Am Freitag machten die Bayern-Bosse Nägel mit Köpfen. Hansi Flick bekam einen neuen Vertrag als Cheftrainer und verlängert seinen im Sommer auslaufenden Kontrakt bis 2023.
Wie sich Flick den Vertrag verdiente

Bleibt der 55-Jährige bis zum Vertragsende im Amt, wäre er sogar länger als Pep Guardiola verantwortlich, der insgesamt drei Jahre die Geschicke der Münchner leitete.
Dabei war Flicks Ankunft im Sommer 2019 von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen worden.




SPORT1 zeigt, wie Flick sich den Job als Dauerlösung auf der Trainerposition erarbeitete.
Ankunft im Sommer
Niko Kovac geht im Sommer 2019 als amtierender Double-Trainer in seine zweite Saison, doch sein Stuhl ist schon zu Beginn der Vorbereitung angesägt. Als neuen Co-Trainer an seiner Seite installiert der FC Bayern Hansi Flick.
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"Hansi ist ein kompetenter Fachmann. Er hat viel Erfahrung, besitzt eine hohe soziale Kompetenz und hat Verständnis für die Spieler, aber auch eine klare Vorstellung vom Spiel", lobt Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff den ehemaligen Assistenzcoach beim DFB.
Während der USA-Reise im Sommer führt Flick viele persönliche Gespräche, unter anderem mit Javi Martínez, Thiago und Fiete Arp, und bringt sich als Vermittler und Seelsorger im Hintergrund ein.
Co-Trainer unter Kovac
Während die Münchner zu Beginn der Saison große Probleme haben, verhält sich Flick loyal zu Cheftrainer Kovac. Die Schachzüge, Joshua Kimmich ins Mittelfeld zu ziehen und Alphonso Davies als Linksverteidiger zu installieren, um David Alaba nach innen schieben zu können, entscheiden Kovac und Flick gemeinsam.




Im Oktober 2019 verliert Bayern zu Hause mit 1:2 gegen Hoffenheim, Martínez ist schon vor dem Anpfiff ob seiner Reservistenrolle den Tränen nahe. Flick setzt sich deshalb zum Spanier auf die Bank und tröstet ihn. Auch wegen seiner menschlichen Stärke entscheidet sich der FCB wenige Wochen später, Flick als Interimslösung für den entlassenen Kovac zu installieren.
Siegesserie zum Start
Vier Tage nach dem 1:5 in Frankfurt und Kovacs Entlassung startet Flick mit einem 2:0-Sieg in der Champions League gegen Olympiakos Piräus. Es folgen drei weitere Siege mit insgesamt 14:0 Toren, darunter ein 4:0 im Topspiel gegen Borussia Dortmund.
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Flick bekommt die unter Kovac stets wacklige Defensive in den Griff, stärkt Manuel Neuer und Jérôme Boateng öffentlich und verhilft ihnen zu einer deutlichen Leistungssteigerung. Thomas Müller, unter Kovac noch als Notnagel abgetan, wird unumstrittener Stammspieler und dankt es mit starken Leistungen.
Zudem verhilft er jungen Spielern wie Davies zu viel Spielzeit und gibt Talenten wie Joshua Zirkzee Einsatzchancen bei den Profis.
Bis zur Winterpause entwickelt Flick einen offensivfreudigen und attraktiven Spielstil und vereint in seiner Arbeitsweise die Taktik von Pep Guardiola und die Empathie von Jupp Heynckes.
Klare Ansagen in Doha
Auch intern wirkt Flick und präsentiert klare Ansagen und Forderungen. Sein öffentliches Fordern nach neuen Spielern im Trainingslager in Katar schärft sein Profil und zeigt, dass er kein Ja-Sager und Instrument der Bosse ist.
Als der Trainer nahezu täglich auf seine offene Zukunft angesprochen wird, macht er klar, dass er gerne bleiben, sein Leben aber auch ohne einen Job in München weitergehen würde.
Flick repräsentiert den Klub gut in der Öffentlichkeit und steht ihm gut zu Gesicht. Zudem hat er aus seiner Vergangenheit beim DFB und in Hoffenheim ein glänzendes Netzwerk vor allem im deutschen Fußball und kennt die nationalen Talente und Spieler ausgezeichnet.
Gala gegen Chelsea
In der Rückrunde führt die Siegesserie die Münchner an die Tabellenspitze der Bundesliga, dennoch setzt es leichte Kritik am regelmäßigen Leistungsabfall nach der Halbzeitpause.
Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea spielt Bayern aber gerade nach der Pause groß auf und schießt beim 3:0-Sieg alle drei Tore in der zweiten Hälfte.
Bayern präsentiert sich als ernstzunehmender Kandidat für den Champions-League-Sieg. Beim Bankett nach dem Spiel schenkt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge Flick einen Kugelschreiber und erklärt, dass man damit "bei Bayern München manchmal auch Papiere" unterschreibe.
Pause wegen Coronakrise
Zwar kommt die Pause in der Coronakrise für den in allen drei Wettbewerben stark vertretenen FC Bayern sportlich zu einem unglücklichen Zeitpunkt, dennoch hilft sie Flick. Die Bayern-Bosse planen die Zukunft und entscheiden sich wenig überraschend für den Bayern-Trainer mit dem besten Punkteschnitt seit 1996. Flick bekommt einen Vertrag bis 2023 und kann damit länger als Erfolgscoaches wie Heynckes oder Guardiola im Amt bleiben.
Zudem haben die Spieler nun Klarheit über ihren Trainer in der kommenden Saison und können ihre eigene Zukunft entscheiden. Flick selbst bekommt mehr Mitspracherecht bei der Kaderplanung und entscheidet künftig auch bei Transfers mit.
"Hansi hat ein Mitspracherecht, das ist doch klar. Die Meinung des Trainers spielt bei unseren Personalentscheidungen eine Rolle. Er muss ja mit den Spielern arbeiten", erklärt Rummenigge in der Bild.
Spätestens jetzt ist klar: Flick hat sich in gerade einmal neun Monaten vom Co-Trainer zu einem der wichtigsten Entscheidungsträger beim FC Bayern entwickelt.