weitermachen darf, wenn wir die Liga halten. Jetzt kam es anders und das tut mir sehr leid für ihn. Horst hat viele gute Entscheidungen getroffen, war nah dran an der Truppe, hat sehr gut mit mir zusammengearbeitet und mir in vielen Dingen geholfen, so dass ich das eine oder andere schneller kennenlernen konnte. Dass er auch Fehler gemacht hat, weiß er selber. Transfers können nicht immer einschlagen. Aber das kommt bei jedem Sportdirektor vor. Ihm das jetzt vorzuwerfen, ist schade, weil es ihm auch nicht gerecht wird. Er hat es immerhin in seiner Amtszeit zwei Mal geschafft den FC in der Liga zu halten. In außergewöhnlich schweren Zeiten. Und das finde ich bemerkenswert. Und deshalb ist es traurig, dass er nicht mehr weitermachen darf.

SPORT1:Heldt sagte, er sei überrascht und enttäuscht.

Funkel: Das kann ich nachvollziehen. Noch mal: Er hat einiges zum Positiven bewegt und zwei Mal das Saisonziel erreicht. Er kann nichts dafür, dass vier Leistungsträger fast gleichzeitig länger ausgefallen sind. Das kann immer mal passieren und das muss man in einer sportlichen Analyse berücksichtigen. Dass wir die Klasse gehalten haben, spricht auch für Horst Heldt.

"Die Entlassung war falsch!"

SPORT1: Der Kölner Spielerberater Volker Struth hat mit den Klub-Bossen abgerechnet und hält die Entlassung Heldts für reinen Populismus. Wie sehen Sie es?

Funkel: Populistisch will ich es nicht unbedingt nennen, aber die Entlassung von Horst war falsch. Ich finde sie nicht okay. Am Ende muss doch zählen, dass der 1. FC Köln trotz schwieriger finanzieller Bedingungen weiter in der Bundesliga spielen kann. (Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Herr Struth sagte auch, dass der Abstieg nur aufgeschoben sei, weil man beim FC weder zeitgerecht noch marktgerecht agiert.

Funkel: Das kann ich nicht sagen. Er ist viel näher dran, kennt den Klub seit Jahren, weil er in Köln lebt. Ich war gerade mal sieben Wochen da. Es wäre fatal, wenn der FC in der nächsten Saison absteigen würde, nachdem man sich zwei Mal hat retten können. Das darf einfach nicht passieren.

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SPORT1: Ganz Köln liegt Ihnen zu Füßen. Der ganz große gebührende Dank von den Bossen soll aber ausgeblieben sein. Wie angefressen waren Sie?

Funkel: Das muss ich richtig stellen. Ich war nicht angefressen. Nach dem Klassenerhalt hatten mir die beiden Vorstände geschrieben und sich bedankt. Nach dem Urlaub wollen sie mit mir gerne mal essen gehen und ein gutes Glas Wein trinken. Das habe ich auch positiv wahrgenommen. Ich war etwas enttäuscht, dass keiner vom Vorstand bei der Ankunft raus kam, sich vorgestellt hat und wir uns hätten austauschen können. Das fand telefonisch statt. Da hätte ich mir gewünscht, dass einer persönlich vorbeikommt. Das ist nicht passiert. Ich bin aber weder verbittert noch böse.

SPORT1: Was muss sich ändern?

Funkel: Jede weitere sportliche Kompetenz würde dem Verein gut tun. Es muss jemand her, der den neuen Sportdirektor und den Trainer unterstützen kann. Das wäre ganz wichtig. So ist es in anderen Vereinen seit Jahren. In Dortmund arbeiten Sebastian Kehl und Michael Zorc gut zusammen, in Mönchengladbach wird aus dem Hintergrund von Hans Meier und Rainer Bonhof unterstützt und in Leverkusen arbeiten Rudi Völler und Simon Rolfes erfolgreich zusammen und Stefan Kießling wird zudem aufgebaut. So müsste es auch beim FC sein, da war es nur Horst und der Trainer. Es muss mehr sportliche Kompetenz in die Gremien rein.

