Als das 2:1 gegen Mainz 05 perfekt war, beschwor Hasan Salihamidzic die Grundtugenden seiner Spieler.
Bayern zeigt sein Kämpferherz
"Manchmal", sagte Bayerns Sportdirektor, "muss man über den Fight kommen, wenn man aus einer so schwierigen Phase kommt".
Es war die nette Umschreibung eines Erfolges, den sich die Münchner mehr erkämpft denn erspielt hatten. Es gab zwei Szenen im Spiel, die das besonders gut illustrierten.
Thiago und Süle der Inbegriff von Bayerns Kämpferherz
Der Spanier Thiago, von Natur mehr der Techniker als ein rustikaler Zweikämpfer, besann sich nach etwas mehr als einer Stunde mal nicht auf seine kongenialen Stärken.
In eine Hereingabe von Robert Lewandowski flog er mit einer mannigfaltigen Grätsche, die es in dieser Ausführung ansonsten nur von Abfangjägern im Mittelfeld zu bestaunen gibt. Der Lohn für so viel Einsatz war das Siegtor der Bayern (62.).
Niklas Süle hätte in der Schlussphase fast noch einen drauf gesetzt. Er eroberte am eigenen Sechzehner den Ball und startete in einen tollkühnen Konter, wie es ihn beim FC Bayern bis dato selten gegeben hatte.
Lewandowski legte ihm den Ball in den freien Raum und Süle lief und lief und lief. Plötzlich war er, der lange Abwehrschlacks, erster Stoßstürmer. Süle stürmte allein auf Torwart Florian Müller zu. Nun gut, er probierte es mit einem Kunstschuss, mit einer Art Chip, der wohl nur den Thiagos dieser Welt gelingt.
Süle scheiterte an dieser Szene am Mainzer Schlussmann. Aber sprintete zurück. Mit genau derselben Energie, mit der er seinen Sturmlauf begonnen hatte. Das war es, was an diesem Nachmittag zählte.
"Die Aktion war überragend. Nach 80 Metern noch ein Abschluss", lobte Mitspieler Joshua Kimmich später. "Aber wie er danach zurückrennt, da habe ich ihm schon gesagt: 'Ist ja Wahnsinn.' Er hat sich ja sofort rumgedreht und ist im Vollsprint zurück. Hut ab."
Süle gewann genau wie Nebenmann Jerome Boateng 80 Prozent seiner Zweikämpfe. Er und Thiago, sie waren am Samstag der Inbegriff von Bayerns Kämpferherz.
Müller: Nur das Ergebnis zählt
"Es wird ja nicht die Spielweise betrachtet, sondern nur das Ergebnis", sagte Thomas Müller. "Es geht immer darum, dass wir Ergebnisse liefern und wenn wir Ergebnisse liefern, haben wir kein Tief."
Der Offensivmann war in dieser Hinsicht auch mit gutem Beispiel vorangegangen. Bei seinem Comeback in der Startelf hatte ihn Trainer Niko Kovac für den gesperrten Arjen Robben auf den rechten Flügel beordert.
Auf dieser Position war Müller entscheidend daran beteiligt, dass die Münchner nach schläfriger Anfangsphase zunehmend besser in die Partie fanden und durch Leon Goretzka verdient in Führung gingen (39.).
Salihamidzic lobte später, Müller habe "Vollgas gegeben". So wie alle anderen auch. Und doch haben die Kämpfer-Bayern noch viel Potenzial – vor allem fußballerisch.
Dass Kovac hinterher von einem Arbeitssieg sprach, "der sicherlich nicht so glänzend war, wie wir uns das erhofft haben", lag auch daran, dass die Münchner ihre Überlegenheit direkt nach der Pause wieder herschenkten und prompt die Quittung kassierten.
Kimmich: "Kein spielerisches Feuerwerk"
Jean-Paul Boetius erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich (48.). Da war die zweite Hälfte keine drei Minuten alt.
Es brauchte schon eine besondere Kraftanstrengung der Marke Thiago oder Süle, dass die Bayern die angestrebten drei punkte mitnehmen konnten.
"Es ist nicht so, dass wir ein spielerisches Feuerwerk abgeliefert haben", bekannte Joshua Kimmich. Das sah sein Sportdirektor auch so.
"Wir müssen uns spielerisch verbessern und versuchen, unsere Spitzen besser einzusetzen", befand Hasan Salihamidzic.
Das wird dann die nächste Tugend sein, die die Bayern in den kommenden Wochen zurückerlangen müssen.