"Es macht mich stolz, dass die Mannschaft freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichtet hat und das immer noch tut, um der Eintracht zu helfen. Wichtig ist, dass wir gut durch diese Pandemie kommen und danach auch noch handlungsfähig sind."
So läuft der Eintracht-Gehaltsverzicht
Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic lobte die Profis für ihre Bereitschaft, auch in Zukunft inmitten der Coronakrise auf einen Teil des Gehalts zu verzichten.
SPORT1 kann die zuerst von Bild veröffentlichten Zahlen bestätigen: Bis zum Jahresende verzichten Spieler, Vorstände und ein Teil der Mitarbeiter auf 20 Prozent des Gehalts. Ab Januar geht es flexibel bis zum Saisonende weiter - außer es gibt noch eine große Überraschung und die Stadien dürfen früher wieder gefüllt werden.
Eintracht zeigt Transparenz
Davon ist aktuell aber nicht auszugehen, die Krise wird nicht nur den Fußball noch lange verfolgen. Nachdem sich die Frankfurter beim Lockdown im Frühjahr bei dieser Entscheidung des Gehaltsverzichts zunächst Zeit ließen und deshalb zwischenzeitlich Kritik geerntet haben, sind sie diesmal Vorreiter.
Die Verantwortlichen nahmen die Spieler frühzeitig mit auf den Weg, führten intensive Gespräche und gewährten dem engsten Kreis nach SPORT1-Informationen auch einen Einblick in die Bücher und Zahlen.
Transparenz war das Zauberwort und es wurde nichts versprochen, was nicht gehalten werden kann. Vorstand Axel Hellmann rechnete zuletzt im kicker offen vor: "In der zurückliegenden Saison ist es ein Umsatzeinbruch von 15 bis 20 Millionen Euro gewesen. In der laufenden Saison kommen wir ganz schnell auf 50 bis 70 Millionen Euro, wenn auch die Rückrunde weitgehend ohne Zuschauer verläuft."
Einnahmen fallen auf allen Ebenen weg
Zur Erklärung: Freilich fließen weiterhin TV-Gelder, doch bei leeren Stadien fallen nicht nur Zuschauer-, sondern auch Merchandisingeinnahmen weg. Zudem sind auch Sponsorengelder daran gekoppelt, doch ihre Werbeschilder werden aktuell nicht mehr gesehen, die diversen Unternehmen haben möglicherweise selbst mit finanziellen Einbrüchen zu kämpfen.
Und: Die Eintracht wollte als "Quasi-Eigentümer" des Deutsche-Bank-Parks auch über Konzerte und sonstige Events Geld verdienen. Wenn ansonsten ein Rädchen in das andere greift, so ist es in diesen Coronazeiten ein harter Kampf auf vielen Ebenen.
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Die Eintracht hat intern und öffentlich frühzeitig mit einer klaren und ehrlichen Kommunikationsstrategie reagiert. Reibereien mit den Spielern wurden somit vermieden, der Ernst der Lage frühzeitig klar gemacht. Vor allem Führungsspieler wie Kevin Trapp, Sebastian Rode, Makoto Hasebe, Martin Hinteregger oder Stefan Ilsanker haben Verantwortung übernommen und die weiteren Gespräche mit dem Team geführt.
Die innere Hygiene bei der Eintracht - sie stimmt! Der vielbeschworene gute Charakter, auf den der Klub bei der Suche nach neuen Spielern immer wert gelegt hat und der auch von Ex-Spielern betont wurde, zeigt sich in dieser schwierigen Zeit.
Gehälter und Ablösesummen werden sinken
"Das ist eine neue Situation, die so von uns allen noch keiner erlebt hat. Wir haben das daher gemeinsam durchgesetzt und die beste Lösung gefunden. Wir müssen schauen, wie sich die Situation mit dem Virus weiterentwickelt. Doch das müssen wir gemeinsam durchstehen und den Klub bestmöglich durch diese Phase bringen", sagte Dominik Kohr auf Nachfrage von SPORT1.
Das große Wort Solidarität wird bei den Hessen mit Leben gefüllt. Im Frühjahr gab es größer angelegte Aktionen mit den Spielern, insgesamt sammelte der Traditionsklub mit einer groß angelegten "AUF JETZT!"-Kampagne rund eine Million Euro an Spendengeldern.
Doch es ist mehr nötig, um die Profis zu überzeugen. In einem Business, in dem in den vergangenen Jahren die Gehälter und Ablösesummen explodierten und Geld kaum noch eine Rolle spielte, muss zukünftig ein Umdenken stattfinden – zumindest bei Teams, die keinen Investoren oder reichen Sponsoren hinter sich wissen und sich noch lange von dem wirtschaftlichen Tiefschlag erholen müssen.
Eintracht hat die Weichen frühzeitig gestellt
Es war ein langer Verständnisprozess, der bei der Eintracht vonstattenging. Statt die Spieler einfach zu überrumpeln, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen und beispielsweise mit Stundung - womit Fälligkeiten nur verschoben werden - zu beruhigen, wurde das Dilemma der Krise in Frankfurt sehr weitsichtig und mit dem nötigen Maß an Sensibilität behandelt.
Die Transferstrategie war dabei plausibel, einzig für Ragnar Ache und Ajdin Hrustic wurden rund zwei Millionen Euro ausgegeben. Amin Younes kam ablösefrei, Steven Zuber und Markus Schubert wurden getauscht.
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Es wäre, davon sind sie bei der Eintracht überzeugt, nicht glaubhaft gewesen, in dieser Phase hohe Summen zu überweisen und gleichzeitig Gehälter für alle Mitarbeiter zu kürzen.
Der Klub hat die Weichen somit für einen Überlebenskampf, der sich nicht rein auf den sportlichen Wettbewerb auf dem Rasen bezieht, gestellt.