Hansi Flick gehört nicht zu denjenigen, die genervt sind, wenn sie an Pep Guardiola erinnert werden. Im Gegenteil.
Peps wahr gewordene Prophezeiungen
Der Katalane, Coach des FC Bayern München zwischen 2013 und 2016, sei für ihn "der beste Trainer", sagte Flick im Februar auf SPORT1-Nachfrage: "Ich habe ihn hier kennen und schätzen gelernt in München in meiner Zeit beim DFB. Er ist ein Ausnahmetrainer. Die Art und Weise, wie er Fußball spielen lässt, ist für viele Inspiration."
Der aktuelle Meistercoach weiß, wie sehr sein Klub bis heute von Guardiolas Arbeit profitiert. Und dass er ihm auch die eine oder andere Idee geliefert hat, auf die er aufbauen konnte.
Guardiola sah Alabas Potenzial als Innenverteidiger
Bereits vor fünf Jahren zum Beispiel sah Guardiola voraus, dass David Alaba als Innenverteidiger mehr sein würde als nur eine Notlösung.
"Er kann ohne Zweifel einer der besten Innenverteidiger der Welt werden", sagte Guardiola im September 2015 dem kicker.
Aufgrund mehrerer Verletzungsfälle in der Abwehr (Holger Badstuber, Javi Martínez, Medhi Benatia) hatte Guardiola den Österreicher damals für längere Zeit von links nach innen gezogen - wo er sich auch schon bewährte. Von Alabas Flexibilität war Guardiola so angetan, dass er ihn zu "unserem Gott" erhob, was selbst für seine Verhältnisse ein gigantisches Kompliment war.
Letztlich kehrte Alaba aber doch wieder in die Linksverteidiger-Rolle zurück, wo er dringender gebraucht wurde.
Flick behielt Idee bei - trotz eines Rückschlags
Flick aber behielt Alabas Innenverteidiger-Qualitäten im Kopf und setzte auf sie, obwohl nicht jeder überzeugt war.
Alabas Positionswechsel war noch von Vorgänger Niko Kovac initiiert worden, ausgerechnet in dessen letztem Ligaspiel gegen Eintracht Frankfurt. Dafür, dass es mit 1:5 verloren ging und Kovac den Job kostete, machte Experte Lothar Matthäus bei Sky unter anderem die für ihn "unverständliche" Rochade mit Alaba verantwortlich ("Man hat zwei Innenverteidiger, lässt aber einen auf rechts spielen und stellt Alaba, der eigentlich Linksverteidiger ist, in die Innenverteidigung").
Flick aber blieb unbeirrt, beließ Alaba innen und Alphonso Davies auf links. Der Erfolg stellte sich ein, Flick wurde ebenso bestätigt wie Guardiolas Prophezeiung. Und es war kein Einzelfall.
Joshua Kimmich früh über die Maßen gelobt
Ebenfalls im Herbst 2015 war Guardiola sehr sicher, dass ein frisch von Bayern verpflichtetes Talent den deutschen Fußball nachhaltig prägen würde.
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"Jogi Löw hat eine neue Option. Ich bin mir sicher: Er wird früher oder später Nationalspieler", sagte er über den jungen Mann, den er als "Wahnsinnsinvestition in die Zukunft" pries, der "absolut alles" verkörpere, "was ein Fußballer braucht".
Joshua Kimmich hieß der junge Mann - der bekanntlich tatsächlich groß durchstartete und sich unter Flick endgültig zum Leader entwickelte.
Dabei war seinerzeit nicht jeder sicher, ob die Hymne auf Kimmich aufrichtig war.
"Fast mein Sohn"
Guardiola ist ja bekannt dafür, seine Spieler lieber elfmal zu oft als als einmal zu selten zu loben. Vor allem seine Behauptung, er hätte gern "tausend Dantes" in seiner Mannschaft wurde zum Running Gag - den einen Dante, den er hatte, ließ er schließlich zum VfL Wolfsburg ziehen (ein Grund übrigens, warum damals der Platz für Alaba innen frei geworden war).
Und im Fall von Kimmich gab Guardiola seinerzeit selbst zu erkennen, dass das Lob auch taktisch war - weil er ihn aufgrund der damaligen Konkurrenzsituation nicht immer einsetzte.
"Sehr unfair" sei das, meinte damals nicht Kimmich, sondern Guardiola selbst in einer Pressekonferenz nach einem Spiel gegen Kimmichs Ex-Klub VfB Stuttgart. Die spontane Idee des gegnerischen Coachs Alex Zorniger, dass Kimmich bei einer VfB-Rückkehr einen faireren Anteil an Spielzeit bekäme, bügelte Guardiola umgehend ab: "Nein, er bleibt hier. Joshua Kimmich ist fast mein Sohn."
Ein Beinahe-Sohn, der es letztlich auch als Kompliment begreifen musste, wenn der Beinahe-Papa ihm eine wilde Standpauke hielt wie einst gegen Borussia Dortmund, als eine taktische Anweisung nicht richtig bei ihm ankam. Nach Guardiolas Abgang betonte Kimmich immer wieder, wie viel er dem Ex-Coach zu verdanken hat.
Fährt Flick in der Champions League die Ernte ein?
Alaba und Kimmich waren dann auch zwei Gründe für eine weitere Prophezeiung, die der Trainer im Jahr darauf verkündete, kurz bevor er München verließ.
"Bayern München hat eine große Zukunft mit diesen Spielern", zeigte er sich sicher - unmittelbar nachdem das Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Atlético Madrid ihm die Hoffnung nahm, seine Amtszeit mit einem Königsklassen-Triumph zu krönen.
Tatsächlich dominierte Bayern den deutschen Fußball bekanntlich weiter, trotz der glücklos geendeten Trainer-Episoden Carlo Ancelotti und Kovac.
Nur zu gerne würde Flick nun sicher den unausgesprochenen Teil der Pep-Prophezeiung einlösen: mit diesen Spielern die Champions League zu gewinnen.
Guardiolas Sohn und Guardiolas Gott sind zwei der Hauptgründe, warum die Hoffnung keine unbegründete ist.