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FC Bayern: Präsident Herbert Hainer über Hansi Flick, "Lex Bayern" und Zukunft

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FC Bayern: Präsident Herbert Hainer über Hansi Flick, "Lex Bayern" und Zukunft

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Hainer: "Es gibt keine Lex Bayern"

Bayern-Präsident Herbert Hainer spricht im SPORT1-Interview über Trainer Hansi Flick und dessen Zukunft. Eine Sonderbehandlung des Klubs wegen des verlegten Pokalspiels weist er zurück.
Der Bayern-Präsident ist im exklusiven SPORT1-Interview voll des Lobes für seinen Trainer. Er traut Hansi Flick eine Ära im Klub zu.
Bayern-Präsident Herbert Hainer spricht im SPORT1-Interview über Trainer Hansi Flick und dessen Zukunft. Eine Sonderbehandlung des Klubs wegen des verlegten Pokalspiels weist er zurück.

Hansi Flick hat beim FC Bayern einen Vertrag bis 2023 - wird aber schon als Bundestrainer gehandelt.

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Müssen sich die Münchner Sorgen machen, dass der Triple-Trainer den Verein bald verlässt?

Präsident Herbert Hainer nimmt im SPORT1-Interview zu Flicks Zukunft Stellung, spricht darüber hinaus über den Vorwurf einer "Lex Bayern" und den neuen Verteilungsschlüssel der TV-Gelder.

SPORT1: Herr Hainer, das erfolgreiche Bayern-Jahr 2020 ist vor allem auf Hansi Flick und sein Trainerteam zurückzuführen. Was imponiert Ihnen am meisten?

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Herbert Hainer: Es ist vor allem die beeindruckende Art und Weise, wie wir die Titel gewonnen haben. Die Mannschaft hat so attraktiv und erfolgreich gespielt, dass alle gesagt haben: "Der FC Bayern ist die beste Mannschaft Europas oder sogar der Welt." Das ist die Handschrift von Hansi Flick. Neben seinem Fachwissen schafft er es mit seinen menschlichen Fähigkeiten, ein Team aus 25 Individualisten zu formen, in dem einer für den anderen kämpft. Diese Mannschaft harmoniert und hat Spaß. Das sehe ich jeden Tag, wenn ich aus meinem Bürofenster auf den Trainingsplatz schaue.

SPORT1: Sind Hansi Flicks Empathie und Führungsstärke erlernbar oder eine Gabe?

Hainer: Man muss Menschen mögen, auf sie zugehen können und gerne mit ihnen zusammen sein. Es gibt zwar genug Fachliteratur, aber mit einer Mannschaft in der jeweiligen Situation richtig umzugehen und sie immer so zu motivieren, dass sie das Letzte aus sich herausholt, ist eine Gabe.

SPORT1: Er hat einen Vertrag bis 2023. Ist das nicht zu kurz gedacht?

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Hainer: Nein. Hansi Flick fühlt sich wohl bei uns, daher braucht man sich darüber keine Gedanken zu machen. Wo würde er eine bessere Mannschaft und Infrastruktur finden als bei uns? Wir sind happy mit ihm - und er mit dem FC Bayern.

SPORT1: Könnte er jederzeit mit seinem Kugelschreiber einen neuen Vertrag unterschreiben?

Hainer (lacht): Das ist Aufgabe unserer sportlichen Leitung. Sie wird sich mit ihm zusammensetzen, sobald es für alle Beteiligten ein Thema wird.

SPORT1: Hansi Flick wird als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw gehandelt. Haben Sie Angst, ihn zu verlieren?

Hainer: Es ehrt Hansi Flick und den FC Bayern, dass wir einen Trainer haben, von dem jeder sagt, er könne Bundestrainer sein. Aber Hansi Flick hat bei uns noch einen Vertrag bis 2023.

"Es gibt keine Lex Bayern"

SPORT1: Kann er beim FC Bayern eine Ära prägen?

Hainer: Ich traue Hansi Flick zu, bei uns eine Epoche zu beschreiben, die geprägt sein wird von sportlichem Erfolg, Menschlichkeit, Persönlichkeit und Freude im Klub. Und glauben Sie mir: Wir sind alle voller Freude, obwohl wir auf der Tribüne manchmal angespannt wirken. Es macht uns viel Spaß, diesem Team zuzuschauen.

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SPORT1: Zuletzt wirkte es müde, weshalb man nun schon das zweite Pokalspiel verlegt hat. Von einer "Lex Bayern" ist die Rede und von Bayern-Mauscheleien mit dem DFB.

