Als der Ball nach dem Elfmeter von Tim Leibold vom Innenpfosten zurück ins Feld sprang, war er da.
Wo ist Bayerns Killermentalität?
Einer jener Momente, die jeder Fußball-Fan in Deutschland schon einmal er- und durchlebt hat. Das sichere Gefühl: Jetzt gewinnt der FC Bayern noch. Jetzt schlagen die Münchner wieder kurz vor Schluss zu.




Doch die Bayern anno 2019 sind nicht die, die über Jahre hinweg den Mythos der Last-Minute-Monster prägten.
Es sind die Bayern, die in der Bundesliga so hart um den Titel kämpfen müssen wie seit Jahren nicht mehr - und dabei zu jeder Zeit stolpern können.
Salihamidzic vermisst Killermentalität
"Man hat gesehen, dass man sich auf jedes Spiel konzentrieren muss. Dass man auch mal die Killermentalität rausholen muss, um die Big Points einzufahren", ärgerte sich Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem 1:1 gegen den Vorletzten 1. FC Nürnberg und kündigte an, dass man intern durchaus noch zu reden habe.
Er wolle schließlich auch wissen, was der Grund dafür sei, dass "wir es nie geschafft haben, unser Spiel aufzuziehen".
Coman verliert Nervenspiel
In der 95. Minute hatte Kingsley Coman trotz aller spielerischen Mängel die Entscheidung auf dem Fuß, stürmte alleine auf Club-Keeper Christian Mathenia zu - und scheiterte.
"Du läufst 50 Meter auf Mathenia zu, überlegst, wie du es am besten machst. Gehst du vorbei? Oder spielst du vielleicht noch auf Serge (Gnabry, Anm.d.Red.), der mitgelaufen ist? Letzten Endes haben die Kräfte ein bisschen gefehlt, die Konzentration“, erklärte Bayern-Coach Niko Kovac. Oder eben die Killermentalität, wie sein Vorgesetzter Salihamidzic sagen würde.
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Wo ist das Selbstverständnis, das 'Mia san mia' geblieben?
BVB glänzt mit Bayern-Stärke
Für das einstige Markenzeichen der späten Tore - für die einen Bayern-Dusel, für die anderen eine Mischung aus Qualität und unbeugsamer Moral - darf sich in dieser Saison der BVB rühmen.
Während Marco Reus und Co. bereits acht Mal in der Nachspielzeit zuschlugen, liegen die Bayern mit drei Treffern nach der 90. Minuten lediglich auf Rang fünf in der Bundesliga.
Bayern nutzt BVB-Patzer nicht
Am Samstag allerdings gingen auch die Dortmunder in den Zusatzminuten leer aus und lieferten den Bayern durch die unerwartete 2:4-Niederlage im Derby gegen Schalke die perfekte Vorlage. Der Ball lag quasi schon auf der Torlinie zur Meisterschaft.
Die Bayern aber verwandelten ihren Matchball nicht. "Ärgerlich und enttäuschend", befand Salihamidzic. Und das in einem Spiel, das gerade für die Fans eine besondere Bedeutung hat.
Hummels sauer über Bayerns Auftritt
Dementsprechend deutlich fiel die Analyse von Mats Hummels aus.
"Wir hatten heute kein Tempo drin. Fußballerisch war es sehr ungenau. Wir hatten unzählige freie Ballverluste", schimpfte der Innenverteidiger: "Jeder von uns in der Mannschaft hat einen freien Ball ins Aus gespielt oder dem Gegner in den Fuß. Das gilt für alle elf. Das war nicht das Niveau, was wir von uns erwarten."
Trotzige Bayern besonders gefährlich?
Trotz aller berechtigen Kritik an der eigenen Leistung ist der Rekordmeister aber nach wie vor Tabellenführer. Nun sogar mit zwei Punkten Vorsprung statt einem.
"Unsere Situation hat sich verbessert. Und wir haben einen kleinen Tritt in den Arsch bekommen, sodass wir nächste Woche noch angestachelter in die Partie gehen", gab sich Vizekapitän Thomas Müller trotzig.
Wütende Bayern? Es ist noch gar nicht allzu lange her, da hätte man dem kommenden Gegner empfohlen, lieber gleich die weiße Fahne zu hissen, um schlimmeren Schaden zu vermeiden.
Zeiten ändern sich…