"Es war bodenlos, was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben - das war eine absolute Frechheit", schimpfte Augsburgs André Hahn nach dem Schlusspfiff in der Fuggerstadt bei DAZN - und brachte die Geschehnisse des Freitagabends damit ziemlich gut auf den Punkt.
FCA-Keeper: Eier in Kabine gelassen
"Wie wir verteidigt haben, das geht einfach gar nicht", sagte Hahn, der mit seiner Mannschaft zur Pause mit 0:3 gegen die abstiegsbedrohten Kölner zurücklag. (Der Spielverlauf zum Nachlesen im LIVETICKER)
FC-Coach Friedhelm Funkel landete mit seinem Team beim 3:2 (3:0)-Sieg hingegen einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf - in dem der FCA jetzt auch wieder mittendrin steckt. Der rot-grün-weiße Vorsprung auf den Relegationsplatz - auf dem nun Köln steht - beträgt nur noch vier Punkte. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Auch FCA-Coach Heiko Herrlich könnte bei den Rot-Grün-Weißen zur Debatte stehen. "Ich schätze Heiko unglaublich, aber erlauben sie es mir, dass wir uns nach so einem Spiel das Wochenende Zeit nehmen, um uns zu besprechen und zu analysieren, wie es zu so etwas kommen kann", sagte Manager Stefan Reuter angesichts der Leistung der Mannschaft in der ersten Halbzeit, die er ebenso wie Herrlich als "desaströs" bezeichnete.
Auch auf wiederholte Nachfrage wollte Reuter nicht garantieren, dass Herrlich in den verbleibenden drei Spielen der Saison noch Trainer sein wird. "Wir haben jetzt gegen drei Mannschaften, die in der Tabelle hinter uns stehen, nur einen Punkt geholt. So etwas muss man erst mal sacken lassen", sagte der ehemalige Nationalspieler. "Zu gegebener Zeit" werde dann bekannt gegeben, was die internen Diskussionen ergeben hätten.
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Wutrede von Gikiewicz
Augsburgs Keeper Rafal Gikiewicz setzte kurz nach dem Schlusspfiff zu einer blitzsauberen Wutrede an.
"Ich sehe nichts Positives. Wir verlieren zu Hause und lassen in den ersten 45 Minuten die Eier in der Kabine. Es war ein Abschlusstraining für sie in der ersten Halbzeit. Am Ende schießen wir ein Tor zu wenig und verlieren ein wichtiges Spiel", schimpfte der Pole bei DAZN und redete sich in Rage:
"Ich will nicht zu viel sagen, weil ich sonst eine Strafe bekomme. Wir reden vor dem Spiel, dass es um Leben oder Sterben geht und spielen dann so eine erste Halbzeit. Wir machen ein skandalöses Pressing. Dann kassieren wir ein Tor nach Einwurf in der Bundesliga - das ist auch ein Skandal. Das ist einfach viel zu wenig. Es sind jetzt 31 Spiele vorbei, ich weiß nicht, was ich sagen soll."
Herrlich hatte für die erste Hälfte "keine Erklärung. Ich glaube, dass es einige noch immer nicht kapiert haben, obwohl wir immer wieder darauf hinweisen, dass wir noch nicht gerettet sind. Zu den Gegentoren braucht man nichts sagen und die Zweikampfquote in der ersten Halbzeit war desaströs. Da hilft auch eine gute zweite Halbzeit nichts mehr und wenn du so ins Spiel gehst, dann hast du es auch nicht verdient."
Herrlich fügte an: "Ich habe zwei Wechsel in der ersten Halbzeit gemacht und dann noch einen in der Pause. Ich hätte aber auch noch vier oder fünf andere auswechseln können."
Kölns Florian Kainz zeigte sich hingegen erleichtert: "Die ganze Mannschaft ist durch, weil es eine harte Woche war. Es war eine Zitterpartie. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt, in der zweiten Halbzeit war es aber kein gutes Spiel von uns. Wir sind einfach froh über die drei Punkte und können das jetzt genießen. Köln lebt auf jeden Fall. Die zwei Siege waren sehr wichtig für uns."
Duda avanciert zum Matchwinner
Nach Treffern des überragenden Ondrej Duda (8./33.) und Florian Kainz (23.) zitterte sich die Geißbock-Elf zum zweiten Sieg nacheinander und sprang mit drei Punkten Vorsprung vor Hertha BSC auf den Relegationsplatz.
Die Berliner haben aufgrund ihrer Quarantäne allerdings noch sechs Spiele zu absolvieren, Köln nur noch drei. Dasselbe gilt für den FCA, der nach einer katastrophalen ersten Halbzeit und Treffern durch Robert Gumny (54.) und Ruben Vargas (62.) das Spiel fast noch gedreht hätte. Nach nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen hat die Mannschaft von Herrlich ein solides Polster auf die Abstiegsplätze verspielt: Sie liegt nur noch vier Zähler vor den Rheinländern.
Die Kölner waren von Beginn an gewillt, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, und wurden für ihnen Mut zur Offensive prompt belohnt. Duda erzielte nach einer Flanke von Ellyes Skhiri mit einem Volleyschuss von der Strafraumgrenze ein Traumtor, Kainz legte gegen die miserabel sortierten und in der Defensive desorientierten Gastgeber nach.
Danach düpierte Duda ein weiteres Mal die Abwehr der Augsburger, die erstmals seit achteinhalb Jahren bereits in der ersten Halbzeit drei Gegentreffer kassierten.
Herrlich reagierte auf die desolate Vorstellung seiner Mannschaft noch vor der Pause und brachte Jan Moravek und Gumny für die indisponierten Tobias Strobl und Raphael Framberger. Tatsächlich zeigte sich Augsburg nach Wiederbeginn stark verbessert, dafür verloren die bis dahin sehr konzentriert verteidigenden Kölner zwischenzeitlich den Faden und ließen sich durch Gumny und Vargas böse überraschen, Skhiri verhinderte auf der Linie den Ausgleich (72.).
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)