Das Feuer prasselt im Kamin, ein gemütlich aussehender Ohrensessel schmückt den in schwarz-gelb getauchten Raum.
Wie Reus in neue Sphären vorstößt
Marco Reus hat in BVB-Socken darin Platz genommen, dicke Wollknäuel neben ihm auf dem Tisch. Der 29-Jährige schwingt behände die Stricknadeln, alle seine Teamkollegen sollen ihn bekommen, den neuen Weihnachtspullover des BVB.
Anführer Reus kümmert sich um sein Gefolge. Im neuen Werbeclip des BVB und im derzeit rosig daherkommenden Alltag des Bundesliga-Tabellenführers.
Reus als Persönlichkeit gereift
"Er ist nicht nur unser Kapitän, sondern auch ein Vorbild. Er ist einer, zu dem man aufschaut", schwärmte der 20 Jahre alte Jacob Bruun Larsen nach dem spektakulären 3:2-Erfolg des BVB über den FC Bayern.
"Wir sehen gerade den besten Reus aller Zeiten. Er ist gereift, er ist ein Mann, er führt als Kapitän. Momentan ist er der beste deutsche Spieler", adelte ihn Gladbachs Sportdirektor Max Eberl am Sonntag im CHECK24 Doppelpass. Eberl war es, der Reus für eine Million Euro von Rot Weiss Ahlen zu den Fohlen holte und später schweren Herzens zum BVB ziehen lassen musste.
Seit Anfang August hat Reus Marcel Schmelzer offiziell als Spielführer abgelöst. Eine Rolle, die ihm merklich Auftrieb gibt. "Man merkt, mit welchem Stolz ihn das Amt erfüllt. Das hat ihm noch mal einen echten Schub gegeben", erklärte Manager Michael Zorc.
Favre als Förderer
Die - zugegeben naheliegende - Vergabe des Kapitänsamts an seinen größten Star war nur einer der Schachzüge des neuen Trainers Lucien Favre im Hinblick auf seinen Lieblingsschüler. Unter dem 61-Jährigen darf Reus auf der Zehnerposition im Zentrum ran, dort, wo er sich am wohlsten fühlt.
"Ich spiele auf der Position, auf der ich gerne spiele, ich fühle mich absolut wohl mit den Kollegen, wir haben eine Menge Spaß", sagt Reus selbst.
Mit Favre und Reus haben sich zwei gefunden, deren gegenseitiger Respekt größer nicht sein könnte. Reus bezeichnet den bisweilen etwas kauzigen Schweizer als "den besten Trainer, den ich je hatte".
Sein Chef prophezeite ihm im Gegenzug bereits vor der Saison Großes: "Er hat sehr viel Spielintelligenz, er kann den Unterschied machen."
Reus in der Form seines Lebens
So geschehen im rasanten Spitzenspiel gegen die Bayern. Reus gelang ein Doppelpack, insbesondere sein Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 per technisch anspruchsvoller Direktabnahme sorgte für nachhaltige Begeisterung.
"Das Tor war weltklasse, das kann man nicht verteidigen. Andere Spieler hätten den vielleicht noch mal angenommen", lobte der langjährige Bayern-Kapitän Stefan Effenberg im Doppelpass.
Acht Saisontore hat Reus in der Liga nun bereits erzielt, mehr hatte er zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie in seiner Statistik stehen. Dazu kommen fünf Assists. Wettbewerbsübergreifend bringt es der Offensivspieler auf 18 Torbeteiligungen in 17 Pflichtspielen.
Bleibt Reus gesund?
Was bleibt, ist die Sorge um Reus' Gesundheit. Seine Krankenakte ist prall gefüllt (u.a. eine langwierige Schambeinentzündung im Mai 2016 und ein Kreuzbandriss im Mai 2017), von Sommer 2014 bis Sommer 2018 konnte er nur in 74 der 136 möglichen Bundesliga-Spiele auflaufen.
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Pausen bekommt er aktuell nur wenige. Neben Axel Witsel ist Reus der einzige BVB-Spieler, der bislang in jedem Pflichtspiel zum Einsatz kam, nur ein Mal stand er nicht in der Startelf.
Dazu kehrt er in dieser Woche zum Jahresabschluss in den Kreis der Nationalmannschaft zurück, nachdem er im Oktober wegen Kniebeschwerden absagen musste.
Der BVB-Boss rät dennoch dazu, die Samthandschuhe in der Schublade zu lassen. "Er ist momentan in der Form seines Lebens", sagte Hans-Joachim Watzke bei Sky. "Da wäre man schön blöd, wenn man ihn rausnähme."
Für Reus' Gegenspieler heißt es also auch weiterhin warm anziehen. Im Fanshop des BVB soll es da neuerdings einen schicken Pullover geben.
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