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Peter Neururer und die kurioseste Truppe der Liga

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Peter Neururer und die kurioseste Truppe der Liga

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So kurios war Neururers Kulttruppe

In der Saison 1992/93 sorgt der 1. FC Saarbrücken mit Trainer Peter Neururer für einige legendäre Momente - inklusive eines 0:6 beim FC Bayern.
Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld findet sich in der 3. Liga weiterhin überhaupt nicht zurecht.
Ben Redelings
In der Saison 1992/93 sorgt der 1. FC Saarbrücken mit Trainer Peter Neururer für einige legendäre Momente - inklusive eines 0:6 beim FC Bayern.

Der FC Bayern trifft in der 2. Runde des DFB-Pokals auf den 1. FC Saarbrücken - ein Duell, das es vor 30 Jahren unter äußerst kuriosen Bedingungen in der Bundesliga schon einmal gab.

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Die Liga hat viele Exoten gesehen, schräge Typen und schier unglaubliche Geschichten. Doch das, was sich da zur Spielzeit 1992/93 im kleinen Saarland rund um den noch jungen Trainer Peter Neururer versammelte, sucht seinesgleichen in der Bundesliga-Historie. Es ist die kurioseste Truppe, die je in der ersten deutschen Fußball-Liga auf dem Platz stand.

Alles fing damals mit dem Sektempfang zum Aufstieg an. In geselliger Runde traf man sich beim Ministerpräsidenten des Saarlands, Oskar Lafontaine. Der 1. FC Saarbrücken hatte in der Euphorie für die komplette Führungsriege einen neuen Ausgehdress springen lassen. Und so präsentierten sich die Herren einheitlich mit bunten Krawatten im Schredder-Look und dazu einem pinkfarbenen Jacket, das Coach Peter Neururer bis heute als "Frühstücksjacket" bezeichnet: "Damit konntest du Eier abschrecken!"

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Neururer freut sich über Punkte - in Flensburg

Als Neururer damals an seinem ersten Tag in Saarbrücken etwas knapp in der Zeit mit quietschenden Reifen in seinem Porsche vorfuhr, sprach ein anwesender Reporter den legendären Satz: "Peter Neururer fährt kein Auto, Peter Neururer schleudert Auto!"

Diese Erkenntnis führte einige Monate später in der Tristesse des Abstiegskampfs zu einem kurzen heiteren Moment, als man dem Coach während einer laufenden Pressekonferenz einen Brief aus Flensburg hereinreichte und Peter Neururer Sekunden später jubelnd die Arme hochriss und rief: "Yippie, endlich mal wieder zwei Punkte geholt!"

Zu feiern gab es in dieser Bundesliga-Saison so wenig, dass sich Neururer einmal während eines Jubelsprungs sogar einen Bänderriss zuzog. Sein Körper war auf ein Tor einfach nicht mehr vorbereitet gewesen. Es war aber auch ein zu verrücktes Jahr – und das lag vor allem an den unglaublichen Typen, die der "Verbalerotiker" Neururer um sich gescharrt hatte.

Wolfram Wuttke, Stefan Brasas, Thomas Stickroth, Arno Glesius, Stephan Beckenbauer, Michael "Balu" Kostner und den ersten US-Amerikaner in der Bundesliga, Eric Wynalda, muss man erst einmal in einem einzigen Team unterbringen. Dazu gesellte sich noch der Co-Trainer Rüdiger "Flankengott" Abramczik, den Neururer einmal während einer Pressekonferenz mit den Worten losschickte: "Abi, geh' mit der Mannschaft in den Wald, 'ne Runde laufen. Aber immer schön im lockeren aeroben Bereich bleiben!"

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Als die Truppe über eine Stunde später wieder am Vereinsheim ankam, übergaben sich einige Spieler direkt vor Neururers Füßen. Abramczik lächelte den kopfschüttelnden Chef-Trainer an und sagte zufrieden: "Die hab ich mal richtig schön langgemacht!" Anschließend sollen sich die beiden Übungsleiter kurz aber heftig über aerobes und anaerobes Training ausgetauscht haben.