Werden Sie nochmal als Trainer arbeiten, Herr Funkel?

SPORT1: Würden Sie das gerne machen? Zuletzt boten Sie an beratend helfen zu wollen. Ist das konkreter geworden?

Funkel: Nein. Sportdirektor würde ich auf keinen Fall machen wollen. Wenn ich in Zukunft irgendwo im sportlichen Bereich beim FC helfend einwirken kann, dann schließe ich das nicht aus. Aber da gibt es aktuell gar keine Überlegungen, das ist noch weit weg.

SPORT1: Fehlt dem FC nicht auch mehr Power von ehemaligen Spielern?

Funkel: Vielleicht. Es ist noch gar nicht so lange her, da war Toni Schumacher Vizepräsident. Das war eine tolle Zeit. Toni kann viele Dinge aus seiner erfolgreichen Karriere einbringen, das hat er auch gemacht. So einer würde dem Klub sicher gut zu Gesicht stehen.

SPORT1: Nach dem Klassenerhalt gab es in der Nacht zu Sonntag eine wilde Party, wo gegen die Ausgangssperre verstoßen wurde. Geschäftsführer Alex Wehrle hat sich sogar entschuldigt. Wie sehen Sie hier die Außendarstellung des Klubs - Stichwort Vorbildfunktion?

Funkel: Die war während der gesamten Pandemie sehr gut. Das mit der Party fand ich auch nicht gut. Man muss aber auch sagen, dass nur die Spieler unter sich gefeiert haben und das sind alles junge Leute, die negativ getestet waren. Das ist sicher nicht gut, aber vielleicht kann man es etwas nachvollziehen. Sie wissen selber, dass es ein Fehler war. Sie haben sich dafür entschuldigt und damit muss es auch gut sein. Aber in der jetzigen Situation ist das sicher nicht vorbildlich. Ich war nicht dabei, bin gleich nach Hause gefahren.

Lob für Max Meyer

SPORT1: Nicht mehr dabei sein wird in der nächsten Saison auch Max Meyer. Er kam im Winter mit viel Hoffnung nach Köln. Wie haben Sie ihn in den vergangenen Wochen gesehen?

Funkel: Max ist ein guter Mensch und toller Spieler. Er hatte es natürlich schwer, weil er monatelang keine Spielpraxis hatte. Und auf seiner Position gibt es mit Ondrej Duda einen richtig guten Spieler, der oft getroffen hat. Max hat in Leverkusen gespielt, als Ondrej gesperrt war und das hat er sehr gut gemacht. Ich kann jedem Bundesligisten nur empfehlen, sich mit Max Meyer zu beschäftigen. Er ist ablösefrei, hat im Training immer gut gearbeitet und sich nie hängen lassen. Er hatte das Pech, dass er an Jonas Hector und Duda nicht vorbei kam. 

SPORT1: War das wirklich Ihr letztes Trainer-Engagement? Oder wollen Sie vielleicht Ihrem Herzensverein KFC Uerdingen noch mal helfen, aufzusteigen?

Funkel: Ich habe einmal den Fehler gemacht, das so endgültig zu sagen mit dem Trainerjob. Ich konnte nicht wissen, dass die Welt durch Corona so durcheinander gewirbelt wird. Jetzt behalte ich mir diese Endgültigkeit mal vor. Wenn irgendjemand noch mal Interesse hat, dass ich einem Verein helfen soll, wo auch immer, werde ich es mir überlegen.

SPORT1: Was wollen Sie ab jetzt gegen die drohende Langeweile tun?

Funkel: Ich bin wieder gesund, im vergangenen Sommer hatte ich Probleme mit der Achillessehne. Jetzt kann ich Tennis spielen und wir fahren erstmal in den Urlaub. Ich habe einen großen Bekanntenkreis und man kann hoffentlich vermehrt draußen sitzen und essen gehen. All das, was wir im vergangenen Herbst nicht konnten, als ich dann Lust verspürte, wieder als Trainer zu arbeiten. Ich werde weiter aufmerksam Bundesliga und 2. Liga schauen und lasse alles auf mich zukommen.