Der Überblick ist seine große Stärke!
Rhein: Darum hab ich Barca abgesagt
Torben Rhein hat im Mittelfeldzentrum der U17 und U19 des FC Bayern für Furore gesorgt. Vor wenigen Tagen unterschrieb der 18-jährige gebürtige Berliner einen neuen Einjahresvertrag bei den Münchnern, ist nun bis 2022 an den Verein gebunden. Über Einsätze bei Bayern II in der dritten Liga will sich der U-Nationalspieler für den Profikader von Hansi Flick empfehlen.
Das SPORT1-Interview mit dem Bayern-Supertalent!
SPORT1: Hermann Gerland meinte im Sommer 2017, dass man sich Ihren Namen merken müsse. Sie waren für ihn seinerzeit das größte Campus-Talent. Wie sind Sie mit diesen Vorschusslorbeeren umgegangen?
Torben Rhein: Jeder Spieler lügt, wenn er sagt, dass man sich nicht über Lob freut. Ich habe durch diese Vorschusslorbeeren aber keinen Druck verspürt. Ich habe es eher als Motivation gesehen, jeden Tag im Training und in den Spielen Vollgas zu geben.
SPORT1: Haben Sie sich von ihm schon mal einen Spruch eingefangen?
Rhein: Auf jeden Fall, da waren ein paar Sprüche dabei. Es ist cool zu wissen, dass er mich fördert und stichelt. Dann will ich ihm umso mehr zeigen, was ich kann.
SPORT1: Wie hat er Sie angestachelt?
Rhein: Ich kann mich gut an ein Spiel in der U16 erinnern. Er war Zuschauer, wir haben 2:0 gewonnen und ich war ganz zufrieden mit meiner Leistung. Er kam dann abends zu mir und fragte mich: 'Was ist los: Warum kein Tor und keine Vorlage? Wie hast du gespielt?' Ich habe dann gesagt: 'Schon ganz gut.' Und er meinte: 'Ach komm, kein Tor und keine Vorlage. Was ist daran gut?' Es gab auch mal die Situation als ich mit einem Athletik-Trainer regenerativ trainiert habe. Er hat das gesehen und mich gefragt: 'Warum trainierst du nicht?' Meine Antwort: 'Weil ich gestern gespielt habe.' Er sagte: 'Wäre ich noch Trainer, hätte ich dich heute zum Laufen geschickt.' Mit so Dingern hat er mich angestachelt. Er ist noch einer von der alten Schule.
SPORT1: Was ist Ihre Parade-Position?
Rhein: Ich kann im Mittelfeld überall spielen, als Sechser, Achter oder Zehner. Ich spiele aber am liebsten auf der Acht, weil ich dort die meisten Freiheiten habe.
Bayern-Talent Rhein: Iniesta hat mich inspiriert
SPORT1: Ihre Stärken?
Rhein: Dazu zähle ich mein Passspiel und meine Abschlüsse. Meine Beidfüßigkeit ist aber wohl meine größte Waffe.
SPORT1: Ihre Vorbilder?
Rhein: Andrés Iniesta während seiner aktiven Zeit. Er ist mein Idol und hat mich mit seiner Spielweise inspiriert. Meine aktuellen Lieblingsspieler sind Messi und Thiago Alcántara.
SPORT1: Sie wurden 2020 mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber ausgezeichnet. Ist das ein Karriere-Booster?
Rhein: Es ist eine super Auszeichnung, aber davon habe ich nie geträumt. Mein Traum war immer, Fußballprofi zu werden. Mit diesem Ziel bin ich 2017 von Hertha BSC zum FC Bayern gewechselt. Hier will ich Profi werden. Hier will ich mich durchsetzen und irgendwann in der Allianz Arena auflaufen. Deswegen habe ich meinen Vertrag auch verlängert. Die Verantwortlichen beim FC Bayern haben mich mit ihrem Konzept für meine nächsten Schritte davon überzeugt, hierzubleiben.
SPORT1: 2017 haben Sie Arsenal und Barcelona abgesagt. Wie hat man Sie beim FC Bayern überzeugen können?
Rhein: Als ich als ganzer junger Spieler gehört habe, dass mich die Bayern wollen, hat das natürlich etwas in mir ausgelöst. Es war ein Boah-Gefühl. Es ist der Traum eines jeden Spielers, mal für so einen Verein zu spielen. Als ich nach München kam und mir die Allianz Arena gezeigt wurde, bin ich zu dem Entschluss kommen: Ich will diesen Schritt wagen! Der Verein und diese Geschichte haben mich überzeugt.
SPORT1: Unter Hansi Flick haben viele Talente vom Bayern-Campus Ihr Profi-Debüt feiern konnten. Wie wichtig ist es für Sie als junger Spieler zu sehen, dass Talente wie Jamal Musiala regelmäßig Einsätze bekommen?
Rhein: Das nehme ich positiv zur Kenntnis, ganz klar. Mit Jamal habe ich letzte Saison zusammengespielt. Ich verstehe mich gut mit ihm. Ich weiß aber, dass ich selbst Qualitäten habe und meine Chance nutzen muss, wenn ich sie bekomme.
Rhein: Das habe ich von Miroslav Klose gelernt
SPORT1: Hatten Sie schon Kontakt mit Hansi Flick?
Rhein: Ich stehe hauptsächlich mit Miroslav Klose in Kontakt, meinem ehemaligen Trainer bei der U17. Unter ihm habe ich erstmals bei den Profis in München trainiert, in einer kleinen Gruppe. Mit Leroy Sané, Alexander Nübel und Tanguy Nianzou, während die anderen Spieler beim Champions-League-Turnier in Lissabon waren.
SPORT1: Was haben Sie bei der U17 unter Miroslav Klose mitgenommen?
Rhein: Einiges! Vor allem seine Mentalität, seinen Siegeswillen und seine Professionalität haben mich am meisten geprägt und weitergebracht. Er hat mir vermittelt, dass Talent und Training allein nicht ausreichen, um Profi zu werden und es auch um Disziplin außerhalb des Platzes geht. Er hat mich außerdem für Themen wie Ernährung und Schlaf sensibilisiert. Ich habe unter ihm wirklich viel gelernt.
SPORT1: Trauen Sie ihm eine große Trainer-Karriere zu?
Rhein: Ich denke schon. Als wir unter ihm trainiert haben, sind wir Spieler super mit ihm klargekommen. Es hat sich wie eine Familie angefühlt. Er vermittelt dir das Gefühl, dass man jedes Spiel gewinnen kann. Egal, wie der Gegner heißt. Das macht ihn als Trainertypen besonders.
SPORT1: Wann geben Sie Ihr Debüt bei den Profis?
Rhein: Ich will mich beim FC Bayern durchsetzen. Das ist mein klares Ziel. Wann, ist mir egal. Ich mache mir keinen Druck. Ich werde alles dafür tun, um bereit zu sein und wenn meine Chance kommt, will ich diese auch nutzen.