Als der Schlusspfiff ertönte, sank David Wagner für einen kurzen Moment in sich zusammen. Der Schalke-Trainer nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche und stapfte danach in Richtung Kabine. Er war bedient.
Nach der 1:2 (0:0)-Auswärtspleite bei Fortuna Düsseldorf wächst die Kritik am 48-jährigen Coach. Die Zahlen sprechen klar gegen ihn: Zehn Spiele in Folge sind die Königsblauen nun sieglos bei einem Torverhältnis von 3:24.
Das sagt Wagner zur Mauer-Taktik
Die Knappen sind das einzige Bundesliga-Team, das alle drei Spiele seit dem Re-Start verloren hat. An diesem Spieltag wurde man zudem von Hoffenheim (gewann 3:1 gegen Köln) überholt, ist jetzt nur noch Neunter und verliert zunehmend den Anschluss an die Europa-League-Plätze. (Die Tabelle der Bundesliga)
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Sportchef Jochen Schneider, der die Partie in der leeren Düsseldorfer Arena von der Tribüne aus neben Marketing-Chef Alexander Jobst, Finanz-Boss Peter Peters, Michael Reschke und Sascha Riether verfolgte, sagte am Sky-Mikrofon: "Das ist extrem enttäuschend. Das war kein gutes Spiel heute. Das kann man nicht schönreden."
Schalke mit 25 Prozent Ballbesitz vor der Pause
Zur Kritik an Coach Wagner sagte Schneider: "Wir sprechen ganz offen und diskutieren die Fragen. Es ist keine Kritik am Trainer, sondern an uns alle. Wir alle müssen etwas besser machen. So wie in den letzten drei Spielen können wir uns nicht präsentieren."
Gegen Düsseldorf ließ Wagner diesmal in einer total defensiven Grundordnung auflaufen und überließ Abstiegskandidat Düsseldorf komplett das Spiel. Nur 25 Prozent Ballbesitz hatte seine Mannschaft nach 90 Minuten. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Für den verletzten Benito Raman (Oberschenkelprobleme) stürmte Glücklos-Angreifer Guido Burgstaller (seit mehr als einem Jahr ohne Tor). Wie verzweifelt Wagner mit Blick auf die Sturm-Krise ist, zeigte die Hereinnahme von Innenverteidiger Salif Sané in der Schlussphase in die Sturmspitze.
Hat sich Wagner aufgrund der Mauer-Taktik vercoacht? Er selbst sagt zu diesem Vorwurf: "Wir sind natürlich sehr enttäuscht und haben, wie jeder gesehen hat, einen völlig anderen Ansatz gewählt. Wir haben das in meinen Augen sehr solide gemacht und wenig hergegeben. Was schiefgelaufen ist, waren die beiden Standardsituationen. Da haben wir nicht gut verteidigt." (Spielplan und Ergebnisse)
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In der defensiven Formation habe sein Team die größte Wahrscheinlichkeit, wieder Torgefahr zu entwickeln und Punkte zu holen. "Das ist das einzig richtige System", wehrte sich Wagner. "Wir können nicht mehr so spielen wie in der Hinrunde, weil wir nicht mehr die Möglichkeiten dazu haben."
Schneider: "Es ist extrem bitter"
Schneider erhöht indes den Druck auf den aktuell erfolglosen Trainer: "Wir haben den Defensivansatz gewählt und hatten dann auch unsere Chancen. Wir haben nach der Pause zwei Standardgegentore kassiert und in der letzten Viertelstunde hat uns die Durchschlagskraft gefehlt. 25 Prozent Ballbesitz - das ist unterm Strich natürlich zu wenig. Es ist extrem bitter, das dritte Spiel in Folge zu verlieren."
Schneiders Forderung: "Diesen Negativlauf müssen wir schleunigst beenden. Eine gute Leistung von allen ist jetzt Pflicht."
Am besten schon am Samstag gegen Werder Bremen.