Natürlich sicherte sich Matthew Hoppe den Ball, mit dem er beim 4:0-Sieg gegen Hoffenheim zum historischen Matchwinner avancierte und außerdem - noch viel wichtiger - die schier unglaubliche Schalke-Serie von 30 sieglosen Bundesliga-Spielen beendete.
Der Erlöser aus dem Nichts
Co-Trainer Naldo besorgte dem 19-jährigen US-Talent das besondere Spielgerät.
"Ich habe keine Worte dafür", sagte Hoppe nach dem Match, während die Stadionregie ihm zu Liebe den Kultsong 'California Dreamin' aus den 70ern von The Mamas and The Papas spielte. "Von der kalifornischen Sonne ist er zu uns an den Emscher Strand gekommen", bedankte sich der enthusiastische S04-Stadionsprecher beim dreifachen Torschützen.
Der Nobody-Erlöser des FC Schalke 04
Matthew Hoppe ist Schalkes Nobody-Erlöser. Auf vier glücklose Bundesliga-Einsätze war der US-Amerikaner vor dem Hoffenheim-Spiel gekommen. Viele Experten sprachen ihm schon die Bundesliga-Tauglichkeit ab.
Teamkollege Mark Uth sagte vorige Woche nach der 0:3-Pleite bei Hertha: "Matthew Hoppe ist 19, er kommt aus der zweiten Mannschaft, müht sich und hängt sich rein. Aber es ist eben schwer in der Bundesliga."
Ex-Trainer Manuel Baum schenkte dem Teenie erstmals Ende November das Vertrauen, Christian Gross hielt trotz schwacher Leistungen an ihm fest. "Ich gebe den jungen Spielern grundsätzlich eine Chance", sagte der 66-jährige Schalke-Coach. "Wenn sie einen jungen Spieler nach einem schlechten Spiel gleich rausnehmen, ist das nicht förderlich."
Matthew Hoppe schreibt Schalke-Geschichte
Gegen Hoffenheim platzte Hoppes Knoten - und wie! Ein frecher Lupfer (42.), ein eiskaltes Eins-gegen-Eins (57.) und ein ebenso kaltschnäuziger Abschluss (63.) - als hätte er nie etwas anderes gemacht. Rund 20 Minuten brauchte der "California Boy", um die königsblaue Horror-Serie von 358 Tagen ohne Sieg zu beenden und die Rote Laterne gleich an Mainz abzugeben.
Damit ist der Stürmer jüngster Dreierpacker in der langen Schalker Bundesliga-Historie. Und: Ein Hattrick gelang einem Schalker zuletzt vor über sechs Jahren (Eric Maxim Choupo-Moting beim 4:0 gegen Stuttgart). (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Wer ist dieser Matthew Hoppe? Trotz seiner deutschen Wurzeln spricht man ihn "Hoppie" aus. Er wuchs in der 70.000-Einwohner-Stadt Yorba Linda an der sonnigen US-Westküste auf, lernte das Kicken bei den California United Strikers FC und ging im Alter von 15 Jahren nach Arizona zur "Barca Academy", ein Ableger der berühmten "La Masia"-Talentschmiede des FC Barcelona. Wer dort spielt, hat entweder ein Stipendium oder zahlt rund 40.000 Dollar pro Jahr.
In der Barca Academy machte Hoppe gleich im ersten Jahr auf sich aufmerksam, schoss in 30 Spielen 24 Tore. Im zweiten Jahr wurde er mit 29 Treffern US-Torschützenkönig in seiner Altersklasse. Hattricks erzielt Hoppe scheinbar gerne. In seiner letzten Saison in der Heimat gelangen ihm fünf davon.
Bremen und Düsseldorf verzichteten auf Hoppe
Im Frühjahr 2019 wurde Hoppe in Deutschland angeboten - nach SPORT1-Informationen neben Schalke unter anderem auch bei Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf. Während die beiden letzten Klubs ablehnten, fand Schalkes legendärer U19-Trainer Norbert Elgert Gefallen an ihm. Unter Elgert machte Hoppe 20 U19-Spiele, schoss fünf Tore und gab einen Assist. (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Der 1,91-Meter-Mann, der im März 20 wird, spielte zuletzt in der Regionalliga West (16 Spiele, ein Tor) und war dort oft nur Bankdrücker.
Bei den Profis darf er vor allem wegen der Stürmer-Not ran. Hoppe war nach dem Spiel glücklich: "Man hat gesehen, dass wir 90 Minuten lang gekämpft haben. Das war schön zu sehen. Ich hoffe, das Team kann weiter so kämpfen, zuversichtlich bleiben und die Liga halten."
Und Gross befand: "Er gibt in jedem Training 100 Prozent. Das ist die richtige Einstellung. Er hatte heute einen grandiosen Tag, an den er sich immer zurückerinnern wird. Er weiß selbst aber, dass er noch viel an sich arbeiten muss. Seine professionelle Einstellung ist aber unheimlich toll."
Trotzdem: Vom Hoppe-Dreierpack wollen sich die Schalke-Bosse nicht blenden lassen. Mindestens ein Mittelstürmer wird weiterhin gesucht. "Wir arbeiten hart daran, das ist mein Wunsch und der des ganzen Vereins, dass wir uns weiter verstärken", sagt Gross. "Vor allem in der Offensive. Daran ändert sich nichts."