Ein erster Blick auf die Aufstellung des FC Bayern ließ nicht unbedingt vermuten, dass die Münchner bei Hertha BSC ohne Gegentor davonkommen sollten. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Warum Bayern hinten wieder dicht ist
Mit Robert Lewandowski, Kingsley Coman, Leroy Sané, Serge Gnabry und Thomas Müller bot Trainer Hansi Flick gleich fünf offensive Spieler auf. Als Absicherung dahinter fungierte das Ein-Mann-Bollwerk Joshua Kimmich. Und in der Viererkette ersetzte Flick den zuletzt starken Jerome Boateng durch den zuletzt nicht ganz so starken Niklas Süle.
Dennoch blieben die Bayern beim 1:0-Sieg bei Hertha BSC zum dritten Mal in den letzten vier Bundesliga-Spielen ohne Gegentor. In den 16 Spielen davor war ihnen das nur zweimal gelungen. (SERVICE: Alles zur Bundesliga)
Warum der Rekordmeister plötzlich wieder zu alter Stabilität gefunden hat, konnte man im Berliner Olympiastadion ganz gut beobachten. (Bundesliga: Die Tabelle)
Müller und Gnabry teilen sich Defensiv-Aufgaben
Zuerst war die Aufstellung gar nicht so offensiv, wie sie auf den ersten Blick den Anschein hatte. Denn die Bayern traten nicht im vermuteten 4-1-4-1-System auf, sondern eher in einer 4-1-2-3-Formation – mit Müller und Gnabry als erste Absicherung des Dreiersturms.
"Wir haben heute etwas anders gespielt, mit Kimmich, Gnabry, Müller", erklärte Müller die Defensiv-Taktik am DAZN-Mikrofon. "Einer von uns beiden, Serge oder ich, müssen diesen Job auch machen, auch wenn es ungewohnt war."
In der Anfangsphase sei den Bayern diese Umstellung durchaus anzumerken gewesen, wie Müller selbst gestand. Aber mit fortlaufender Spieldauer stellten sie sich gar nicht so schlecht an.
Das Paradebeispiel dafür lieferte der Ur-Bayer selbst. In der 48. Minute jagte Müller den Berliner Santiago Ascacibar so unerbittlich über das Feld wie ein Terrier einen Einbrecher, bis der ihm die Kugel fast freiwillig überließ.
Der Ball kam dann zu Gnabry, der nach einem Alleingang fast über die gesamte gegnerische Hälfte die Chance zum 2:0 hatte.
Müller: "Die Null steht wieder öfter"
"Man kann nicht in jedem Spiel zelebrieren", sagte Müller. "Was auffällt, ist, dass die Null wieder öfter steht bei uns.“ Das liege auch daran, „dass wir mittlerweile eine bessere Tiefenstaffelung haben".
Dass sie das nicht richtig hinbekommen haben, war der Hauptgrund für die ungewöhnlich vielen Gegentore in der Hinrunde.
Flick entwickelte für die Lösung dieses Problems zwei weitere Ansätze. Erstens lässt er seine Mannschaft generell etwas tiefer agieren, zweitens steigerte er vor allem bei seinen Abwehrspielern die Konzentrationsfähigkeit und die Intuition.
"Du musst immer hellwach sein, im Spiel kommt es immer darauf an, dass du dich auf die nächste Situation immer wieder gut einstellst", sagte der Bayern-Trainer bei DAZN schon vor dem Spiel bei der Hertha. Ein langer Ball des Gegners sei beispielsweise schon daran zu erkennen, dass er mit seinem Schussbein sehr weit aushole, so Flick.
Flick fordert Aufmerksamkeit
"Das sind Signale, die muss die Mannschaft auch erkennen. Man muss wach sein, aktiv sein, im Spiel sein. Das ist wichtig, gerade für unsere Abwehrreihe", forderte Flick.
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Gleichzeitig betont er, dass er seine Philosophie des hohen Risikos auch weiterhin umsetzen wolle. Dabei müsse seine Mannschaft aber „die Dinge natürlich besser machen, die wir nicht so gut gemacht haben“.
Fürs Erste dürfte die Mannschaft mit der Serie ohne Gegentore wieder an Stabilität und Selbstvertrauen gewonnen haben, auch wenn zu einem Zu-Null-Spiel auch immer eine herausragende Torwart-Leistung gehört.
In Berlin zum Beispiel parierte Manuel Neuer schon in der dritten Minute eine Großchance von Dodi Ludebakio. Kurz vor Schluss verkürzte er gegen Matheus Cunha den Winkel geschickt, wobei der Berliner dennoch in dieser Situation den Ausgleich hätte erzielen müssen.
Wie hatte Müller nach dem Spiel auch gesagt? "Du brauchst auch ein bisschen Spielglück, und Manu haben wir auch noch."