Wolfram Wuttke musste ordentlich schwitzen

Das "Enfant terrible" der Bundesliga Wolfram Wuttke sorgte auch damals in Saarbrücken für viel Heiterkeit. Neururer erzählt mit Vergnügen vom Trainingslager in Guatemala. Naiverweise hatte der Coach vor den Übungseinheiten gesagt, wer den Fitnesstest nicht bestünde, der könne auch nicht in der Anfangsformation beim Bundesligastart stehen.

Seine Leistungsträger Michael Kostner und Wolfram Wuttke fielen aber beim ersten Versuch durch. Einige Kilos zu viel auf den Rippen wogen offensichtlich zu schwer. Und so zog Wuttke seine berühmte Schwitzjacke über und rannte sich in einer einzigen Einheit bei Temperaturen um die vierzig Grad fünf Kilo hinunter.

Der Test wurde bestanden und beim anschließenden Rückflug schlief der ansonsten immer so quirlige Wuttke erschöpft, aber glücklich durch. Dass er dann hier und da doch in der Startformation fehlte, lag an anderen Dingen, wie Neururer es damals so schön formulierte: "Ich muss erst abwarten, wie er drauf ist. Vielleicht hat er sich eine Gehirnzerrung zugezogen."

Alles übertroffen hat aber damals ein Mann: Arno Glesius. Mit Tränen in den Augen erzählt Neururer heute noch von dem Morgen, als Glesius zu ihm in die Kabine kam und meinte: "Trainer, ich muss mal eben für drei Stunden weg: Von 8 bis 10!" Kurz darauf war Neururer so sehr von seinem Team enttäuscht, dass er vor dem Auswärtsspiel in München anordnete: Jeder muss sich selbst um seine Schuhe kümmern.

Das taten auch alle. Doch als der Bus vor dem Olympiastadion an einem herrlich-warmen Frühlingstag vorfuhr, erwachte Glesius gerade aus dem Schlaf, schaute aus dem Fenster und blickte auf riesige Eisberge. Sofort lief er zu Neururer nach vorne und schrie verzweifelt: "Trainer, ich Idiot habe nur Sommerschuhe eingepackt!" Neururer blickte hinaus und sah kopfschüttelnd auf die Arbeiter, die gerade die Eisbahn am Olympiastadion für den Sommer abtauten.

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Frauen in der Kabine des Deutschen Meisters

Die Partie ging übrigens 0:6 verloren. Nur Trainer Neururer schaffte es, sich auch nach dieser Begegnung etwas von seinem Galgenhumor zu erhalten: "Ausgesehen haben wir wie die Brasilianer, gespielt haben wir wie Barfuß Kairo." Kurz darauf war Schluss für ihn im kleinen Saarland.

Werder Bremen holte in dieser speziellen Spielzeit übrigens den Titel – und sorgte ebenfalls mit einer feinen Anekdote für Begeisterung.

Nach dem entscheidenden 3:0-Sieg in der allerletzten Partie in Stuttgart und dem gleichzeitigen Titelgewinn ging die Frau des Trainers, Beate Rehhagel, in die Kabine des neuen Deutschen Meisters. Sat1-Reporter Jörg Wontorra kommentierte das damals süffisant auf seine Weise: "Beate Rehhagel gelüstet es nach Männerschweiß." Ihr Mann Otto selbst sagte dazu: "Beate ist die einzige Frau, die nach Spielen in unsere Kabine darf. Sie holt mich dann ab, und es interessiert überhaupt keinen, wenn die Jungs da nackt rumstehen – sie gehört einfach dazu."

Na, dann, war ja alles in bester Ordnung – in dieser ganz besonderen Saison mit der kuriosesten Truppe, die die Bundesliga-Historie je gesehen hat.