Hainer: Es gibt keine Lex Bayern. Wir haben eine höhere Belastung in der Bundesliga als jeder andere Verein. Das steht außer Frage, denn wir haben viel mehr Spiele durch all die Wettbewerbe, in denen wir vertreten sind. Wir haben bis Ende August in der Champions League gespielt, und zwei Wochen später fing die Bundesliga wieder an. Daher haben wir den DFB gebeten, das Pokalspiel am 23. Dezember zu verlegen, damit wir unseren Spielern wenigstens ein paar Tage frei geben können. Denn am 3. Januar beginnt bei uns schon wieder die Rückrunde. Der DFB hat dem stattgegeben, weil man gesehen hat, was wir für eine Belastung haben. Die Entscheidung ist für alle Beteiligten vernünftig. Holstein Kiel hat dem ja auch zugestimmt.

SPORT1: Ihre Meinung zum neuen Verteilungsschlüssel der DFL?

Hainer: Es wurde ein fairer Kompromiss gefunden. Den kleineren Vereinen kommt mehr Geld zu. Auf der anderen Seite hat man den großen Klubs so viel Geld gelassen, dass sie international wettbewerbsfähig sein können. Man will ja auch, dass die Top-Klubs international erfolgreich sind. Das strahlt auf die Bundesliga ab. Obwohl wir etwas abgeben müssen, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden.

SPORT1: Wer wird dem FC Bayern auf Sicht gefährlich?

Hainer: In der Bundesliga scheint sich ein Dreigestirn herauszukristallisieren: Bayern, Dortmund und Leipzig. Leipzig hat eine interessante Mannschaft, sie leisten sehr gute Arbeit und bauen sich sukzessive auf. International stellen wir uns Real Madrid, Barcelona, Paris, Juventus und den englischen Teams.

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SPORT1: Durch das erfolgreiche Jahr 2020 hat sich der Verein eigene Benchmarks gesetzt. Wäre alles andere als die Triple-Verteidigung in dieser Saison eine Enttäuschung?

Hainer: Das wäre eine Fehlinterpretation, denn in diesem Fall müssten wir jedes Jahr alles gewinnen. Das geht natürlich nicht. Wir haben aber schon den Anspruch, den sportlich größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Immer unter der Maxime, dass wir dabei wirtschaftlich vernünftig handeln. Der FC Bayern wird sich nie groß verschulden, nur, um dem letzten Punkt nachzujagen. Eine Verteidigung des Triples oder der Champions League wäre aber eine tolle Sache. 

"Das habe ich mit meinen 66 Jahren noch nicht erlebt"

SPORT1: Wie bewerten Sie das Jahr 2020?

Hainer: Es war unheimlich ereignisreich. Einerseits waren wir sportlich extrem erfolgreich. Andererseits hat die Pandemie Einfluss auf unsere Gesellschaft, unser Zusammenleben und natürlich auch auf den Fußball. Das habe selbst ich mit meinen 66 Jahren noch nicht erlebt. Diese Herausforderung ist noch nicht vorbei. Seit dem 8. März spielen wir im eigenen Stadion ohne Zuschauer. Das hat Einfluss auf die Einnahmen, die Fußball-Kultur im Stadion und das Fanverhalten.

SPORT1: Ihr erstes komplettes Jahr als Bayern-Präsident neigt sich dem Ende. Sind Sie der Präsident von allen, wie Sie es sich eingangs als Ziel gesetzt haben?

Hainer: Ja. Mir ist es wichtig, allen unseren Abteilungen Wertschätzung entgegenzubringen, genau wie den Basketballern oder der Frauen-Mannschaft, mit deren Spielerrat ich mich zum Beispiel in der Vorrunde getroffen habe. Im Sommer habe ich alle Abteilungsleiter unserer Amateurbereiche zum Essen eingeladen. Wir sind in regelmäßigem Austausch.

SPORT1: Wie lange wollen Sie im Amt bleiben?

Hainer: Ich bin für drei Jahre gewählt worden, und die will ich so gut es geht bewerkstelligen. Danach schauen wir weiter. Aber natürlich gefällt mir diese Aufgabe, denn ich bin sportverrückt. Es macht mir unheimlich Spaß. Wenn man so viele Erfolge hat wie wir, ist es natürlich noch schöner. Für mich ist es wichtig, meinen Teil dazu beizutragen, diesen Verein in die Zukunft zu führen. Wir verlieren mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge im Management zwei herausragende Persönlichkeiten, die diesen Verein und den Fußball in Deutschland über Jahrzehnte geprägt haben. Diesen Übergang möchten wir alle so erfolgreich und reibungslos wie möglich hinbekommen. Dieser Prozess begann vor gut zwölf Monaten und wird nun auch mit unserem Projekt "FC Bayern AHEAD" weiter vorangetrieben. Gelingt uns ein Übergang auf absolutem Top-Niveau, haben wir alle einen guten Job gemacht.

SPORT1: Ist der Verein in Corona-Zeiten zusammengerückt?

