90 Minuten saß Alphonso Davies gegen den FC Augsburg (1:0) auf der Bank, während Lucas Hernández als Linksverteidiger mächtig Eigenwerbung für sich betreiben konnte.
Was ist bloß mit Davies los?
"Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht", lobte Hansi Flick den Franzosen nach Abpfiff. "Er war sehr aggressiv und hat auch nach vorne gute Akzente gesetzt."
Im Vergleich zum 2:1-Heimsieg gegen den SC Freiburg nahm Flick nur diesen einen Tausch in der Startelf vor. Davies musste auf die Bank, weil er gegen die Breisgauer kein gutes Spiel gezeigt hatte, in der Defensive wackelte und nach vorne kaum Akzente setzen konnte.
Seine Fehlpass-Quote ist zwar immer noch die zweitbeste unter den Bayern-Verteidigern und seine Zweikampfwerte stimmen auch. (Service: Ergebnisse und Spielplan)
Davies bislang nur mit einer Torvorlage
Trotzdem tut sich Davies in dieser Saison schwer. In bislang 15 Pflichtspiel-Einsätzen (1019 Minuten) hat er nur eine Torbeteiligung vorzuweisen: Einen Assists beim 3:2 im DFL-Supercup gegen Borussia Dortmund am 30. September vergangenen Jahres.
Anders als noch in der Vorsaison wirkt Davies, wenn er denn spielt, nicht mehr so zielstrebig und fintenreich im Offensivspiel. In der Defensive irrt er oft im luftleeren Raum umher, weshalb er bei der Pokal-Pleite in Kiel von seinem Trainer ein ums andere Mal gerüffelt wurde.
Es scheint, als fehle ihm die mentale Frische, um in einer Mannschaft zu glänzen, die derzeit ohnehin darum bemüht ist, sich von Spiel zu Spiel zu kämpfen und Siege nicht mehr leicht, sondern mit viel Kampf herbeiführt.
Bänderriss hat Nachwirkungen
Ein Grund, warum Davies derzeit weit entfernt ist von seiner Topform: Zwischen Ende Oktober und Anfang Dezember 2020 fiel er 42 Tage aufgrund eines Bänderrisses im Sprunggelenk aus und verpasste neun Spiele. Wie seine Mitspieler hatte auch er keine Zeit, sich in einer Sommer- und Wintervorbereitung wie gewohnt in Schuss zu bringen.
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Hernández hingegen wirkt aktuell fit und spritzig und hinterließ gegen Augsburg einen positiven Eindruck.
Den entscheidenden Elfmeter zum 1:0 von Robert Lewandowski (13.) holte der 24-Jährige durch einen offensiven Vorstoß heraus. Mit gutem Stellungsspiel verhinderte er einen Augsburger Konter (30.) und bekam von Flick einen anerkennenden Klaps (42.). Außerdem führte der Weltmeister von 2018 die meisten Zweikämpfe (32), gewann dabei 62,5 Prozent Duelle, und zeigte die meisten Sprints (31) aller Bayern. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Bleibt Davies vorerst auf der Bank?
Gut möglich! Linksfuß Hernández bleibt in dieser Saison sein größter Konkurrent, da David Alaba in der Innenverteidigung gesetzt ist.
Davies wertvollster Linksverteidiger der Welt
Für den 20-jährigen Kanadier wird es vorerst darum gehen, sich wieder auf seine Stärken zu besinnen und sich nicht allein auf die Lorbeeren seines Wahnsinns-Jahres 2020 zu verlassen.
Davies avancierte zum Bayern-Newcomer der Saison, er gewann das Triple, sein Marktwert schoss in Windeseile auf 80 Millionen Euro, was ihn zum derzeit wertvollsten Linksverteidiger der Welt macht. Zudem wurde er zu Kanadas Sportler des Jahres und zum Bundesliga-Rookie der vergangenen Saison gewählt und steht in der FIFA-Mannschaft des Jahres 2020. Erfolge, die Davies etwas zum Höhenflug verleitet haben sollen.
Flick ist erfahren genug, um das Supertalent (Vertrag bis 2025) in den kommenden Wochen wieder in die Spur zu bringen. Der Spieler selbst muss nun zeigen, dass er nachlegen kann. Denn auf den Erfolgen der Vergangenheit kann er sich beim FC Bayern nicht ausruhen.