Die Superserie ist gerissen: Bayern München hat unter Trainer Hansi Flick einen ersten herben Dämpfer einstecken müssen. Der deutsche Rekordmeister unterlag im Heimspiel gegen ein starkes Bayer Leverkusen mit 1:2 (1:2) und verlor im Kampf um die Spitzenposition in der Bundesliga erneut wertvollen Boden. Die Münchner gingen vor allem mit ihren Chancen fahrlässig um.
Bayern-Pleite: Müller "fassungslos"
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Vier Tage nach der 6:0-Gala in der Champions League bei Roter Stern Belgrad geriet der FC Bayern durch Leon Bailey (10.) in einer temporeichen Partie in Rückstand. Es war nach 370 Spielminuten und vier beeindruckenden Siegen mit 16:0 Toren der erste Gegentreffer in Flicks Amtszeit.
Bailey kontert Müllers Treffer
Thomas Müller glich in der 34. Minute aus. Bailey schlug jedoch postwendend zurück (35.). In der 81. Minute sah der Leverkusener Jonathan Tah nach einer Notbremse die Rote Karte. (Service: Tabelle der Bundesliga)
Während die Münchner den fünften Sieg unter Flick verpassten, setzte die Werkself ihren Aufwärtstrend fort und blieb auch im fünften Pflichtspiel in Serie ungeschlagen. Die Bayern wackelten in der Defensive dagegen einige Male und ließen offensiv die nötige Effektivität vermissen. (Bundesliga: Bayern - Leverkusen im TICKER zum Nachlesen)
"Ich bin nach den vier Siegen nicht ausgeflippt", erklärte Flick nach dem Spiel bei Sky, und werde auch die erste Niederlage in Ruhe analysieren. "Vom Willen und Engagement kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir sind nur fahrlässig mit unseren Möglichkeiten umgegangen."
Manchmal gehöre auch ein bisschen Glück dazu, befand Bayern-Kapitän Manuel Neuer. "Aber das war heute nicht auf unserer Seite. In der ersten Halbzeit sind wir nicht drauf gewesen, haben viele Fehlpässe gespielt. Da war Leverkusen griffig, hat uns gleich unter Druck gesetzt. In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser im Spiel." Zum Ausgleich reichte es aber nicht mehr.
Müller: "Nie dagewesene Ineffizienz"
Das lag nicht zuletzt am überragenden Leverkusener Schlussmann Lukas Hradecky. "Er hat sehr gut gehalten", urteilte auch Neuer. "Die Tore müssen wir trotzdem machen. Das hat heute einfach gefehlt."
Thomas Müller beschrieb es drastischer. "Wir haben heute gegen einen Gegner mit viel Speed und vorne großer Effizienz gespielt", meinte der Ex-Nationalspieler. "Auf der Gegenseite hatten wir eine extreme und eventuell nie dagewesene Ineffizienz, die wir uns selbst nicht erklären können." Auf SPORT1-Nachfrage fügte Müller in der Mixed Zone hinzu, dass er "paralysiert und fassungslos" sei: "Ich kann es gar nicht einordnen. Manchmal ist der Fußball auch verrückt."
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Vor dem Spiel hatten die Münchner ihren Ex-Präsidenten Uli Hoeneß geehrt noch einmal offiziell vor den 75.000 Fans in der Allianz Arena. Schnell sah Hoeneß die erste klare Münchner Chance: Serge Gnabry traf freistehend aber nur den Pfosten (9.). Dies sollte sich rächen. Fast im Gegenzug war Bailey plötzlich durch und ließ Manuel Neuer mit einem Flachschuss keine Chance.
Die im Vergleich zu Belgrad auf fünf Positionen veränderten Münchner zeigten erst einmal Wirkung. Bayer attackierte weiter früh und hatte durch Bailey und Moussa Diaby weitere Möglichkeiten. Die Bayern fingen sich jedoch. Erst scheiterte erneut Gnabry an Lukas Hradecky, dann klärte Wendell in höchster Not gegen Müller (19.).
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Leverkusen hielt weiter mutig dagegen. Neuer musste schon sein ganzes Können gegen Diaby (25.) aufbieten, um einen höheren Rückstand zu verhindern. Auf der anderen Seite hatte Müller mit einem abgefälschten Schuss Glück.
Müllers Durstrecke endet nach acht Monaten
Für den 30-Jährigen war es das erste Bundesligator seit über acht Monaten. Die Freude wehrte jedoch nur einige Sekunden, weil Bailey ein Laufduell gegen Javi Martinez klar gewann und eiskalt abschloss. Die Bayern, allen voran Gnabry, ließen diese Kaltschnäuzigkeit vermissen. Zudem rettete Lars Bender spektakulär gegen den einschussbereiten Ivan Perisic.
Nach dem Wechsel erhöhten die Bayern den Druck. Doch Leverkusen setzte Nadelstiche. Neuer rettete glänzend gegen Nadiem Amiri (51.) und Diaby (66.). Auf der Gegenseite machten die Bayern mit ihrem Chancenwucher weiter. Perisic verpasste gar aus drei Metern (58.). Zudem parierte Hradecky Schüsse von Robert Lewandowski und Müller stark. In der 77. Minute landete ein Kopfball von Leon Goretzka am Pfosten. Lewandowski traf ebenfalls noch die Unterkante der Latte (90.+1).
"Wir haben es in den ersten 30 Minuten gut gemacht", meinte Bayer-Coach Peter Bosz. "Da haben wir die Tore geschossen, weil wir Druck gemacht haben. Nachher wurden die Räume zu groß, da haben wir auch Glück gehabt. Trotzdem Riesenkompliment an meine Mannschaft. Das war ein Sieg des Charakters und der Mentalität."
Der überragende Keeper Hradecky ergänzte bei SPORT1: "Wir haben auch Glück gebraucht, um diese Bayern zu schlagen. Pfosten und Latte: Die beiden sind meine besten Freunde." Und auf die Frage, ob er sich zur Feier des Tages ein Bier aus seiner Heimat gönnen würde: "Finnisches Dosenbier bekomme ich heute wohl nicht, aber im Flieger werde ich ein Weizen trinken, wenn ich es schaffe."