SPD-Politiker und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält eine mögliche Wiederaufnahme der Fußballsaison auch ohne Zuschauer aktuell für nicht vertretbar.
Selbst Geisterspiele nicht vertretbar?
"Es ist falsch, zehntausende Tests für Geisterspiele zu verbrauchen, während in den Pflegeheimen und bei Lehrern noch nicht ausreichend getestet werden kann", twitterte der Bundestagsabgeordnete.
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Zudem befürchte der 57-Jährige im Falle der Austragung von Geisterspielen Fanansammlungen in privaten Räumen. "Der Druck für eine Lex Bundesliga schadet jetzt", fügte er hinzu. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) berät am Donnerstag auf ihrer virtuellen Mitgliederversammlung über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs.
"Stellen Sie sich folgende katastrophale Situation vor. Wir lassen die Bundesliga wieder anrollen und es kommt wieder zu mehr Fällen", hatte Lauterbach zuletzt bereits im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 zu bedenken gegeben: "Das wäre aus meiner Sicht nicht vertretbar, insbesondere nicht gegenüber den Unternehmen, die auch auf Lockerungen warten, die wir aber nicht in Aussicht stellen können."
Er halte Spiele "im Herbst" für realistisch. Wenn mit Bezug auf die verfügbaren Test keiner mehr das Gefühl habe, "hier wird einem etwas weggenommen."
Seifert widerspricht Lauterbachs These
Derzeit wird angenommen, dass bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs rund 20.000 Corona-Tests für den Fußball benötigt würden. Die Liga sieht darin kein Problem, wie DFL-Chef Christian Seifert kürzlich in einem Interview mit den New York Times klar stellte: Sollte der Ball wieder rollen, würde das nicht zu Lasten der Tests system-relevanter Berufsgruppen erfolgen.
"Es wird nicht der Fall sein, dass auch nur eine Ärztin, ein Arzt, eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger, die für das System wirklich relevant sind, nicht getestet werden kann, weil Fußballspieler getestet werden müssen", sagte Seifert.
Aufgrund der Corona-Pandemie ruht derzeit in allen deutschen Ligen die Spielzeit. Die einzige Möglichkeit, die Saison zu Ende zu spielen, sind Geisterspiele, da Großereignisse bis zum 31. August verboten sind.
Bayern-Profi berichtet von regelmäßigen Tests
Sollte die Politik dafür grünes Licht geben und der Betrieb wieder aufgenommen werden, müssten Spieler, Trainer und Offizielle jedoch in regelmäßigen Abständen getestet werden. Dies würde zahlreiche Tests in Anspruch nehmen.
Beim FC Bayern wurden offenbar schon mehrere Test durchgeführt. "Wir wurden drei Mal in der Woche getestet und bislang hat noch niemand das Virus gehabt", berichtete der niederländische Fußball-Profi Joshua Zirkzee vom FC Bayern im Interview mit VTBL.
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuvor in einem Interview der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" berichtet, dass die medizinische Task Force der Liga fortwährend in Kontakt mit der Politik stehe und auf ein korrektes Verhalten achte. Er sagte: "Zwei Mal pro Woche werden wir getestet."
Durch regelmäßige Tests würde in den Clubs eine Möglichkeit geschaffen, Erkrankungen schnell zu erkennen und den Kreis von infizierten Spielern gering zu halten. So müssten im Krankheitsfall nicht ganze Mannschaften in Quarantäne, was die Fortsetzung der Spielzeit beeinträchtigen würde.
Nach SPORT1-Informationen ist gesichert, dass bei den Profis des FCB bei der Wiederaufnahme des Trainings ein Test durchgeführt wurde, bei dem kein positiver Befund auftrat.
Auch Schnelltests keine Option?
Bei Eintracht Frankfurt kamen zuletzt Schnelltests auf das Virus zum Einsatz. Auf diese setzt zwar auch die DFL große Hoffnungen, doch bei dem Bundesligisten waren die Ergebnisse einer ersten Testrunde nicht zufrieden stellend.
Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel waren bei der Eintracht in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Frankfurt 30 Teammitglieder mit zwei gängigen Antikörpertests untersucht worden. In knapp einem Viertel der Proben (sieben Fälle) wichen die Ergebnisse voneinander ab.
"Auch wenn unsere Untersuchung nicht repräsentativ ist, mahnt sie doch zur Vorsicht, sich nicht allein auf diese Schnelltests zu verlassen", sagte Eintracht-Mannschaftsarzt Florian Pfab. Bei den Hessen hatten sich zwei Spieler und zwei Betreuer mit dem Coronavirus infiziert.