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VfB Stuttgart: Guido Buchwald über die Krise, Weinzierl und Reschke

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VfB Stuttgart: Guido Buchwald über die Krise, Weinzierl und Reschke

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Buchwald analysiert VfB-Krise

Der VfB Stuttgart hängt auch unter Trainer Markus Weinzierl im Tabellenkeller fest. VfB-Legende Guido Buchwald spricht im SPORT1-Interview über die Gründe für die Krise.
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© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/Picture Alliance/Imago
Der VfB Stuttgart hängt auch unter Trainer Markus Weinzierl im Tabellenkeller fest. VfB-Legende Guido Buchwald spricht im SPORT1-Interview über die Gründe für die Krise.

Guido Buchwald ist eine Ikone beim VfB Stuttgart. Der heute 57-Jährige absolvierte 325 Bundesligaspiele für die Schwaben und wurde mit ihnen 1984 und 1992 Deutscher Meister. Zudem gewann er mit Deutschland 1990 den Weltmeister-Titel in Italien.

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Aktuell ist Buchwald Aufsichtsratsmitglied beim VfB. Die momentane Situation bereitet ihm Sorgen.

Nach dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz legt Buchwald im SPORT1-Interview den Finger in die Wunde und spricht über die Gründe für die Krise, Trainer Markus Weinzierl und Sportvorstand Michael Reschke.

SPORT1: Herr Buchwald, wie sehen Sie die Situation beim VfB Stuttgart? 0:8 Tore und null Punkte aus den vergangenen zwei Spielen. Ist der Trainerwechsel-Effekt schon verpufft?

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Guido Buchwald: Es ist eine sehr schwierige Situation für den VfB. Ich bin aber zuversichtlich, dass Markus Weinzierl die Kehrtwende schaffen wird. Er hat eine sehr gute Ansprache. Es ist klar, dass man sich momentan durch eine gewisse Unsicherheit und durch Dinge, die einfach schieflaufen, unheimlich schnell beeinflussen lässt. Aber das darf mit diesem Kader nicht passieren.

SPORT1: Warum setzen Sie Hoffnung in Markus Weinzierl?

Buchwald: Auch wenn man jetzt zweimal keine Tore erzielt hat, versucht er, eine andere Spielkultur reinzubringen und offensiver spielen zu lassen. Borussia Dortmund war momentan einfach zu stark und in Hoffenheim hat das Team sehr früh mit zehn Mann spielen müssen. Ich hoffe, dass wir hinten stabiler werden, obwohl Weinzierls Grundausrichtung offensiver sein soll. Durch die Ausfälle von Didavi und Donis fehlt uns in der Offensive momentan sicher auch Qualität.

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SPORT1: Die Trainerentlassung von Tayfun Korkut kam für Fans und Experten überraschend. Nach sieben Spielen musste er wieder das Feld räumen. Welche gravierenden Fehler hat er gemacht?

Buchwald: Ich war wie viele sehr überrascht, da Michael Reschke kurz zuvor noch gesagt hatte, ein Trainerwechsel sei für ihn kein Thema. Ich glaube, der VfB muss Korkut sehr dankbar sein, denn er hat die Truppe in der vergangenen Rückrunde toll nach vorne gebracht. Leider war in dieser Saison davon nichts mehr zu sehen. Korkut hat es nicht geschafft, die neuen Spieler schnell zu integrieren. 

VfB-Trainer? "Hasenhüttl wäre guter Kandidat gewesen"

SPORT1: Waren Sie von der Verpflichtung Weinzierls auch überrascht? Es waren auch noch andere Namen im Spiel?

Buchwald: Mit der Trainerentlassung haben zu diesem Zeitpunkt viele nicht gerechnet. Dass man natürlich mit verschiedenen Trainern verhandelte, war klar. Für mich wäre auch Ralph Hasenhüttl ein sehr guter Kandidat gewesen. Aber Weinzierl hat in der Vergangenheit schon gezeigt, dass er mit qualitativ etwas schlechteren Mannschaften gute Ergebnisse erzielen kann. Mit jungen, hungrigen Spielern und einer guten Mischung hat er beim FC Augsburg hervorragende Arbeit abgeliefert, auch davor bei Jahn Regensburg. Ich bin überzeugt davon, dass er das auch hier zeigen wird.

SPORT1: Sportvorstand Michael Reschke hat viel Macht. Fast wie einst Gerhard Mayer-Vorfelder.

Buchwald: Herr Reschke ist der Sportvorstand und wir müssen ihn in der momentanen Lage einfach unterstützen. Aber ganz ehrlich: Mir wäre eine breitere sportliche Kompetenz im Verein für die Zukunft sehr wichtig. Es ist immer schwierig, wenn alles an einer Person festgemacht wird.

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"Es gab keinen Grund, Korkuts Vertrag zu verlängern"

SPORT1: Sie waren gegen die vorzeitige Verlängerung des Vertrages mit Korkut. Warum?

