Fünf Ligaspiele, 260 Minuten - mehr war für Mahmoud Dahoud in der Hinrunde nicht drin. Der Nationalspieler steht beim BVB auf dem Abstellgleis.
Ein DFB-Star auf dem Abstellgleis
Seit sieben Ligaspielen wartet der 25 Jahre alte Techniker auf einen Einsatz, zwei Mal wurde er dabei gar nicht erst für den Kader nominiert. Heute Abend könnte er aber ausgerechnet im Topspiel bei seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach (Bundesliga: Borussia Mönchengladbach - BVB ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) eine Chance erhalten. Der Mittelfeld-Star im Kader, für die Startelf reicht es aber nicht. (Hier zur Bundesliga-Tabelle)
"Mo trainiert gut, gibt Gas im Training", antwortete Edin Terzic Anfang der Woche auf SPORT1-Nachfrage, wieso Dahoud zurzeit völlig außen vor ist. "Jeder Spieler im Kader ist wichtig, wir sind über jeden Spieler glücklich. Seine Situation kann sich schnell wieder ändern."
Mo Dahoud unzufrieden beim BVB
Vielleicht heute schon. Nach der schweren Verletzung von Axel Witsel (Achillessehnenriss) und der Gelb-Sperre von Thomas Delaney hat Terzic für den West-Kracher bei den Fohlen im zentralen Mittelfeld nämlich nicht mehr viele Alternativen. Die Wahl für die Doppel-Sechs fiel zwischen Emre Can, Jude Bellingham und eben Dahoud. Terzic entschied sich für die beiden Erstgenannten
Bleibt Dahoud auch heute außen vor, wäre das ein klares Zeichen. Dahoud ist unzufrieden, würde gerne mehr spielen. Dass beispielsweise gegen Mainz (1:1) in Mateu Morey, Felix Passlack und Nico Schulz drei Außenverteidiger statt Dahoud auf der Bank saßen, gab ihm zu denken.
Was hat der BVB gegen Dahoud?
"Es stimmt nicht, dass er keine Rolle spielt", wehrt sich Terzic. "Mo ist Teil des Teams. Natürlich machen wir uns Gedanken. Vor ein paar Tagen hatten wir noch eine etwas andere Situation. Wir hatten auf dieser Position sehr viele Optionen. Ich muss harte Entscheidungen treffen, das war eine dieser harten Entscheidungen."
Brandt schwärmt von Dahoud
Für zwölf Millionen Euro holte der BVB den damals frisch gebackenen U21-Europameister aus Gladbach. Dahoud pendelte seither aber immer zwischen Bank und Spielfeld. Weder unter Peter Bosz noch unter Lucien Favre und jetzt unter Terzic war er Stammspieler.
Dabei gehört der 25-Jährige zu den technisch besten Spielern im Kader. Selbst Teamkollege Julian Brandt schwärmte kürzlich: "Von den Anlagen her ist das mit das Beste, das ich je gesehen habe. Ich bin mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird."
Zu Saisonbeginn sah es noch gut aus für Dahoud. Wegen des straffen Terminkalenders bekam er Einsätze, spielte bis Dezember wettbewerbsübergreifend 507 Minuten - fast so viele wie in der ganzen letzten Saison (584). In der Champions League in Brügge (3:0) oder im Derby gegen Schalke (3:0) trat Dahoud als Taktgeber im Mittelfeld auf und zeigte starke Leistungen.
Bundestrainer Jogi Löw, der heute Abend in Gladbach im Stadion sein wird, machte den Deutsch-Syrer im Oktober und November sogar zum Nationalspieler.
Dahoud denkt über Wechsel nach
Beim BVB ist Dahoud aber nur noch Bankdrücker. Ein Winter-Wechsel ist deshalb nicht ausgeschlossen.
Wie SPORT1 erfuhr, ist die Spielerseite mit dem Wunsch nach einem klärenden Gespräch an die BVB-Bosse herangetreten. Nach dem Gladbach-Spiel will Sportchef Michael Zorc eine Entscheidung fällen: Verleihen, verkaufen oder behalten. "Wir werden uns mit jeder Situation individuell beschäftigen", hatte Zorc kürzlich noch gesagt.
Der BVB muss für sich beantworten, ob man Dahoud trotz des Witsel-Ausfalls ziehen lässt. Und Dahoud, der noch einen Vertrag bis 2022 hat und mehr als fünf Millionen Euro im Jahr verdient, muss - auch mit Blick auf die EM im Sommer - für sich entscheiden, ob er nicht lieber wieder spielen will.
Dahoud hat mehrere Anfragen aus dem Ausland vorliegen. Unter anderem AS Monaco und Olympique Marseille haben Interesse bekundet. Ein Angebot ist beim BVB bislang aber noch nicht reingeflattert.