Hallo Fußball-Freunde,
Reif: Lewys Rekord für die Ewigkeit
die letzten Entscheidungen in der Bundesliga sind gefallen. Neben dem FC Schalke 04 muss also auch Werder Bremen den Gang in die zweite Bundesliga antreten.
Ich muss sagen, dass ich mit dem Klub Mitgefühl habe. Genau wie Schalke ist Werder eigentlich ein Erstligist. Ich muss aber auch sagen, dass der Abstieg wohlverdient war. Der 1. FC Köln hat sich hingegen in die Relegation gerettet.
Funkel hat etwas in den Köpfen der Spieler ausgelöst
Ein Chaos-Klub kann also nochmal die Kurve kriegen. Beim FC herrscht grundsätzlich große Unruhe und das bildet sich im Sportlichen ab. Es mach aber auch den Charme des Klubs aus - zumindest aus der Distanz betrachtet.
Der Klub hat immer zu hohe Ziele, die Mannschaft ist aber nicht besser als der Stand. Sie haben jetzt noch das beste daraus gemacht. Das ist auch Friedhelm Funkel zu verdanken, der erfahrene Trainer, der eigentlich schon lange im Ruhestand sein wollte, hat der Mannschaft Leben eingehaucht. Eine solche Veränderung auf der Trainerposition ist wichtig, wenn die Mannschaft nicht mehr erreicht wird.
Ein Florian Kohfeldt hat nach jedem Spiel rhetorisch gut erklären können, warum alles besser wird. Man hatte aber den Eindruck: Der kriegt die Spieler nicht mehr. Sie haben das in die Hand genommen, was sie hatten. Funkel hat etwas in den Köpfen der Spieler ausgelöst und eine Blockade gelöst.
Nach dem knappen Sieg der Kölner gegen Schalke muss man auch noch ein Wort über den VAR verlieren: Ich bin sofort dabei, wenn wir sagen, lasst uns den Videobeweis abschaffen. Mir ist das zu viel technische Spielerei. Ich finde es aber auch schwer zu erklären, im Jahr 2021 nicht alle technischen Möglichkeiten zu nutzen. Es geht um Rechtsgleichheit. Wenn es die gibt, dann sollte man sie auch nutzen. Das gilt vor allem wie solche wichtige Entscheidungen, wie im Abstiegskampf.
Union weiß, wo es herkommt und wer es ist
Für Köln wird es trotz des Teilerfolges, die Relegation zu erreichen, noch ein hartes Stück Arbeit, die Liga zu halten. Union Berlin hatte damit so gar keine Probleme und hat sich durch einen Last-Minute-Erfolg gegen RB Leipzig sogar die Teilnahme an der Conference League gesichert.
Eine beeindruckende Entwicklung, denn wenn es einen Aufsteiger gab, der sich in die erste Liga verirrt hatte, dann war es Union Berlin. Sehen Sie mal, was die jetzt daraus gemacht haben. Sie haben sich sportlich und in den Strukturen weiterentwickelt. Das ist in Bremen in den letzten Jahren nicht passiert.
Ich erinnere mich noch daran, dass ich vor ein paar Jahren ein Spiel der Bremer kommentiert habe, in dem ich richtigerweise gesagt habe, dass Werder jetzt öfter in der Champions League dabei war, als der ruhmreiche FC Bayern. Das war nicht fantasiert. Sie haben aus einer guten Ausgangsposition nichts gemacht. Sie müssen sich fragen, was sie über viele Jahre in die falsche Richtung laufen lassen haben. Jetzt ist es der Vollzug einer sportlichen Katastrophe.
Union ist genau das Gegenbeispiel. Daran sieht man: Es geht. Sie werden nicht Bayern München jagen, es macht aber einfach Spaß, sie anzugucken. Union weiß, wo es herkommt und wer es ist. Auf Schalke kann man das über Jahrzehnte nicht behaupten. Man kann sich nicht hinter Tradition verstecken. Auch in Bremen hat man das vergessen, überall sind schwarz-weiß-Fotos auf der Geschäftsstelle - von den alten Zeiten.
Union-Trainer Urs Fischer kenne ich ein bisschen aus der Schweiz. Er ist mit dem FC Basel Meister geworden und trotzdem hatten sie beim Klub andere Vorstellungen und haben ihn entlassen. Er hat nie auch nur eine Augenbraue hochgezogen und hat keine schmutzige Wäsche gewaschen. Sowas habe ich noch nie erlebt, was ich ihm auch mal gesagt habe.
Er ist mit Würde und Anstand gegangen, hat Dinge akzeptiert und die Entscheidung des Klubs nach außen getragen. So ist er. Was er macht, das macht ihm Spaß. Die gute Nachricht für alle Fans der Eisernen: Er wird auch nicht morgen bei Tottenham oder sonstwo sein, er weiß vermutlich nicht einmal, wie man Ausstiegsklausel schreibt.
Wie stellt sich Schalke auf?
Für Schalke stellt sich nach der katastrophalen Saison die Frage: Wie stellt sich der Klub auf? Erste Option: Als Erstligaklub, der sagt, wir müssen jetzt eine dunkle Phase durchgehen und in einem Jahr wieder oben sein. Oder muss sich Schalke als Zweitligaklub aufstellen, der das annimmt, was in der 2. Bundesliga verlangt wird.
Mit Werder und dem HSV werden sie auf Augenhöhe sein. Wenn sie aber nach Heidenheim und nach Sandhausen fahren, dann ist dort Volksfest-Stimmung. Die werden nicht sagen, wir machen jetzt mal ein schönes Spiel mit euch. Dann heißt es: Der Meister der Herzen ist da und jetzt passt mal auf.
Schalke schleppt finanzielle Probleme und ein großes Erbe mit. Das Umfeld muss entfiebert werden. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man es mal lässt, dass man durch den Stollen aufs Feld geht und sich auf das Wesentliche konzentriert? Ein Aufstieg ist wohl alternativlos.
Lewandowski und der Fußballgott
Es schien so als wollte der Fußballgott den alleinigen Rekord von Robert Lewandowski verhindern. Dann kam der 41. Treffer doch noch.
Wir müssen Gerd nicht schützen, nichts nimmt ihm seinen Status. Es macht Lewandowski auch nicht schlechter, dass er den Rekord geknackt hat. Es ist Leistungssport, wenn du die möglich hast, dann musst du den Rekord auch holen.
Eines ist für mich aber klar: Dieser Rekord wird nie mehr gebrochen werden – never ever.
Bis demnächst
Euer Marcel Reif
Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.