Die positiven Dinge vorab:
Diese drei Probleme hat Bayern
Das 3:1 des FC Bayern beim VfB Stuttgart war bereits der 47. Sieg im 52. Pflichtspiel unter Flick. 35 der letzten 37 Spiele haben die Münchner gewonnen.
Nach nunmehr neun Bundesliga-Spieltagen haben die Bayern bereits 31 Tore auf dem Konto und damit den Bundesliga-Rekord von Eintracht Frankfurt aus der Saison 1974/75 eingestellt.
Zudem sind fünf erzielte Joker-Tore Ligaspitze. In allen Wettbewerben ist man voll auf Kurs.
Dennoch: In München ist nicht alles Gold, was glänzt!
Die Defensive wackelt!
Dreimal in Folge lag die Flick-Elf in der Bundesliga zuletzt 0:1 in Rückstand. In der laufenden Saison kassierte sie bereits 13 Gegentore. So viele waren es zuletzt unter Jürgen Klinsmann in der Saison 2008/09 (15).
In den vergangenen sieben Pflichtspielen musste Manuel Neuer mindestens ein Gegentor hinnehmen, auswärts blieb er in dieser Bundesliga-Saison noch gar nicht ohne Gegentreffer.
"Wir erarbeiten die Siege momentan hart und bekommen derzeit keinen Schönheitspreis", bilanzierte Flick folgerichtig. SPORT1-Experte Stefan Effenberg sieht das ähnlich. "Es wird schwierig, wenn sie 0:1 zurückliegen", sagte er im CHECK24 Doppelpass. "So ein Spiel wie in Stuttgart, da muss man einen extrem hohen Aufwand betreiben. Die Bayern haben jetzt schon Probleme. Sie haben diese Dominanz verloren."
Der Hauptgrund für die Münchner Schwierigkeiten: Häufige Rotation aufgrund von Belastungssteuerung und Verletzungen. Zudem sind Spieler wie Benjamin Pavard, David Alaba und Niklas Süle nicht in Topform. Neuzugänge wie Leroy Sané arbeiten defensiv noch nicht so intensiv mit, wie es sich Flick wünscht.
Stuttgart hatte am Ende sogar 14:13 Torschüsse und eine Zweikampfquote von 51 Prozent.
Leon Goretzka fordert: "Wir müssen uns mit dem Ball wieder besser verhalten. Mehr Kontrolle über das Spiel bekommen und weniger Fehlpässe machen. Dann wird es physisch weniger anspruchsvoll."
Thomas Müller: "Natürlich wurmt es uns. Wir würden gerne wieder in die Phase vom Sommer reinkommen, in der wir wenige Gegentore zugelassen haben."
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Immer wieder Verletzungssorgen!
In Stuttgart mussten drei Spieler verletzungsbedingt ausgewechselt werden: Lucas Hernández (Crash in die Bande), Jérôme Boateng (deutete Rückenprobleme an) und Corentin Tolisso, der sich laut Flick "eine Muskelverletzung" zugezogen hat.
In der Nachspielzeit rutschte auch noch der eingewechselte Javi Martínez am eigenen Strafraum weg und fasste sich sofort an die rechten Adduktoren.
Am Sonntag gaben die Münchner Entwarnung. Hernández, Boateng und Martinez sind für den Champions-League-Auftritt bei Atlético Madrid am Dienstag einsatzbereit, Tolisso wird nicht lange fehlen.
Noch nicht wieder fit sind Bouna Sarr (muskuläre Probleme), Alphonso Davies (Aufbautraining nach Bänderriss im rechten Sprunggelenk) und der langzeitverletze Joshua Kimmich (Meniskus-OP).
Tanguy Nianzou ist nach seiner Verletzung nicht für die Hinrunde der Champions-League gemeldet worden. Effenberg sagt den Münchnern gerade für das Frühjahr aufgrund der hohen Belastung noch größere Probleme voraus: "Dann werden die Bayern noch mehr Ausfälle haben."
Selbst beim Gegner ist die Verletztenmisere der Bayern ein Thema. Stuttgart-Kapitän Gonzalo Castro: "Man sieht, dass die Bayern angeschlagen sind und jetzt schon auf dem Zahnfleisch gehen."
Flick deutlich: "Es ist eine enorme Belastung. Am Ende ist der einzelne Spieler der Leidtragende." Der Erfolgs-Trainer ist kein Freund der Rotation und ständiger Wechsel. Er bevorzugt eine eingespielte Mannschaft, was ihm in der vergangenen Saison zum Triple verhalf.
Spielerisch glänzen konnten die Bayern zuletzt selten, dafür sind sie gnadenlos effektiv. Vielen Spielern ist die hohe Belastung der vergangenen Monaten anzumerken. Leon Goretzka ehrlich: "Ich bin müde."
"Wir haben eine Phase, in der momentan nicht alles mit Fingerschnippen geht. Wir müssen an unsere Grenzen ran. Aber bisher sieht es gut aus, wir stehen überall oben", sagte Thomas Müller.
Abhängigkeit von Neuer und Lewandowski!
Zwar schaute Manuel Neuer in Stuttgart beim 0:1 nicht gut aus und hatte Glück, dass ihn Tanguy Coulibaly vor dem vermeintlichen 2:1 des Aufsteigers leicht am Arm zog. Doch ansonsten vereitelte Neuer weitere große Stuttgarter Möglichkeiten. Ohnehin ist der Bayern-Kapitän seit Wochen die Lebensversicherung in der Defensive.
"Ohne Neuer wäre Bayern nicht auf Platz eins", unterstreicht Effenberg. "Neuer hält die Bayern am Leben. Auch letzte Saison schon gegen PSG im Finale. Er ist der Garant."
Ebenso wie Robert Lewandowski in der Offensive. Am Samstag erzielte der Pole seinen 15. Tor im 14. Pflichtspiel. Nicht auszumalen, würde einer der beiden mal für einen längere Zeit passen müssen.
Umso besser, dass Spieler wie Kingsley Coman und Leon Goretzka immer mehr Verantwortung auf dem Platz übernehmen.
Flick will sich von den aktuellen Widrigkeiten jedenfalls nicht unterkriegen lassen. "Ich muss der Mannschaft eine Kompliment machen", sagte er stolz: "Sie hat einen großen Willen, die Spiele zu gewinnen."