Hätte die Schalker Nacht der Schande womöglich verhindert werden können?
Neue Details zur Schalke-Gewalt
Wie SPORT1 erfuhr, warnte die Polizei Gelsenkirchen die Verantwortlichen von S04 nach Ende der Partie in Bielefeld (0:1) ausdrücklich davor, die Spieler im Mannschaftsbus Richtung Veltins-Arena zu bringen. Ihr Gegenvorschlag: Die Mannschaft solle kurz vor Gelsenkirchen aus dem Mannschaftsbus aussteigen und in Shuttle-Bussen, die bereits in Bielefeld bereitstanden, nach Wohnort aufgeteilt sicher nach Hause gebracht werden.
Dieser Vorschlag wurde nach SPORT1-Informationen jedoch seitens der Vereinsführung abgelehnt, stattdessen war man der Meinung, die Spieler haben sich nach der erneuten Schmach und dem peinlichen Abstieg den Fans zu stellen. Den Spielern wurde versprochen, dass die Schalker Fanbeauftragten dafür sorgen würden, dass der Mannschaft nach Ausstieg aus dem Bus nichts passieren werde - eine fatale Fehleinschätzung.
Denn wie ein S04-Spieler, der anonym bleiben möchte, bestätigte, kam es bei der Aussprache nach Ankunft am Stadion auch zu körperlichen Angriffen: "Die Fans sind auf uns losgegangen. Wir sind ab dann nur noch gerannt. Das war Angst, pure Angst! Ich bin nur noch gerannt. Einige von uns haben Tritte und Schläge abbekommen."
Schalke-Fans lauern Serdar zu Hause auf
Wie SPORT1 erfuhr, floh Suat Serdar daraufhin per Auto in Begleitung eines Sicherheitsdienst-Mitarbeiters Richtung seiner Wohnung in Gladbeck, einer Gelsenkirchen angrenzenden Stadt.
Was danach passierte, klingt wie aus einem Action-Film: Zwei Autos verfolgten Serdar, bremsten ihn an einer Ampel aus und stellen ihn zur Rede. Immerhin: Handgreiflich wurde es an dieser Stelle nicht. Der deutsche Nationalspieler konnte seine Heimfahrt fortsetzen.
Zu Hause wartete aber schon die nächste unschöne Überraschung auf ihn: eine Gruppe von Leuten stand vor Serdars Eingangstür, weshalb er wieder kehrtmachte. Die Nacht soll Serdar nicht in seiner Wohnung verbracht haben.
Die Polizei nahm diesen Vorfall unterdes zum Anlass, auch umliegende Wohnungen von Spielern zu überprüfen. So sollen die Adressen von Amine Harit und Benito Raman (Raman stand nicht einmal im Kader) von der Polizei angefahren worden sein, um sicherzustellen, dass dort keine aufgebrachten Anhänger auf die Spieler warten. Was zum Glück der Fall war.
Drohungen gegen Schalke-Spieler in der Vorrunde
Die Frage, die bleibt: Hätten die Schalker Verantwortlichen nicht damit rechnen müssen, dass einige Chaoten deutlich über die Stränge schlagen werden?
Schließlich kam es bereits vor und nach dem verlorenen Revierderby (0:4) in der Rückrunde zu unschönen Vorfällen, bei denen einige "Fans" sich u.a. Zutritt zum Mannschaftshotel verschafften, das Stadioninnere stürmen und die Spieler stellen wollten.
Auch in der Vorrunde gab es nach dem 1:1-Remis zuhause gegen Union vor dem Stadion bereits eine Art Drohung Richtung Team, bevor es zum Derby nach Dortmund gehen sollte: "Das Derby ist das wichtigste Spiel im Jahr. Ihr geht da raus und gebt alles. Das kann man verlieren, es kommt aber auf die Art und Weise an. Wenn ihr euch nicht mindestens so präsentiert wie heute, dann sehen wir uns wieder. Dann wird es aber nicht so friedlich. Ist das angekommen?"
Am 20.04.2021 setzen sie ihre Drohung schließlich in die Tat um. Ein auf allen Ebenen erschütternder Tag für den einst so großen Traditionsklub Schalke 04.