Rassistisch oder nicht? Die umstrittenen Aussagen von Schalkes Aufsichtsratsvorsitzendem Clemens Tönnies beim "Tag des Handwerks" in Paderborn am 1. August 2019 haben für mächtig Unruhe gesorgt.
Tönnies' Rede im genauen Wortlaut
Ex-Profis, Politiker und Fans forderten eine Ablösung des starken Mannes bei den Königsblauen - der Schalker Ehrenrat jedoch traf eine andere Entscheidung: Seiner Meinung nach ist der gegen Tönnies "erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet", Tönnies nahm lediglich eine dreimonatige Auszeit, die im November 2019 endete.
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Das sagte Schalke-Boss Tönnies
Was aber genau hat der 63-Jährige auf der Bühne in Paderborn eigentlich gesagt?
Oft war nur ein Satz aus Tönnies' Rede zu lesen gewesen, eine vom Westfalen-Blatt veröffentlichte Audio-Aufnahme gab aber eine Weile danach genaueren Aufschluss über den Kontext und den exakten Wortlaut seiner Äußerungen.
Die Aussagen von Clemens Tönnies beim "Tag des Handwerks" im Wortlaut:
"Und wenn wir zwischen 20 und 27 Milliarden Euro investieren, um ein Beispiel zu geben, in die Welt hinaus, um 0,0016 Prozent CO2, bezogen auf den Globus, zu verändern: Warum gehen wir eigentlich nicht her und geben das Geld dem Gerd Müller, unserem Entwicklungsminister, und der spendiert jedes Jahr 20 große Kraftwerke nach Afrika?
Dann hören die auf, die Bäume zu fällen, hören auf, wenn's dunkel ist, wenn wir sie nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren.
Ich bin in Sambia gewesen, dort gibt es 14,6 Kinder pro Pärchen. Ja, was machen die, wenn's dunkel ist?"
Statistiken widerlegen Tönnies' Aussage
Zur Einordnung: Statistiken zeigen, dass Sambia - wie zahlreiche andere afrikanische Länder - tatsächlich zu den geburtenstärksten Ländern der Welt gehört.
Erhebungen der Vereinten Nationen zwischen 2010 und 2015 kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Frau in Sambia in ihrem Leben durchschnittlich 5,2 Kinder zur Welt bringt. Laut Weltbank-Zahlen von 2017 liegt die Fertilitätsrate sogar nur bei 4,9. Was die Aussagen ebenfalls fragwürdig macht: Afrika trägt trotz seines Bevölkerungsreichtums weit weniger zur Erderwärmung bei als Europa, Amerika und Asien.
Tönnies gestand später selbst ein, dass seine Aussagen "unüberlegt und dumm" waren. "Was hat dieser Satz in einem Vortrag über den ländlichen Raum und über die unternehmerische Ausrichtung aus diesem Raum in den Weltmarkt verloren? Nicht viel", sagte er im November 2019 der Süddeutschen Zeitung: "Natürlich wollte ich damit niemanden verletzen. Deswegen kann ich bei denen, die sich seelisch verletzt oder betroffen fühlten, die ich beleidigt habe, nur um Entschuldigung bitten. Das lässt mich aber nicht aus der Verantwortung, das ist mir klar."