Der Wunsch nach Veränderung reifte bei Ralf Rangnick laut eigener Aussage im Weihnachtsurlaub "unter der Dusche".
Rangnicks neuer Job wirft Fragen auf
Ein halbes Jahr später steht fest: Der Macher von RB Leipzig verlässt nach sieben Jahren sein "sportliches Lebenswerk" (Zitat Rangnick) und wird "Head of Sport and Development Soccer" bei Red Bull.
Sein Lebensmittelpunkt liegt zwar weiterhin in Leipzig, aber als künftiger "Außenminister" des Brausekonzerns wird er sich vornehmlich um die Red-Bull-eigenen Fußballklubs in New York und im brasilianischen Bragantino kümmern.
"Ich hätte ihn gerne dauerhaft in Leipzig gehabt", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff und sah Rangnicks Abschied daher "mehr mit einem weinenden Auge".
Rangnick-Wechsel wirft Fragen auf
So sehr Rangnick und Mintzlaff auf der außerordentlichen Pressekonferenz am Dienstag Einigkeit demonstrieren, wirft Rangnicks Rückzug aus dem operativen Geschäft in Leipzig aber auch Fragen auf.
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Ist es nur Zufall, dass er zeitlich in die Anstellung von Trainer Julian Nagelsmann fällt?
Hinter den Kulissen wird immer wieder geunkt, die beiden Alphatiere würden nicht miteinander harmonieren. Auch Rangnicks Verhältnis zu Mintzlaff soll merklich abgekühlt sein. Wie freiwillig war Rangnicks Wunsch nach einem neuen Aufgabenfeld also wirklich?
Zwar bleibt er dem Klub in beratender Funktion erhalten, aber in sein Büro mit Blick über das gesamte Trainingsgelände zieht sein Nachfolger Markus Krösche ein. Die Suche nach einem neuen Standort für Rangnicks Schreibtisch läuft noch.
Machtverlust für Leipzigs Macher
Leipzigs Macher büßt dadurch offenkundig an Macht in Leipzig ein - auch wenn er betonte: "Ich glaube nicht, dass die Dinge, die wir in den letzten sieben Jahren in Salzburg und Leipzig entwickelt hatten, sehr viel mit Macht zu tun hatten."
Zwar habe die Entscheidung am Ende einer treffen müssen, "das war in dem Fall ich", ergänzte der 60-Jährige, sagte aber: "Es waren fast immer Teamentscheidungen."
Nach sieben Jahren sei ihm der Posten des Sportdirektors nicht mehr genug. "Hier im großen Mikrokosmos RB Leipzig wären Entwicklungsschritte nur noch im einstelligen Prozentbereich möglich gewesen", meinte Rangnick.
Seine neue "extrem reizvolle und fordernde Aufgabe" (Rangnick) besteht nun darin, die verschiedenen Red-Bull-Standorte enger zu verzahnen. Das größte Potenzial schlummert dabei laut Rangnick im brasilianischen Zweitligisten RB Bragantino, der seit März dieses Jahres dem Brausekonzern gehört und nach einem guten Saisonstart aktuell auf Aufstiegskurs liegt.
Rangnick will Topspieler für Leipzig entwickeln
"Unser Ziel ist es, dass es die beste Ausbildungsmannschaft in Brasilien wird", betonte Rangnick. Der Ausbau des Scoutingnetzwerks und der Bau einer neuen Akademie sollen die Grundlagen dafür schaffen.
"Am Ende wollen wir darüber ganz egoistisch für RB Leipzig so viele Topspieler wie möglich entwickeln, die dann ihren Weg nach Europa machen wollen", blickte Rangnick voraus. "Wenn wir ihnen diese Brücke von Anfang an aufzeigen, kann das für uns ein enormer Vorteil im internationalen Wettbewerb sein."
Freie Hand beim Ausbau des RB-Imperiums
Beim Ausbau des RB-Imperiums in Übersee genießt Rangnick jegliche Freiheiten, da die UEFA-Regularien, wonach in europäischen Wettbewerben vertretene Vereine nicht miteinander verflochten sein dürfen, hier anders als zwischen Leipzig und Salzburg nicht greifen.
"Unser Wunsch ist es, dass wir jedes Jahr einen Tyler Adams entwickeln", sagte Rangnick mit Blick auf den 20 Jahre alten US-Nationalspieler, der nach seinem Wechsel aus New York bei RB auf Anhieb überzeugte.
Darauf hofft auch RB-Geschäftsführer Mintzlaff und gratulierte dem Konzern zum "Neuzugang" Rangnick: "Für Red Bull ist es das perfekte Setup, weil man jetzt den Experten und sportlichen Motor von Leipzig bekommt, der sich jetzt nicht mehr nur um Leipzig kümmert, sondern auch um die anderen Standorte."