Beim FC Bayern herrscht vor der Abreise aus dem Trainingslager in Katar leichte Krisen-Stimmung.
Krise bei Salihamidzic und Flick?
Grund: Hansi Flicks öffentliche Forderungen nach mindestens zwei Neuzugängen in der Süddeutschen Zeitung.
"Ich war davon überrascht, was Hansi medial zur Kaderplanung gesagt hat. Ich bin einfach kein Freund von medialer Kaderplanung, weil wir uns eh die ganze Zeit austauschen", reagierte Sportdirektor Hasan Salihamidzic am Donnerstag und machte keinen Hehl daraus, dass ihm Flicks Vorgehen nicht gefiel.
Kleiner Kader, fehlende Neuzugänge, dazu Verletzte – die Geschichte wiederholt sich. Bereits im Sommer auf der USA-Tour waren diese Themen omnipräsent und kehren nun ungelöst zurück.
SPORT1 ordnet den Transfer-Zwist ein.
Warum hat Salihamidzic reagiert?
Der Bosnier ist für die Kaderplanung maßgeblich zuständig. Durch Flicks Forderung steht Salihamidzic nun unter Zugzwang, gewissermaßen wurden ihm öffentlich Hausaufgaben aufgegeben, an welchen er aber bereits arbeitet.
Bereits einen Tag zuvor hatte Flick die Personallage auch aufgrund zahlreicher Verletzungen berechtigterweise als "mau" bezeichnet. Salihamidzic wird wissen, dass nun eine Situation eingetreten ist, die bei dem ohnehin kleinen Kader einzukalkulieren war: Dass verletzungsanfällige Spieler nun einmal ausfallen. Derzeit sind es deren vier.
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Jetzt, unmittelbar vor dem Start der Rückrunde, zahlen die Bayern die Zeche für die Kaderplanung im Sommer, als sich vieles auf einen Transfer von Leroy Sané konzentrierte und die Münchner am Ende unter anderem mit zwei Not-Leihen (Ivan Perisic und Philippe Coutinho) reagieren mussten.
Was war Flicks Motivation, sich öffentlich zu äußern?
Flick weiß, dass seine FCB-Zukunft maßgeblich von zukünftigen Ergebnissen abhängt und vor allem vom Abschneiden in der Champions League. Titel werden von ihm auch erwartet. Deshalb scheut er sich nicht klarzustellen, dass diese Ziele ob des kleinen Kaders gefährdet sind.
Passend dazu Salihamidzic: "Hansi ist zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns verstärken müssen. Er spürt ja auch die Erwartungshaltung, die ein Cheftrainer beim FC Bayern hat."
Was sind überhaupt die Saisonziele?
"Ich möchte nichts abgeben", sagte Salihamidzic selbstbewusst. Vorstands-Mitglied Oliver Kahn machte klar, dass die Mannschaft den achten Meistertitel in Folge holen soll. Ein Pokalsieg wäre ein zusätzlicher Schmankerl.
Das Triple ist ein Traum, kann aber mit diesem Kader nicht ernsthaft erwartet werden. Für Flick wird es darum gehen, mindestens in das Halbfinale der Champions League einzuziehen. Sieht Salihamidzic die Saisonziele gefährdet, wenn kein neuer Spieler kommt? Seine klare Antwort: "Nein."
Befinden sich Salihamidzic und Flick jetzt im Streit?
Nein. Beide arbeiten professionell miteinander und tauschen ihre Transfer-Gedanken aus. Flick will seine Forderung nach Neuzugängen auch nicht als Kritik an Salihamidzic verstanden wissen.
Rüsten die Bayern noch nach?
Völlig unklar. Flick wünscht sich einen Rechtsverteidiger, damit Joshua Kimmich dauerhaft auf die Sechs kann und hätte gerne noch Verstärkung für die offensiven Außenbahnen.
Salihamidzic betonte mehrmals die Problematik bei Winter-Transfers, schloss aber auch einen Kauf nicht aus. Jedenfalls sind die Bayern auf der Suche, aber laut Salihamidzic sind sie noch bei keiner Personalie weit gekommen.
"Das Wichtigste ist, dass der Spieler die Ansprüche des FC Bayern erfüllen kann", sagte er und ergänzte: "Ich möchte dem Trainer helfen, aber es ist nicht einfach." Wichtig ist auch zu wissen: Flick kann nach SPORT1-Informationen auch ohne Transfers leben und würde dann vermehrt auf die eigenen Talente setzen, wünscht sich dann allerdings ein Anpassen der Saisonziele.
Hat der Zwist Einfluss auf die Trainersuche?
Wohl nicht. Langfristig Bayern-Trainer zu werden, ist nach SPORT1-Informationen immer noch der große Traum von Flick. Diesem Ziel ordnet er alles unter, will für den FC Bayern und seine Spieler den maximalen Erfolg.
Salihamidzic betonte indes, dass die Verantwortlichen sich bei der Trainersuche nicht unter Druck setzen lassen werden. Flick allerdings bleibt sehr stark abhängig von Ergebnissen. Sein großes Plus ist aber der Zuspruch von Führungsspielern wie Manuel Neuer.
Ebenso, das bestätigte auch Salihamidzic auf SPORT1-Nachfrage, ist dem Sportdirektor nicht entgangen, dass Wunschspieler wie Kai Havertz gerne unter Flick arbeiten würden. Flick stellte zuletzt ebenso klar, dass eine Rückkehr auf den Co-Trainer-Posten für ihn vorerst nicht infrage kommt.
Seine bisherige Arbeit ist nicht ohne Anerkennung geblieben, nach SPORT1-Informationen gibt es vor allem internationale Anfragen für ihn.