Es war nicht die Nachricht, die sich die Verantwortlichen des 1.FC Köln gewünscht hatten. Aber der Zeitpunkt hätte schlimmer sein können.
Fall Köln schärft der Liga die Sinne
Wenige Wochen vor dem erhofften Wiederbeginn der Bundesliga sind bei den Rheinländern schon im ersten Durchlauf der großangelegten Coronatests drei Personen positiv auf das Virus getestet worden. Das teilte der Klub am Freitagabend mit.
Funktion und Namen der positiv Getesteten, die allesamt symptomfrei sind, wurden nicht genannt. Nach übereinstimmenden Medienberichten sind zwei Profis und ein Mitglied des Betreuerstabs betroffen.
Am Donnerstag hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit den Coronatests bei den 36 Erst- und Zweitligisten begonnen.
Trio in Quarantäne, Gruppentraining bei Köln geht weiter
Nach einer Bewertung der Fälle durch das zuständige Gesundheitsamt müssen die drei positiv getesteten Personen, die allesamt symptomfrei sind, in eine 14-tägige häusliche Quarantäne.
Der Trainingsbetrieb in Gruppen könne aufgrund der seit Anfang April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen jedoch weiterhin wie geplant weiterlaufen. Die Kölner sehen sich nach SPORT1-Informationen diesbezüglich als Herren der Lage, weil sie das Kontaktverbot in den Trainingskleingruppen seit dem 6. April penibel befolgt haben.
Lauterbach: Fußball soll Vorbild sein
Das sieht Karl Lauterbach ganz anders. Der SPD-Gesundheitsexperte kritisierte per Twitter die Entscheidug der Kölner scharf und warnte vor den gesundheitlichen Folgen.
"Wahrscheinlich 2 Spieler, 1 Mitarbeiter infiziert. Rest trainiert weiter", schrieb er: "Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht 'Brot und Spiele'".
Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen nannte der 1. FC Köln weder Namen noch Funktion der Betroffenen.
"Die Gesundheit und die Privatsphäre unserer Spieler und Mitarbeiter haben Vorrang vor allen anderen Überlegungen", sagte Horst Heldt, Geschäftsführer Sport beim FC: "Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßiger Tests haben sich dahingehend bewährt, dass wir jetzt mit individuellen Lösungen reagieren können."
Corona-Tests Voraussetzung für Bundesliga-Neustart
Man sehe jetzt im Alltag, "dass unser Konzept frühzeitig Risiken erkennt und reduziert", sagte zudem Dr. Tim Meyer, Nationalmannschaftsarzt und Leiter der "Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" der DFL: "Wir sind überzeugt, dass wir den Spielern mit unserem Konzept die Ausübung ihres Berufs unter bestmöglichem Infektionsschutz ermöglichen können."
Das Arbeitsministerium hatte gefordert, dass schon vor der Aufnahme des Mannschaftstrainings zwei Tests bei jedem Profi durchgeführt werden, die meisten Teams planen den Einstieg in das Teamtraining für die kommende Woche. Der Kölner Fall hat nun die Sinne für die Wichtigkeit dieses Vorgehens noch einmal geschärft.
Die regelmäßigen Tests sind eine der Voraussetzungen für die von der DFL angestrebte Wiederaufnahme des Spielbetriebs, deren Start nach SID-Informationen durch ein Freitagsspiel am 15. Mai angedacht ist. Sollte es so kommen, wären die betroffenen Spieler des FC dann außen vor.
Was passiert bei positivem Test im laufenden Spielbetrieb?
Dass nun gleich die erste große Testrunde Corona-Fälle brachte, ist ein Warnsignal, das gesamte System wird auf die Probe gestellt. Noch trainierten die Bundesligisten bislang in Kleingruppen ohne Zweikampfübungen, wohl auch deshalb genügte dem Gesundheitsamt etwa im Falle des 1. FC Köln nun die Quarantäne für die positiv Getesteten.
Rollt in der kommenden Woche allerdings das Mannschaftstraining wieder an, könnten einzelne Fälle viel größere Auswirkungen auf das Team haben.
Grünes Licht für DFL frühestens am 6. Mai
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstag noch kein grünes Licht gegeben und das Geduldsspiel noch ein letztes Mal verlängert.
Die DFL will die ausstehenden neun Spieltage in der Bundesliga sowie der 2. Liga im besten Fall bis zum 30. Juni mit Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne bringen.
Erst bei der nächsten Beratungsrunde der Regierungschefin mit den 16 Ministerpräsidenten am 6. Mai "werden wir eine klare Entscheidung treffen, was die sportlichen Betätigungen betrifft", kündigte Merkel an.
Bislang war bereits bekannt geworden, dass die Sportminister der Bundesländer und das Arbeitsministerium Geisterspiele erlauben wollen, das DFL-Konzept in seiner Endfassung also überzeugt hat. Dass am Donnerstag mit den darin skizzierten flächendeckenden Coronatests begonnen worden war, verdeutlicht das Bestreben der Vereine nach einem schnellen Wiederbeginn.