Auch zwei Tage nach der Jahreshauptversammlung des FC Bayern hatten sich Ärger und Frust bei Uli Hoeneß noch nicht gelegt. Bei einem Fanklubbesuch im oberfränkischen Kersbach brach es aus dem Bayern-Präsidenten heraus – die ungewohnten Attacken eines Bayern-Mitglieds gegen seine Person hatten Hoeneß schwer mitgenommen.
FCB-Mitglied reagiert auf Hoeneß
"Ich werde in aller Ruhe die nächsten Wochen und Monate beobachten, wie sich das alles entwickelt, werde mir viele Gedanken machen und entscheiden, was ich will und was nicht. Dieser Abend geht nicht spurlos an einem vorüber und man kann nicht zur Tagesordnung übergehen", sagte der 66-Jährige, noch bis 2019 gewählt.
Bayern-Mitglied Johannes Bachmayr hatte es gewagt, in einer elfminütigen Rede den Macher des Rekordmeisters in Frage zu stellen.
Die Attacken hatten den mächtigen Hoeneß tief gekränkt, ja "schockiert". Auch die Buhrufe, Pfiffe und Beschimpfungen, die an ihn gerichtet waren, hinterließen deutliche Wirkung. Es sei ein Versuch gewesen, "meinen tadellosen Ruf als Manager, Vorstand und Präsident zu beschädigen", sagte Hoeneß.
Bachmayr seit seiner Kindheit Bayern-Fan
Doch wer ist dieser Johannes Bachmayr, der es wagte, Hoeneß verbal zu attackieren?
Der 33-Jährige ist im Landkreis Erding zu Hause. Schon seit seiner Kindheit ist er ein großer Bewunderer des FC Bayern und freute sich nach eigener Aussage, als Hoeneß 1999 zum "Unternehmer des Jahres 1999" gekürt wurde.
Doch 19 Jahre später ist die Bewunderung in Verwunderung umgeschlagen. Auf der Jahreshauptversammlung der Bayern äußerte der Bayern-Fan seine Kritik an Hoeneß dermaßen pointiert, dass dieser anschließend kaum reagieren mag. Mehr als das lateinische Sprichwort "Si tacuisses, philosophus mansisses. Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben", brachte Hoeneß nicht heraus.
Bachmayr plant Rede lange im voraus
Bereits drei Wochen vor der Versammlung hatte sich Bachmayr zu seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung entschlossen – sein Thema: "Kritik an der Vereinsführung".
Und Bachmayr war gut vorbereitet. "Das war schon die gekürzte Version meines Manuskripts, die ich vorgetragen haben", sagte er dem Münchner Merkur.
"Früher wollte ich sein wie Uli Hoeneß, jetzt bin ich mir nicht mehr sicher", sagte Bachmayr. Er zählte die Wortwahl von Hoeneß auf ("Scheißdreck" etc.), warf ihm Spezl-Wirtschaft vor, falschen Umgang mit Ehrenspielführern. Vehement kritisierte er Hoeneß zudem für den Umgang mit Paul Breitner.
"Natürlich habe ich etwas polemisiert, sagt Bachmayr im Nachhinein, "aber ich habe auch sehr viel mit Originalzitaten gearbeitet."
"95 Prozent Zustimmung"
Beim Fanbesuch in Kersbach versuchte Hoeneß, Bachmayr als Stellvertreter eines "ganz kleinen Teils" der Bayern-Anhänger darzustellen. Doch mit dieser Einschätzung lag der Bayern-Boss wohl daneben, zumindest wenn man Bachmayrs Aussagen Glauben schenkt.
"Ein Mitglied hat mich angemault, ob ich denn nicht wisse, was Hoeneß schon alles durchgemacht habe", erzählte Bachmayr. "Den haben andere Mitglieder schnell auf die Seite genommen. Ansonsten habe ich zu 95 Prozent Zustimmung bekommen."
Dafür habe er von offizieller Seite nichts mehr gehört. Weiter Öl ins Feuer gießen wolle er aber nicht, erklärte der 33-Jährige weiter. Zwar habe er eine Anfrage vom Bayerischen Rundfunk zu einem Fernsehauftritt erhalten. Doch diese Einladung wolle er nicht annehmen. Er habe gesagt, was habe gesagt werden müssen.