Als Thomas Schaaf am Sonntagmorgen auf dem Vereinsgelände vorfuhr, da war alles verlassen.
Werders Scherbenhaufen
So musste sich der Interimstrainer von Werder Bremen einen Tag nach dem zweiten Abstieg aus der Bundesliga selbst das Tor öffnen und danach wieder schließen.
Nach dem großen Schock und dem 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach breitete sich schnell die Leere im Verein aus. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Dabei steht der große Traditionsverein aus dem Norden vor einer ungewissen Zukunft und vor einem Scherbenhaufen.
Werder Bremen: Darf Baumann bleiben?
Es türmen sich eine Menge Probleme an der Weser. (Kommentar: Selbst schuld, Werder!)
Die wohl schwerwiegendste Frage: Wer soll den Verein aus diesem Sumpf wieder herausführen? Geschäftsführer Frank Baumann stellte im CHECK24 Doppelpass klar: "Ich bin der Richtige für Werder Bremen."
Allerdings gibt es gerade am Sport-Geschäftsführer große Kritik. So forderten die Fans am Samstag nach dem Abstieg lautstark: "Vorstand raus!" (BERICHT: Chaoten randalieren nach Werder-Abstieg)
Werders Aufsichtsratsvorsitzender Marco Bode vermied bei Sky ein Bekenntnis zu Baumann: "Es ist heute nicht der Zeitpunkt, Entscheidungen zu verkünden", sagte Bode nur.
Werder Bremen: Baumann sucht einen Trainer
Baumann betonte, er hänge nicht an seinem Stuhl, schloss aber einen Rücktritt aus.
Die Entlassung von Coach Florian Kohfeldt und dem Ein-Spiel-Comeback von Schaaf bedeutet zudem ein Vakuum auf der Trainerposition. (Service: Tabelle der Bundesliga)
"Wir müssen dahin kommen, dass wir wieder einen attraktiveren und erfolgreicheren Fußball spielen. Unser Weg muss sein, junge und hungrige Spieler zu integrieren und weiterzuentwickeln. Also brauchen wir einen Trainer, der diese Qualitäten schon nachgewiesen hat und der jetzt Lust hat, aus wenig viel zu machen und eine Begeisterung entfachen kann", erklärte Baumann bei SPORT1.
Der CHECK24 Doppelpass am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Aber darf der Sport-Geschäftsführer am Ende überhaupt selbst suchen oder wird er durch den Aufsichtsrat und von Bode bald beurlaubt?
Stars wie Rashica und Pavlenka vor dem Abgang
Diese Ungewissheit erschwert aktuell die Planungen für die Trainersuche.
Baumann will einen "externen Mann" holen für die Seitenlinie und verriet: "Wir haben einige Gespräche geführt und einen sehr professionellen Prozess, um für diese Position die richtige Entscheidung zu treffen."
Vom Kader wird zudem auch nicht viel übrig bleiben. Denn: Bremen braucht ganz dringend Geld. Die finanzielle Lage ist dramatisch.
Sogar eine Insolvenz schloss Baumann zuletzt nicht mehr aus. Stars wie Milot Rashica, Jiri Pavlenka, Maximilian Eggestein und Ludwig Augustinsson galten bereits als Verkaufskandidaten und werden nun wohl zur Auffüllung der Kasse gehen.
Versinkt Werder wie der HSV in der 2. Liga?
"Natürlich wird es auch Abgänge geben. Vielleicht gehen auch ein oder zwei Spieler mehr als bei einem Klassenerhalt. Das setzt uns in die Lage, die zusätzlichen Mindereinnahmen aufzufangen und einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen", erklärte Baumann.
Durch das fehlende Budget ist jedenfalls klar: Der ohnehin dünn besetzte Kader wird in der kommenden Saison nicht besser und noch mehr ausgedünnt.
Der Boss macht den Fans aber Mut.
"Dass es wirtschaftlich nicht leicht ist, ist klar. Ich denke aber, dass wir in den letzten Jahren die Vorkehrungen getroffen haben, was einen Abstiegsfall betrifft. Das heißt, die Spielerverträge gelten alle für die 2. Liga. Die Spieler haben alle 40 bis 60 Prozent weniger Einkommen. Das versetzt uns in die Lage, dementsprechend eine gute Grundbasis zu haben", lautet die Ansage.
Baumann gibt deshalb bereits den Wiederaufstieg als Saisonziel in der 2. Liga aus.
Allerdings: Werder Bremen droht das Schicksal des HSV. Der große Rivale aus dem Norden versucht seit drei Jahren erfolglos wieder aufzusteigen.
Für Baumann ist das egal. "Das wird nicht leicht, aber auch andere Klubs haben in den letzten Jahren gezeigt, dass ein Neuaufbau gehen kann", zeigt er sich kämpferisch.
Für einen Neuaufbau muss er aber die vielen Probleme an der Weser anpacken - und erst einmal darauf hoffen, dass er selbst weiterarbeiten darf.