Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und SPD-Vizechef Kevin Kühnert haben den Umgang der Bundesliga mit der Coronakrise kritisiert.
SPD-Politiker kritisieren Köln und Liga
Anlass für Lauerbach war die Fortsetzung des Trainings nach Bekanntwerden von drei Corona-Fällen beim 1. FC Köln.
"Wahrscheinlich 2 Spieler, 1 Mitarbeiter infiziert. Rest trainiert weiter", schrieb Lauterbach bei Twitter: "Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht "Brot und Spiele".
Der Rheinländer Lauterbach war zuletzt mehrfach öffentlich als Kritiker einer Lockerung von Maßnahmen während der Corona-Pandemie und einer Wiederaufnahme der Bundesliga aufgetreten. Auch im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 hatte er sich Anfang April gegen einen Neustart vor dem Herbst ausgesprochen.
Spielerberater mit deutlicher Kritik an Lauterbach
Spielerberater Oliver Fischer, zu dessen Klienten unter anderem Adam Szalai (FSV Mainz 05) gehört, zeigte sich bei SPORT1 "fassungslos" über Lauterbachs aktuelle Aussagen, sie seien aus seiner Sicht "skandalös".
"Er gibt die Fussballer der Bundesliga der Lächerlichkeit preis und unterstellt ihnen mindestens indirekt Ängstlichkeit ihrem Arbeitgeber gegenüber", erklärte der Anwalt:"Er scheint zu vergessen, dass diese allesamt Arbeitnehmer sind, die arbeitsrechtlich gar keine andere Wahl haben, als zum Training zu erscheinen, wenn der Arbeitgeber dies wünscht und die Politik keine Einwände erhebt."
Fischer erklärt, eine Arbeitsverweigerung berge auch bei Profifußballern das "unmittelbare Risiko einer fristlosen Kündigung. Wenn er der Meinung ist, dass weiteres Training - nach positivem Test eines Mannschaftskollegen - vor dem Aspekt der Gesundheitsgefährdung unverantwortbar ist, dann muss Herr Lauterbach dies in den eigenen Reihen der SPD mitgeführten Regierung klären und entsprechende politische Vorgaben machen."
Der Spielerberater forderte Lauterbach auf, es "dringend zu unterlassen, diejenigen anzugehen, die täglich zur Arbeit gehen, weil es ihre Pflicht ist".
Kühnert: "Fußball fügt sich erheblichen Imageschaden zu"
Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos und stellvertretender Vorsitzende der SPD, hält sogar eine Fortsetzung der Saison an sich für nicht vermittelbar. "Der Fußball fügt sich damit einen erheblichen Imageschaden zu, mutmaßlich einen größeren, als es die Pandemie tut", sagte Kühnert dem Münchner Merkur.
Auch wenn Kühnert den Fußball als Fan "auch extrem vermisst", kann der Profifußball seiner Ansicht nach nicht den Spielbetrieb wieder aufnehmen, während die Gesellschaft unter der Coronakrise leidet: "Das hat eine ungeheure negative Symbolkraft.
"Tausende Corona-Tests für die Spieler, während nicht mal das medizinische Personal fortlaufend getestet wird sowie Zweikämpfe und Rudelbildungen in Zeiten von Abstandsgeboten, das wird doch sehenden Auges nach hinten los gehen", befürchtet Kühnert.
Drei positive Corona-Tests beim 1. FC Köln
Die Kölner hatten drei positive Corona-Tests bekannt gegeben.
Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen veröffentlichten sie keine Namen, laut Medienberichten handelt es sich um zwei Spieler und einen Mitarbeiter.
Das symptomfreie Trio wurde laut FC in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt, der Trainingsbetrieb soll aufgrund der bereits seit dem 6. April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining aber wie geplant weiterlaufen.