Hansi Flick versuchte, das Verhältnis zwischen ihm und Hasan Salihamidzic auf die üblichen Szenen einen Ehe zu reduzieren.
Das knirscht bei Flick & Salihamidzic
"Auch in einer Ehe kommt es immer mal wieder zu Unstimmigkeiten", sagte der Bayern-Trainer am Freitag auf der Pressekonferenz.
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Angespanntes Verhältnis zwischen Flick und Salihamidzic
Die Arbeitsbeziehung zwischen Flick und Sportvorstand Salihamidzic gilt als professionell, aber angespannt. Die Frage lautet daher: Kann das zur Belastung werden und sogar zur Trennung führen?
"Wir sind beide bei Bayern München angestellt und müssen unsere Entscheidungen zum Wohl des FC Bayern München treffen. Letztendlich ist wichtig, dass Bayern München erfolgreich ist", formulierte Flick ganz allgemein.
"Brazzo und ich versuchen, die Dinge so zu gestalten, dass wir uns beide einbringen. Es ist eine ganz normale Zusammenarbeit, bei der auch das eine oder andere Mal mit Sicherheit nicht immer Einigkeit herrscht, aber trotzdem ist das ganz normal. Ich sehe nichts, was uns in der Zusammenarbeit stören könnte."
Die Frage ist deshalb von Bedeutung, weil Flick auch als Topkandidat bei der Neubesetzung des Bundestrainerpostens gehandelt wird. Zwar verwies der 56-Jährige zuletzt auf seinen Vertrag bei Bayern bis 2023, auf ein klares "Nein!" in Richtung DFB verzichtete Flick aber.
Meinungsverschiedenheiten bei Transferfragen
Nichtsdestotrotz will Flick liebend gerne beim FC Bayern erfolgreich weiterarbeiten, allerdings läuft dort nicht alles reibungslos - trotz des historischen Gewinns des Sextuples. In der Vergangenheit gab es eben immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Sportvorstand Salihamidzic.
Immer wieder ging es dabei um Transfer-Themen. Im Trainingslager in Doha Anfang 2020 entbrannte erstmals ein öffentlicher Streit bezüglich der Verpflichtung eines Rechtsverteidigers.
"Wir brauchen auf jeden Fall noch Verstärkung", stellte Flick damals klar. Es gehe ihm um "mindestens zwei Spieler. Auf jeden Fall einen für die defensive und vielleicht auch für die offensive Außenbahn." Das kam bei Salihamidzic gar nicht gut an. "Ich war überrascht, dass Hansi mediale Kaderplanung betrieben hat. Davon bin ich kein Freund", gab er spitz zurück. Die Zukunft des FC Bayern hänge "nicht von einem Rechtsverteidiger ab".
Dennoch wurden Namen wie Benjamin Henrichs (jetzt RB Leipzig) oder Dodo (Schachtjor Donezk) gehandelt, Spieler, die Flick auch gerne bei Bayern gesehen hätte. Am Ende wurde Álvaro Odriozola ausgeliehen, spielte aber keine Rolle und kehrte nach nur fünf Pflichtspieleinsätzen zu Real Madrid zurück.
Flick wünschte sich Veto-Recht bei Bayern-Transfers
Was Flick auch nicht gefällt, ist der Qualitätsverlust im Kader. Nach Thiago verlassen mit David Alaba und nun auch Jérôme Boateng zwei weitere von Flick hochgeschätzte Spieler den Verein. Zudem will Salihamidzic die 7,5-Millionen-Kaufoption für Flick-Wunschspieler Tiago Dantas nicht ziehen.
Ebenso gibt es aktuell immer wieder Diskussionen darüber, warum Salihamidzics Rekordtransfer Lucas Hernández häufig nur Reservist ist und kaum ein Neuzugang, außer Leroy Sané, regelmäßig zum Einsatz kommt.
Flick bekommt zum Beispiel Druck von den Bossen wegen der Reservistenrolle von Marc Roca. Der im Herbst für neun Millionen Euro von Espanyol Barcelona geholte Mittelfeldspieler wurde beim 3:1 bei Werder Bremen für die letzten elf Minuten eingewechselt. Es war erst der fünfte Bundesligaeinsatz für den 24-Jährigen, über 90 Minuten spielte er in der Liga noch nicht. Insgesamt kam Roca nur zwölfmal zum Einsatz.
Der Kader hat in dieser Saison in der Breite zugelegt, an Qualität aber verloren. Bei Transfers wünschte sich Flick öffentlich ein Veto-Recht. Das hat er bislang nicht bekommen.
Kein öffentlicher Klartext von Salihamidzic
Hinzukommt: Salihamidzic sorgt öffentlich nicht für eine Entlastung von Flick, weil er kaum Klartext spricht. Umso mehr muss Flick Stellung beziehen und sich wöchentlich mit vielen Antworten auf die gleichen Fragen wiederholen. Das raubt ihm Kraft und Energie.
Das angespannte Verhältnis zwischen den beiden ist auch bei Torjubeln zu beobachten. Fielen sich Salihamidzic und Flick noch vor Monaten teilweise um den Hals, wirkt ihr Miteinander seit Wochen unterkühlt. Man klatscht sich ab, mehr aber auch nicht.
Salihamidzic bezeichnete Ende Januar das Verhältnis zu Flick vor dem Bundesligaspiel gegen die TSG Hoffenheim (4:1) als "völlig normal". "Das Thema wird bei euch anders gesehen, als bei uns intern", sagte Salihamidzic bei Sky.
Kahn bestätigt "eine Art Streitkultur"
Bayerns designierter Vorstandschef Oliver Kahn räumte seinerzeit Spannungen zwischen Flick und Salihamidzic ein.
"Solange das Ganze, und das ist im Moment der Fall, zum Wohle des Klubs ist, ist ja dagegen nichts einzuwenden", sagte Kahn bei Sky90. Es gebe derzeit aus seiner Sicht auch nichts zu vermitteln.
"Man hört immer wieder, dass es so eine Art Streitkultur gibt. Das ist in der Tat so'', bestätigte der ehemalige Welttorhüter und ergänzte: ''Es ist Teil der Kultur und es gehört zur DNA des FC Bayern. Ich glaube, dass das ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, sich kritisch auseinanderzusetzen.''
Eine gute Ehe funktioniert nur, wenn man sich auch wieder verträgt. Sollten die Unstimmigkeiten und damit die Streitereien zwischen Salihamidzic und Flick anhalten, kann das am Ende sogar zur Scheidung führen.