Hainer: Ich kann nur sagen: Chapeau, wie der FC Bayern die vergangenen zwölf Monate gemeistert hat. In so einer Situation haben sich unsere Stärken noch deutlicher herauskristallisiert. Dieser Zusammenhalt, das Mia-san-mia. Wir helfen einander. Wir können diese Krise schaffen und nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern auch wirtschaftlich vernünftig arbeiten und unserer sozialen Verantwortung in der Gesellschaft nachkommen, wie zuletzt mit der Aktion "Sternstunden".

SPORT1: Knallt es beim FC Bayern auch mal?

Hainer: Absolut. Wir haben auch unterschiedliche Meinungen und diskutieren diese. Das Gute beim FC Bayern ist, dass am Ende alle das Ziel haben, das Beste für den FC Bayern zu wollen. Das schweißt zusammen.

SPORT1: Nach Uli Hoeneß' Auftritt im Doppelpass und seinen Aussagen über David Alaba und seinen Berater wurde es ruhiger um ihn. Wurde er seitens des Vereins darum gebeten, solche Alleingänge zukünftig zu unterlassen?

Hainer: Uli Hoeneß steht uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, und wir alle schätzen es, dass er seine Erfahrung weiterhin einbringt. Er hat den FC Bayern zu dem Verein gemacht, der er heute ist - und er wird für seinen Verein immer kämpfen, wenn er es für nötig hält. Das ist auch gut so.  

"Darum braucht man sich um den FC Bayern finanziell keine Sorgen machen"

SPORT1: Welche Rolle nehmen Sie in der Diskussionskultur des Vereins ein?

Hainer: Ich bin über 40 Jahre in Wirtschaftsunternehmen sozialisiert worden. Da lernt man, sehr analytisch und lösungsorientiert zu denken. Ich versuche, meine Erfahrungen aus der Wirtschaft einzubringen. Für den Sport haben wir viele hochqualifizierte Leute hier, aber zu gewissen sportlichen Themen habe ich meine Meinung und äußere diese auch. 

SPORT1: Sie bestätigten zuletzt, dass der FC Bayern aufgrund fehlender Zuschauereinnahmen mit etwa 100 Millionen Euro Verlust rechnet. Ist das Festgeldkonto des FC Bayern gefährdet?

Hainer: Gott sei Dank hat der FC Bayern in der Vergangenheit wirtschaftlich gut gearbeitet. Das machen wir so weiter. Im letzten Wirtschaftsjahr waren wir bereits durch Corona beeinflusst - und dennoch kommen wir wohl relativ glimpflich durch diese schweren Monate. Weil wir eine solide wirtschaftliche Basis haben. Darum braucht man sich um den FC Bayern finanziell keine Sorgen machen. Der sportliche Erfolg hilft uns zudem. Wir gewinnen neue Sponsoren hinzu, trotz dieser schwierigen Phase. Eine Zeit lang halten wir die aktuellen Umstände aus. Aber keine 20 Jahre. Die Corona-Krise trifft natürlich auch uns.

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SPORT1: Als einziger Bundesligist hatte der FC Bayern seit dem Re-Start im eigenen Stadion keine Zuschauer. Sind Sie ob der strengen Vorgaben der bayerischen Landesregierung sauer?

Hainer: Am Ende des Tages muss die Gesundheit der Menschen im Vordergrund stehen. Wir haben den politischen Entscheidungen zu folgen, und das machen wir, obwohl wir uns in den vergangenen Monaten natürlich das eine oder andere Mal Zuschauer im Stadion gewünscht hätten. Wann wir wieder mit Zuschauern rechnen können, ist schwierig zu sagen, zumal die Fallzahlen aktuell nicht so runtergehen, wie man es sich gewünscht hätte. Wenn es mal so weit ist, sind wir bereit: Die Fußballvereine haben hervorragende Gesundheits- und Hygienekonzepte ausgearbeitet.

SPORT1: Sind Sie daheim vor dem Fernseher aus Langeweile schon mal bei Geisterspielen eingeschlafen?

Hainer: Nein! Dafür bin ich viel zu viel Fußballfan und ärgere mich immer noch über kleine Dinge. Ich hätte gerne wieder Zuschauer, aber deswegen langweile ich mich im Stadion oder zu Hause vor dem Fernseher nicht. Seitdem ich Präsident bin, ist mein Fußballkonsum sogar gestiegen, weil ich mir unsere Wettbewerber noch öfter anschaue als zuvor. Das hat durch die Spiele ohne Zuschauer nicht nachgelassen. Aber ich muss ganz klar sagen: Die Fans fehlen im Stadion.

SPORT1: Trotz der Pandemie wird der FC Bayern an der Klub-WM in Katar teilnehmen?

Hainer: Selbstverständlich. Mannschaft und Trainer sind heiß, den sechsten Titel zu gewinnen. Der Präsident übrigens auch.