"Wolfgang, was du kannst, kann ich auch – und ich kann es besser."
Erst verpfiffen, dann Schiedsrichter
Rückblickend hat der Weg von Alex Feuerherdt im und mit dem Fußball einiges mit diesem Satz zu tun.
Gesagt hat er ihn bei einem B-Jugend-Spiel des SV Windhagen, für den er damals als Jugendlicher die Schuhe schnürte.
Sein Team verlor die Partie mit 2:7 und daran hatte Feuerherdt einen nicht ganz unwesentlichen Anteil: Er verschuldete zwei Elfmeter gegen sein Team.
Zumindest sah es der Schiedsrichter so, jener Wolfgang, kaum ein Jahr älter als Feuerherdt, der nach seiner wutentbrannt über den Platz gerufenen Behauptung das Gefühl hatte: Jetzt muss ich liefern. Einen Tag nach seinem 16. Geburtstag wird er 1985 selbst Schiedsrichter.
Verletzungen zwingen Feuerherdt zum Karriereende
Er pfeift 20 Jahre lang, zuletzt in der Oberliga, in der damals drittklassigen Regionalliga ist er als Assistent im Einsatz.
Das Karriereende setzt er selbst, oder besser: Er hört auf sein Knie, das ihm, geprägt von Meniskusverletzungen und einem Kreuzbandriss mit Anfang 20, nun deutlich signalisiert, er ist genügend Kilometer über den grünen Rasen gerannt.
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Feuerherdt widmet sich Schiedsrichterausbildung
Als Schiedsrichter sei er "stark über die Psychologie gekommen", resümiert der Kölner. Dazu passt, dass er heute beim DFB und im Fußballverband Mittelrhein in der Aus- und Fortbildung für Schiedsrichter arbeitet – mit großer Leidenschaft.
Da Präsenztermine zu Weiterbildungszwecken aktuell durch Corona nicht möglich sind, produziert Feuerherdt schon mal ein 50-minütiges Video zu den neuen Fußballregeln, denn irgendwie müssen Kontakt und Wissensvermittlung ja weiterlaufen.
Wissen zu vermitteln, das ist ohnehin so sein Ding. Dabei ist ihm aber eine gewisse Demut wichtig. Man müsse, sinniert der 51-Jährige, "Raum lassen für Zweifel und eine Bereitschaft haben, sich zu hinterfragen".
Seinem inhaltlichen Anliegen, das da lautet, "mit Informationen dazu beizutragen, dass die Kenntnisse besser werden, dass es eine größere Fairness gibt", widerspricht die Herangehensweise nicht, vielmehr macht eben der Ton die Musik.
Feuerherdt betreibt Schiedsrichter-Podcast
Wie rau der in den sozialen Netzwerken beizeiten sein kann, das erlebt Feuerherdt seit einigen Jahren gemeinsam mit Kollege Klaas Reese rund um den von ihnen gegründeten Schiedsrichter-Podcast Collinas Erben.
In dem Format, dessen Name natürlich eine ganz besondere Hommage an Pierluigi Collina ist, sprechen die Freunde seit 110 Folgen über Fußballregeln und das Schiedsrichterwesen. Damit haben sie sich einen Namen gemacht.
Der CHECK24 Doppelpass am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Als Collina im Herbst 2019 von der Deutschen Akademie für Fußballkultur mit dem Walther-Bensemann-Preis ausgezeichnet wurde, ließ die Schiedsrichterlegende durchblicken, dass ihm der Podcast durchaus ein Begriff ist.
Einige Bundesliga-Referees waren sogar schon zu Gast, umgekehrt durften die Podcaster den Kölner Keller besuchen.
Feuerherdt möchte Rauheit im Fußball nicht romantisieren
Eine stetig wachsende Fangemeinde hat das podcastende Duo sowieso, online gibt es aber auch Kritik, die manchmal die Grenze zur Beleidigung überschreitet.
Das passiert besonders dann, wenn die beiden während eines Spieltages Schiedsrichterentscheidungen einordnen – und Fans unzufrieden sind mit ihrer Wertung.
"Viele Reaktionen kommen während des Spiels, wenn die Leute wirklich aufgewühlt sind", sagt Feuerherdt denn auch und erzählt, dass er inzwischen oftmals abwarte, bis sich die Gemüter beruhigt haben.
Umgekehrt entfalten wertschätzende Rückmeldungen für ihn eine enorm positive Wucht, deren Strahlkraft deutlich länger wirkt als jede Pöbelei.
Ohnehin findet der Kölner, der Umgang unter Fußballfans hat sich in der Summe positiv verändert gegenüber seinen persönlichen Anfängen in den 80ern mit einer "Rauheit im Fußball, die ich ehrlich gesagt nicht romantisieren möchte".
Zwar habe der so genannte moderne Fußball viele Ambivalenzen, die politische Aufgeklärtheit vieler Fanszenen, aber die klare Haltung aus den Kurven heraus machten ihm Mut. Wobei kein Fortschritt für alle Zeit gesichert sei, betont Feuerherdt. "Da gilt es sicherlich, etwas zu verteidigen."