Die verbale Entgleisung von Franck Ribery ist beim FC Bayern am dritten Tag des Wintertrainingslagers in Katar das beherrschende Thema.
Müller: "Ribery fühlt das anders"
Am Samstagmittag hatte der Franzose via Twitter zum obszönen Rundumschlag ausgeholt ("F**** eure Mütter, eure Großmütter und euren gesamten Stammbaum"). Auslöser waren Beleidigungen gegen ihn und seine schwangere Frau Wahiba in den sozialen Netzwerken, nachdem Ribery zuvor ein Video gepostet hatte, dass ihn beim Verzehr eines mit Blattgold überzogenen 1200 Euro teuren Steaks zeigte.
Der Verein missbilligte die Wortwahl von Ribery und belegte den 35-Jährigen mit einer "sehr hohen Geldstrafe", wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic am Sonntag mitteilte.
Die Steakaffäre um Ribery ist auch bei den Mitspielern angekommen: Thomas Müller äußerte sich in einer Presserunde zum Thema.
Müller: "Thema bringt ein bisschen Unruhe"
"Natürlich sind das Themen, die ein bisschen Unruhe reinbringen, aber eher für unseren Sportdirektor, die Vereinsvorsitzenden oder die Presseabteilung", sagte Thomas Müller am Sonntagnachmittag. Der Ur-Bayer beteuerte aber, dass das Thema für die Mannschaft "nicht wirklich relevant" sei.
Müller erklärte: "Wir wissen, dass Franck ein absoluter Mannschaftsspieler ist. Wenn er sich aber angegriffen fühlt, ist es natürlich schon des Öfteren vorgekommen, dass er sich um alles auf der Welt verteidigt - auch mit Mitteln, die vielleicht für andere durchaus überzogen sind. Er selbst sieht das vielleicht anders, weil er das auch anders fühlt."
Müller ließ zudem erkennen, dass ihm die Entwicklung in den sozialen Netzwerken missfällt: "Mit Social Media ist es nicht so einfach. Die Gesellschaft legt fest, was man darf und was nicht. Wenn man aber sieht, wie oftmals in den sozialen Netzwerken vermeintlich anonym bepöbelt wird und wirklich auch unter aller Kanone Leute attackiert werden, dann fragt man sich schon, wie sich jemand dazu veranlasst fühlt."
Ribery trainierte ohne Kummer
Ribery selbst war der Trubel um seine Person beim Vormittagstraining am Sonntag nicht anzumerken. Zusammen mit Rafinha betrat er in der Früh den Trainingsplatz. In der linken Hand hielt er sein Smartphone, Musik hallte aus den Lautsprechern.
Anschließend trainierte Ribery so, wie man ihn kennt: Beim Aufwärmen lief er vorneweg, scherzte mit Renato Sanches und Javi Martinez im Training, überwand Manuel Neuer mit einem sehenswerten Lupfer und erntete Applaus von den rund 100 Zuschauern am Trainingsplatz der Aspire Academy in Doha.
Nach dem Training, um 11.42 Uhr Ortszeit, verließ Ribery den Trainingsplatz gut gelaunt, schoss Fotos mit Fans und schrieb Autogramme.
Acht Minuten später gab Salihamidzic sein Statement ab und verkündete die Geldstrafe, über dessen Höhe sich der Sportdirektor aber nicht äußern wollte. Am Vortag, so erklärte es der Ex-Profi, hatte er sich Ribery zudem in einem persönlichen Gespräch zur Brust genommen, Ribery habe die Strafe dann akzeptiert.
"Natürlich muss der Verein reagieren und hat es auch. Dementsprechend ist das Thema für uns durch", erklärte Müller und fügte hinzu: "Wir wollen wieder sportliche Themen in den Vordergrund stellen. Auch, wenn es im Trainingslager nicht so einfach ist, das Thema so zu verdrängen."