Hallo Fußball-Freunde,
Reif: Muss Flick defensiv umdenken?
rein tabellarisch betrachtet läuft es beim FC Bayern derzeit rund. Mit zwei Punkten Vorsprung rangiert der Rekordmeister vor RB Leipzig auf Platz eins in der Tabelle. (SERVICE: Die Tabelle der Bundesliga)
Eitel Sonnenschein herrscht deswegen aber noch lange nicht. Zwar führen die Münchner die Bundesliga an, vor allem aber die vielen Gegentore sorgen für Unmut. Gegen Gladbach wurde am Freitag eine 2:0-Führung verspielt, doch auch gegen schwächere Mannschaften bleibt der Kasten nicht sauber.
Der Tabellenletzte Mainz 05 durfte in der vergangenen Woche ebenfalls zwei Tore bejubeln, ehe die Bayern den Turbo zündeten. 24 Gegentore in nur 15 Spielen sprechen eine eindeutige Sprache.
Bayern verteidigen hoch
Das Team von Hansi Flick verteidigt hoch, weit weg vom Tor. Zwischen der Abwehrkette und Manuel Neuer liegt viel grüne Wiese. Der Triple-Trainer geht mit dieser Taktik ein hohes Risiko ein. Bricht das gegnerische Team durch die Schnittstelle, braucht es häufig wahnsinnige Paraden vom Welttorhüter. Und das wissen auch die Kontrahenten.
Wem es gelingt hinter die Abwehr zu kommen, dessen Chancen auf einen erfolgreichen Torabschluss sind gut. (SERVICE: Alle Spiele und Ergebnisse)
Wollen die Münchner im Frühjahr um alle Titel mitspielen, muss in den Köpfen mehr an Absicherung gedacht werden. Ansonsten dürfte es vor allem in der Champions League große Probleme geben.
BVB-Profis sind Terzic etwas schuldig
Probleme gab es bis vor kurzem auch beim BVB. Immer wieder hatte man das Gefühl, dass die Dortmunder ein Spiel verlieren, wenn sie nicht mit spielerischer Leichtigkeit agieren können. Sobald eine andere Mannschaft nicht mitspielen wollte, sobald Gegenwind kam, wurde es schwierig.
Gegen Leipzig haben wir nun endlich einen anderen BVB gesehen. Die Mannschaft hat das Spiel abgearbeitet, defensiv leidenschaftlich gekämpft - eine deutlich erfolgversprechendere Taktik.
Die Schwarz-Gelben sind zurück und das sind sie dem neuen Trainer Edin Terzic auch schuldig. Nach den Interviews von Reus und Hummels war klar, dass es mit Lucien Favre nicht mehr weitergeht. Das war wie eine Entlassungsurkunde. Wenn zwei erfahrene Spieler stellvertretend für eine Mannschaft sagen, dass man mit einem Coach nicht mehr weitermachen will, dann ist man dem neuen Trainer so einiges an Engagement und Einsatz schuldig.
Harit überzeugt bei Schalke
Mit Christian Gross hat auch der größte Rivale im Pott einen neuen Trainer. Durch den Schalker Sieg gegen Hoffenheim konnte immerhin die Einstellung des uralten Tasmania-Rekordes verhindert werden.
An Neuzugang und Ersatz-Kapitän Sead Kolasinac allein hat dies aber nicht gelegen. Viele Aspekte haben beim Erfolg am Samstagnachmittag zusammengespielt. Mich persönlich hat vor allem Amine Harit überzeugt.
Fußball spielen konnte er schon immer, Abstiegskampf dagegen nicht. Nun hat er auch in dieser Hinsicht endlich Qualität gezeigt.
Dennoch: Die Königsblauen sind gedanklich immer noch nicht da angekommen, wo sie laut Tabelle und Kontostand stehen müssten. Das müssen sie in Zukunft dringend angehen.
Bis demnächst,
Euer Marcel Reif
Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.