Beim FC Bayern nimmt der Konflikt zwischen Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic immer größere Ausmaße an.
Kann es bei Bayern nur einen geben?
"Es ist nicht der Streit zwischen zwei Typen, die miteinander nicht können. Es ist ein Kampf um die Macht und um Hierarchien", urteilte Marcel Reif am Sonntag im CHECK24-Doppelpass.
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Doch wer hat eigentlich die besseren Karten? Geht es nach den SPORT1-Usern, gibt es bei dieser Frage keine zwei Meinungen. 85 Prozent (!) der über 35.000 Abstimmenden (Stand: Sonntag, 21.00 Uhr) sprechen sich dafür aus, dass im Zweifel Salihamidzic den Klub verlassen soll.
Aber wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass im Sommer weitreichende Veränderungen auf Trainer- oder Vorstandsebene anstehen?
Die Fronten bleiben verhärtet
Nach SPORT1-Informationen wollen die FCB-Bosse idealerweise sowohl mit Salihamidzic als auch Flick weitermachen. Beide stehen bis 2023 unter Vertrag und haben keine Ausstiegsklausel. Allerdings: Vereinsintern wird Salihamidzic zunehmend kritischer gesehen.
Man wünscht man sich zwar, dass beide einigermaßen harmonisch miteinander arbeiten, in erster Linie sollen sie aber gemeinsam erfolgreich sein.
Doch die Fronten sind und bleiben verhärtet. Während des Spiels gegen Union Berlin (1:1) würdigten sie sich kaum eines Blickes, schauten mehrmals aneinander vorbei. Auch außerhalb der Spieltage ist die Kommunikation zwischen beiden gering, sie sprechen nur das Nötigste ab.
Dass das trotz kleinerer und größerer Meinungsverschiedenheiten der beiden Alphatiere trotzdem funktionieren kann, hat die Sextuple-Saison - während der es auch schon knisterte - eindrucksvoll bewiesen.
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Wichtig sei, "dass beide dasselbe Ziel haben. In den letzten 18 Monaten haben die beiden eine Mannschaft aufgebaut, die sechs Titel geholt hat und attraktiven Fußball spielt. So schlecht kann das nicht sein", erklärte Bayern-Präsident Herbert Hainer am Sonntag bei Sky. Beide müssten "kein Liebespaar sein. Sie müssen gut zusammenarbeiten - und das machen sie".
Hainer betonte, dass Flick ein gültiges Arbeitspapier bis 2023 besitzt - und er nach wie vor davon ausgeht, dass der Trainer diesen erfüllen wird.
"Ich komme aus einem Wirtschaftsunternehmen, wo viele Verträge abgeschlossen wurden. Und ich bin es gewohnt, dass Verträge eingehalten werden", machte der ehemalige adidas-Chef deutlich.
Was dafür spricht, dass Hainer seinen Willen bekommt: Flick betont immer wieder, wie gerne er mit seiner Mannschaft zusammenarbeitet.
"Ich wollte einfach damit dokumentieren, wie geil diese Mannschaft ist, welche Mentalität sie hat. Und dafür bin ich da, dafür bin ich verantwortlich. Alles andere ist nicht mein Ding", hatte der 56-Jährige vor der Partie gegen Union Berlin gesagt, als er gefragt wurde, warum er die Qualität der Mannschaft und damit indirekt auch Hasan Salihamidzics Arbeit öffentlich hinterfragt hatte.
Salihamidzic hat Hoeneß als Fürsprecher
Die Frage, die bleibt: Ist Flicks Leidenschaft für seine Mannschaft groß genug, um zu akzeptieren, dass am Ende immer sein Vorgesetzter Salihamidzic, der mit Uli Hoeneß einen mächtigen Fürsprecher hinter sich weiß, das letzte Wort in Personalentscheidungen haben wird?
"Wenn sie so weitermachen, wird das Thema die Gazetten und Diskussionen bis zum Ende der Saison füllen", prophezeit Reif. "Wenn es am Dienstagabend auch sportlich problematischer wird, kriegt es noch mehr Fahrt. Ich glaube, das wird alles nicht so einfach."
Kann es am Ende also wirklich nur einen geben?
Flick hat im Grunde nicht vor, die Bayern um Freigabe zu bitten, um möglicherweise Bundestrainer zu werden. Ebenso will der Verein ihm in diesem Fall auch nicht ohne Weiteres die Freigabe erteilen. Nach SPORT1-Informationen möchte ihn der Verein selbst dann nicht einfach so gehen lassen, sollte Flick die Bayern tatsächlich um Auflösung des Vertrags bitten. Eine finale Entscheidung über seine Zukunft hat Flick nach SPORT1-Informationen noch nicht getroffen.
Dass Flick unter den aktuellen Voraussetzungen mit Salihamidzic weiterarbeiten wird, ist aber unwahrscheinlich. Auch deshalb verzichtet er bis auf Weiteres auf ein klares Bekenntnis pro Bayern. Denn er wartet Entwicklung und Entscheidungen an.
Vieles deutet aktuell daraufhin, dass es nur noch darauf ankommt, für wen sich die Bayern-Bosse um Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge am Ende entscheiden.