Nachdenklich blickt Marc Roca aufs Meer.
Marc Roca: Bayerns teure Wundertüte
"Wo alles beginnt und nichts endet", schreibt Roca auf Instagram neben sein Foto. Gut ein Jahr ist das Posting alt - es dokumentiert einen Wendepunkt in der Karriere des jungen Spaniers.
Der Gewinn des Europameistertitels mit der spanischen U21 Ende Juni im Finale gegen Deutschland war die Krönung einer Saison, in der der Mittelfeldstratege bei Espanyol Barcelona seinen endgültigen Durchbruch schaffte.
Auf den Instagram-Bildern jüngeren Datums, wahlweise mit der Trophäe oder seiner Freundin im Arm, kommt der 22-Jährige aus dem Strahlen nicht mehr heraus.
"Mein Leben hat sich im vergangenen Jahr stark verändert", sagte Roca vor wenigen Wochen in einem Marca-Interview. "Die Situation, die ich im vergangenen Jahr erlebt habe, hat mich beruflich und persönlich stark wachsen lassen."
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Roca vor einem Jahr am Scheideweg
Als Roca im Juni 2018 gedankenverloren aufs Meer hinausblickte, wusste er nicht so richtig, wie es weitergeht. Bei seinem Jugendklub Espanyol stand er am Scheideweg.
Aufgewachsen in Vilafranca del Penedès wenige Kilometer westlich von Barcelona, debütierte Marc Roca Junqué als 19-Jähriger unter Quique Sánchez Flores im August 2016 in La Liga. Wenn auch nicht immer von Anfang an, so stand Roca am Ende doch bemerkenswerte 25 Mal auf dem Platz. Der nächste Schritt zum Stammspieler schien bevorzustehen.
Doch es kam alles ganz anders. Während Roca anfangs zumindest noch zum Kader zählte, verzichtete Sánchez Flores im Herbst 2017 wochenlang auf den Youngster. Dabei hätte das Richtung Tabellenkeller taumelnde Team die Fähigkeiten eines umsichtigen Sechsers durchaus brauchen können.
Für die katalanische Tageszeitung La Vanguardia ist Roca einer dieser Spieler, der die "Funktion eines Klebstoffs innerhalb des Teams" übernimmt.
Roca blüht unter Rubi bei Espanyol auf
Erst nachdem Sánchez Flores im April 2018 entlassen wurde, bekam Roca unter Interimstrainer David Gallego wieder eine Chance. "Gallego hat mir am Ende der Saison wieder die Möglichkeit gegeben, mich wieder wie ein Fußballspieler zu fühlen", sagte Roca rückblickend.
Zeitweise dachte er an einen Abschied, Mundo Deportivo schrieb von einer möglichen Flucht nach Córdoba oder Teneriffa. Doch Roca blieb. Und blühte auch dank des neuen Trainers Rubi auf, der einst als Coach von SD Huesca vergeblich an einer Leihe Rocas arbeitete.
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Seine Ankunft im Sommer 2018 bezeichnete Roca als "Schlüsselerlebnis".
"Er kam in einer Zeit, als ich keine Rolle gespielt habe." Rubi habe ihm die Gelegenheit gegeben zu spielen, zu wachsen und sich weiter zu verbessern.
Roca für 40 Millionen zum FC Bayern?
Schon vor Beginn der UEFA U21 Europameisterschaft rückte der Mittelfeldstratege daher auch in den Fokus internationaler Topklubs.
Das Rennen macht nun offenbar der FC Bayern, der von Rocas Ausstiegsklausel in Höhe von 40 Millionen Euro Gebrauch machen müsste, wenn sich Espanyol nicht noch in Verhandlungen entgegenkommend zeigt.
"Ist noch nicht offiziell, oder? Dann sage ich nichts", ließ Javi Martínez auf SPORT1-Nachfrage durchblicken, dass das Thema auf der Agenda steht.
Roca ist nominell Sechser - eine Position, die bei den Bayern mit Thiago, Javi Martínez, Corentin Tolisso, Leon Goretzka und potenziell auch Joshua Kimmich quantitativ am besten besetzt ist.
Zwar spielte Roca in der Jugend zeitweise auch als Flügelstürmer und linker Verteidiger, aber seine Stärken liegen im defensiven Mittelfeld.
Transfer mit Perspektive?
"Er ist ein technisch guter Ballverteiler, der immer versucht, das Spiel schnell zu halten", sagt Spanien-Experte Miguel Gutiérrez zu SPORT1 - äußert aber auch Skepsis: "Ihm fehlt meiner Meinung nach aber ein bisschen Dynamik. Er hat sich gut entwickelt. Aber ob er jetzt schon für einen großen Klub wie Bayern bereit ist, muss man abwarten - zumal Real Madrid und Barcelona für diese Position gesucht haben und keiner von beiden angebissen hat."
Nun haben die Bayern Roca an der Angel. Ein Transfer, der auf den ersten Blick mit einem gewissen finanziellen Risiko verbunden ist, sich perspektivisch aber auszahlen könnte. Vor allem wenn Roca an seine starken Leistungen in der Vorsaison und bei der U21 EM anknüpft.
Geprägt hat ihn diese Zeit so oder so, daher fühlt er sich auch mental gerüstet. "Ich war schon immer stark im Kopf", sagt Roca. "Am Ende geht es darum, sich mit sich selbst zu identifizieren, jede Situation zu genießen, sie als Geschenk zu empfinden. So wird das Leben einfacher."
Schwere Herausforderungen zu meistern, gehören mitunter dazu.