Gerald Asamoah ist ohne Frage eine Schalker Legende.
Schalke: Asamoah verteidigt Tedesco
Für die Königsblauen absolvierte der heute 39-Jährige 279 Bundesligaspiele, gewann zwei Mal den Pokal und wurde vier Mal Vizemeister. Mit 63 Einsätzen absolvierte Asamoah die meisten Spiele in internationalen Wettbewerben für S04.
Auch nach der aktiven Karriere blieb der frühere Offensivspieler seinem Verein treu und wurde im Jugendbereich Trainer. Seit 2016 arbeitet der gebürtige Ghanaer, der in 43 Länderspielen für Deutschland auf dem Platz stand, als Manager für die U23.
Im SPORT1-Interview spricht er über die aktuelle Lage der Schalker, Trainer Domenico Tedesco und macht Rekord-Neuzugang Breel Embolo Hoffnung.
SPORT1: Herr Asamoah, als Schalker müssten sie gute Laune haben. Am Dienstag landete die U21 in der EM-Qualifikation gegen Irland einen Kantersieg. Dabei erzielten die beiden Schalker Cedric Teuchert und Suat Serdar insgesamt vier Tore.
Gerald Asamoah: Es wäre mir lieber, wenn die Jungs bei uns Tore schießen würden (lacht). Spaß beiseite: Es freut mich für die Beiden. Ich hoffe, es motiviert sie und beide können dann bei uns daran anknüpfen. Ich bin total zufrieden mit den beiden.
Asamoah: Erwartungen auf Schalke sehr hoch
SPORT1: Wie sehen Sie die derzeitige Situation auf Schalke? In den ersten beiden Saisonspielen setzte es zwei Niederlagen, im Pokal gab es ein glanzloses Weiterkommen.
Asamoah: Die Erwartungen sind dieses Jahr sehr hoch, weil wir in der vergangenen Saison Zweiter wurden. Bisher läuft es noch nicht rund, aber wir haben in Wolfsburg auch mit Pech verloren. Allein die Rote Karte gegen Matija Nastasic war aus meiner Sicht unberechtigt. Ein Punkt wäre drin gewesen, auch mit zehn Mann. Gegen Hertha haben wir nach vorne einfach nicht gut genug gespielt. Sie haben die Tore gemacht und verdient gewonnen.
SPORT1: Schon nach zwei Spielen ist die Situation enttäuschend.
Asamoah: Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt. Aber wir wissen, was wir für eine Mannschaft und einen Trainer haben, da mache ich mir keinen Kopf. Und im Pokal ist es immer sehr schwer, gegen unterklassige Mannschaften zu spielen, da zählt nur das Weiterkommen. Die Ruhe hat uns auf Schalke schon in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet.
SPORT1: Unter Markus Weinzierl gab es 2016/2017 zum Saisonstart fünf Niederlagen am Stück. Wird sich diese Geschichte jetzt wiederholen?
Asamoah: Nein, diese Befürchtung haben wir nicht. Ich bin ein Typ, der positiv denkt. Ich bin von unserem Kader und unserem Trainer absolut überzeugt, auch wenn das nächste Spiel bei Borussia Mönchengladbach sicher nicht leicht wird. Wir müssen vorsichtig sein, ich bin aber optimistisch.
SPORT1: Wie sehen Sie Trainer Domenico Tedesco in dieser Phase? Er drückt sich manchmal etwas schwer aus wie zum Beispiel "Akzentuierung in Richtung Körperlichkeit". Ist das für junge Spieler nicht zu schwierig?
Asamoah: Die Spieler verstehen Tedesco. Jetzt kommt jeder Kritiker um die Ecke, weil die ersten zwei Spiele verloren wurden. Der Trainer hat vergangene Saison einen super Job gemacht. Das war großartig. Jeder hier ist überzeugt von ihm. Es ist immer sehr schwierig, das im nächsten Jahr zu bestätigen. Ich sehe bei jedem Training, wie motiviert Domenico ist und wie er mit den Jungs arbeitet. Er lässt keinen Zentimeter nach. Er lebt Schalke.
Asamoah glaubt an Embolo
SPORT1: Warum hat Breel Embolo auf Schalke noch nicht so gezündet?
Asamoah: Auf Schalke glauben wir alle an Breel. Man darf nicht vergessen, dass er lange Zeit verletzt war. Man sagt ja, dass du genau die Monate, die du ausgefallen bist, wieder brauchst, um wieder richtig fit zu werden. Wir wissen, was für ein toller Spieler er ist, was er kann. Ich bin mir sicher, dass er sein Potenzial noch voll ausschöpfen wird. Deshalb mache ich mir keine Gedanken. Es braucht einfach Geduld, Geduld, Geduld.
SPORT1: Gibt es auf Schalke ein Kreativproblem im Mittelfeld? Rudy ist ein Sechser, kein Zehner.
Asamoah: Nein. Wir haben letztes Jahr auch mit keinem echten Zehner gespielt, sondern mit einem Achter. Am Ende muss einfach die Mannschaft stimmen. Gegen Hertha haben wir es nicht geschafft, vorne so kreativ zu sein und die Tore zu erzielen. Wir haben aber genug Spieler, die dazu in der Lage sind. Unser Kader ist kreativ genug.
SPORT1:Sebastian Rudy war zu seiner Bayern-Zeit Nationalspieler, kaum wechselt er zu S04, wird er nicht nominiert. Woran liegt’s?
Asamoah: Das liegt gewiss nicht an Schalke, Löw hat sich einfach eine Mannschaft zusammengestellt, mit der er denkt, dass der Neuanfang funktioniert. Sebastian Rudy wurde jetzt zwar nicht nominiert, aber das wird sicher noch kommen. Vielleicht ist ja schon beim nächsten Länderspiel, das auf Schalke stattfindet, jemand von uns dabei. Wir haben jetzt einen Umbruch in der Nationalmannschaft und die Schalker Spieler waren schon immer mit auf der Liste.
SPORT1: Aber noch mal: Hat Schalke keine Lobby beim DFB?
Asamoah: Das sehe ich nicht so: Ich war selbst jahrelang bei der Nationalmannschaft dabei, und da war ich noch Schalker. Und wir wurden damals nicht anders behandelt, nur weil wir königsblau waren. Jogi Löw war damals auch Trainer und Assistenzcoach. Und 2017 hat zum Beispiel noch Leon Goretzka als Schalker den Confederations Cup gewonnen. Unsere Spieler werden auch zukünftig wieder im Fokus der DFB-Elf stehen.