Buchwald: Ganz einfach. Er hatte noch einen Vertrag bis Juni 2019. Es gab deshalb keinen Grund, diesen vorzeitig zu verlängern. Man hätte sich im Herbst in Ruhe zusammensetzen und besprechen können, um die Zukunft zu planen. Das war ein Fehler.

SPORT1: Sehen Sie eigentlich einen roten Faden beim VfB? Zunächst war der Wunsch da, auf junge Spieler zu setzen, dann wurden ältere Profis geholt.

Buchwald: Wir sind ein Verein, der ins obere Drittel der Tabelle gehört. Vom Umfeld her, von den Fans. Weinzierl muss einfach eine gute Mischung finden, mit Jung und Alt. Mit Mario Gomez als erfahrenem Spieler wurde eine richtige Personalie getätigt. Dann wurde mit Gonzalo Castro noch ein erfahrener Mittelfeldspieler hinzugenommen. Leider ist er momentan noch sehr weit weg von seiner Bestform. Und man hat versucht, junge Spieler zu verpflichten. Momentan passt aber das ganze Gebilde noch nicht. Das Verletzungspech kommt natürlich dann auch noch hinzu. 

SPORT1: Auch Benjamin Pavard ist nicht in seiner WM-Form, oder?

Buchwald: Das ist richtig. Er gibt Rätsel auf. Es ist für ihn auch mental sehr schwierig. Er wurde mit Frankreich Weltmeister, wird immer durch Länderspiele rausgerissen und muss jetzt in einer Mannschaft wie dem VfB gegen den Abstieg ankämpfen. Man muss ihn deshalb unterstützen.

SPORT1: Der Präsident meinte im CHECK24 Doppelpass, dass es genügend Fußball-Sachverstand im Verein gebe. Er nannte Sie, Thomas Hitzlsperger und auch Hermann Ohlicher. Doch gerade Ohlicher ist seit über 20 Jahren raus aus dem Geschäft.

Buchwald: Ich muss Hermann Ohlicher zur Seite springen. Er ist sehr nah dran am VfB und hat großen Fußball-Sachverstand. Er ist 1984 mit dem Klub Deutscher Meister geworden, ist nicht nur bei den Spielen da, sondern kümmert sich auch um andere Sachen im Verein.

SPORT1: Soll Thomas Hitzlsperger mehr Macht erhalten beim VfB?

Buchwald: Thomas ist ein hervorragender Fachmann und trägt den VfB im Herzen. Er ist ein Mensch, der für den Klub extrem viel arbeitet und sehr viele positive Dinge bewirkt. Ich weiß aber nicht, inwieweit er wirklich mit eingebunden ist. 

Buchwald über Reschke: "Einige Entscheidungen sehr unglücklich"

SPORT1: Wie sehen Sie die momentanen Entscheidungen von Herrn Reschke? Benötigt er Unterstützung?

Buchwald: Einige Entscheidungen waren sicher unglücklich. Die Länge der Vertragsverlängerung mit Holger Badstuber war fragwürdig, die vorzeitige Verlängerung des Kontrakts mit Korkut zu diesem Zeitpunkt unnötig. Beim VfB steht Reschke in der ersten Reihe, nicht mehr in der zweiten wie in seinen früheren Vereinen. Das ist natürlich eine Umstellung. Natürlich wäre ich immer bereit, mich mit Reschke auszutauschen. Momentan ist da aber leider nicht viel Kommunikation.

SPORT1: Schon jetzt steht Markus Weinzierl etwas unter Druck, oder?

Buchwald: Der Druck ist natürlich da, aber Weinzierl kann mit diesem Druck umgehen, davon bin ich überzeugt. Er wird die Jungs bestmöglich auf das Heimspiel gegen Frankfurt am Freitag vorbereiten. (Bundesliga: VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt, 20.30 Uhr im LIVETICKER)

SPORT1: Welche Verbesserungen würden Sie beim VfB sofort umsetzen?

Buchwald: Es ist nie ein einzelner großer Punkt. Es sind viele Rädchen, die ineinandergreifen müssen. Das fängt auf dem Platz an und zieht sich gerade durch viele Schichten im Klub. Man muss viel miteinander reden, so dass Ruhe einkehrt.

SPORT1: Was macht Ihnen Hoffnung, dass am Freitag gegen Eintracht Frankfurt der erste Sieg unter Weinzierl herausspringt?

Buchwald: Die erste Halbzeit in Hoffenheim hat gezeigt, dass die Mannschaft lebt. Und das wurde teilweise auch in der zweiten Hälfte gegen Dortmund gezeigt. Die Hoffnung, dass die Mannschaft ihre Leistung auch mal über 90 Minuten zeigt, ist wieder größer. Ich hoffe, dass im Laufe der Woche auch mental viel gearbeitet wird. Man darf nicht so auseinanderbrechen wie in Hoffenheim.