Ratlos, sauer, wütend - die Gemütslage ist bei Schalke 04 weit gestreut.
Auf Schalke liegen die Nerven blank
Die Königsblauen verlieren in der Bundesliga erneut und bauen damit ihre Sieglos-Serie aus. Gegen Bayer Leverkusen verlor das Team von Trainer Manuel Baum mit 0:3. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Die Nerven, sie liegen blank - jetzt auch beim normalerweise so besonnenen Trainer. "Es ist zum Kotzen. Ich bin stinksauer, dass wir aus so einem Spiel nicht mehr herausziehen", erklärte ein sichtlich angefressener Baum nach dem Spiel bei Sky.
Er ergänzte: "Wir rennen 120 Kilometer, sprinten mehr als die intensivste Mannschaft in der Bundesliga. Wir bekommen zwei Standardtore, verlieren beim dritten Treffer den Ball und machen selbst unsere Dinger nicht rein."
Malick Thiaw sorgte mit einem Eigentor für den frühen Rückstand. In der 67. Minute erhöhte Julian Baumgartlinger per Kopf, bevor Steven Skrzybski per Strafstoß die Chance auf den Anschluss hatte. Doch der Stürmer scheiterte an Bayer-Keeper Lukas Hradecky. Patrik Schick machte in der Schlussphase den Deckel auf die Partie.
Schalke seit 26 Spielen ohne Sieg
Seit 26 Bundesligaspielen und fast elf Monaten sind die Königsblauen mittlerweile ohne Sieg, zum 55 Jahre alten Rekord fehlen nur noch fünf Partien. Schalke bleibt als einzig siegloses Team weiter Tabellenschlusslicht. (Tabelle der Bundesliga)
Die Fans machten ihrer Wut über den rasanten sportlichen Niedergang und das Führungschaos im hochverschuldeten Traditionsklub einmal mehr auf Transparenten rund um die Arena Luft. Leverkusen, in dieser Saison noch ungeschlagen, nahm die drei Punkte trotz Europacup-Stress dank Schalker Hilfe mit und kletterte auf den zweiten Platz.
Thiaw selbstkritisch: "Muss ich cleverer machen"
"Es tut verdammt weh. Wir haben versucht, einen unglaublichen Aufwand zu betreiben. Einsatz und Wille waren da. Es ist klar, dass Leverkusen aktuell nicht in unserer Gewichtsklasse ist. Nichtsdestotrotz haben wir einige Dinge ganz okay gemacht. Wenn wir den Elfmeter verwandelt hätten, wäre es vielleicht noch etwas geworden", erklärte Schalke-Torwart Michael Langer, der sein erstes Bundesliga-Spiel seit 13 Jahren absolvierte – und dabei eine ansprechende Leistung zeigte. Er ergänzte: "Wir müssen weiter positiv sein und an unseren Schwächen arbeiten. Es ist einige schwierige Zeit für uns, wir müssen zusammenstehen."
Das Spiel begann denkbar ungünstig aus Schalker Sicht. In der 5. Minute verpasste Leon Bailey aus kurzer Distanz am zweiten Pfosten die frühe Führung für das Team von Peter Bosz, im Gegenzug spielten die Königsblauen einen Konter zu schlampig aus.
In der 10. Minute traf Schalke-Verteidiger Malick Thiaw – umklammert von Bayer-Verteidiger Aleksandar Dragovic per Kopf ins eigene Tor. Das Schalker Reklamieren nützte nichts, Schiedsrichter Benjamin Cortus gab den Treffer, auch der Videokeller intervenierte nicht. "Aus meiner ersten Wahrnehmung war es ein Foul, aber es war brutal schwierig zu entscheiden", sagte Langer.
"Mir schreiben vier Verantwortliche von anderen Vereinen, dass es eine Frechheit war, dieses Tor zu geben, schimpfte Sportvorstand Jochen Schneider auf die Schiedsrichterentscheidung.
"Ich habe mich etwas dumm angestellt. Man kann es pfeifen, aber der Schiedsrichter hat nicht gepfiffen. Das muss ich cleverer machen", erklärte der Eigentorschütze. Zur aktuellen Situation sagte er: "Es ist für uns alle scheiße. Wir trainieren eigentlich gut. Wir müssen Männer sein und Eier zeigen." Gegen die nächsten Gegner müssten sie zwingend punkten.
Schalke-Treffer zählt nicht
Nur eine Minute später hatte Bailey die nächste Riesenchance, scheiterte aber im Eins-gegen-Eins-Duell an Langer.
Weil Frederik Rönnow (Oberschenkelzerrung) und Ralf Fährmann (Knieprobleme) verletzt ausfielen, musste Langer zwischen die Pfosten. Der Österreicher hatte zuletzt am 9. Juli 2017 für den schwedischen Erstligisten IFK Norrköping gespielt, seine zuvor einzige Bundesligapartie hatte er 2007 mit dem VfB Stuttgart absolviert.
In der 15. Minute hätte Patrik Schick aus kurzer Distanz erhöhen können, traf jedoch den Ball nicht richtig. Auch Schalke traf in Hälfte eins, doch Mark Uth stand vor seinem Pass auf Nassim Boujellab im Abseits. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
In der zweiten Hälfte erhöhte Schalke den Druck, ohne sich jedoch zwingende Chancen zu erspielen. In der 67. Minute traf Baumgartlinger nach einem Eckball, fünf Minuten später gab es nach einem Foul an Suat Serdar Elfmeter für Schalke – doch Hradecky entschärfte erst Skrzybskis Schuss und dann auch noch den Nachschuss.
Schick zog den Schalkern mit seinem Treffer in der 78. Minute dann endgültig den Stecker.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)