Anfang Februar wurde Jordan Torunarigha beim DFB-Pokalspiel von Hertha BSC auf Schalke Opfer rassistischer Beleidigungen - nun sorgt ein Artikel eines Wissenschaftlers, der den Vorfall herunterspielt, für Wirbel.
Torunarigha wehrt sich
"Ich habe selten sowas Dummes gelesen", twitterte Torunarigha am Dienstag und verlinkte den entsprechenden Artikel der Online-Agentur Novo.
In diesem Text mit der Headline "die Leiden des jungen Torunarigha" verharmloste der Autor Prof. Dr. Stefan Chatrath - seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender der wissenschaftlichen Kommission des Landessportbundes Berlin (LSB) - die rassistischen Anfeindungen, denen der Hertha-Profi während eines Pokalspiels beim FC Schalke 04 ausgesetzt war. Seine fragwürdige These: Fußball-Profis müssen rassistische Beleidigungen aushalten.
Torunarigha kämpft gegen Rassismus
Chatrath schrieb unter anderem von einer "emotionalen Überreaktion von Torunarigha", der nach den Beleidigungen auf Schalke sichtlich aufgebracht war und in der Verlängerung die Gelb-Rote Karte gesehen hatte.
Der 22-Jährige hatte schon einige Tage nach dem Vorfall per Instagram-Post eine emotionale wie starke Botschaft gegen Rassismus gesendet, für die der deutsche Junioren-Nationalspieler viel Unterstützung erfuhr.
Nach dem jüngsten Vorfall bezog auch Torunarighas Klub Hertha BSC per Twitter mit dem kurzen Statement "ohne Worte" Stellung.
Konsequenzen hatte der Artikel bereits für Chatrath selbst. "Wir haben Herrn Chatrath mit sofortiger Wirkung von allen Lehrtätigkeiten entbunden", sagte Prof. Dr. Wolfang Merkle von der University of Applied Sciences Europe am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Dort war Chatrath als Studiengangsleiter für Sport- und Eventmanagement tätig.
LSB-Präsident Härtel kündigt Aufarbeitung an
Auch der LSB Berlin äußerte sich und distanzierte sich von Chatraths Äußerungen.
"Rassismus darf nirgendwo einen Platz in der Gesellschaft haben, auch auf keinem Fußballplatz", sagte LSB-Präsident Thomas Härtel: "Die Äußerungen Herrn Chatraths sind unvereinbar mit dem Leitbild des Landessportbunds Berlin, in dem er sich gegen jegliche Form von Diskriminierung, Extremismus, Gewalt und Missbrauch richtet und Sport als eine Einladung an alle versteht."
Das LSB-Präsidium will am Mittwoch in seiner Sitzung über den Verbleib Chatraths in der Wissenschaftlichen Kommission entscheiden.