Drei Tage nach der "Peinlich-Pleite" in der Europa League hat RB Leipzig in der Bundesliga die erhoffte Trotzreaktion verpasst.
Zu früh abgepfiffen: Bobic hadert
Das Team von Ralf Rangnick war mit dem 1:1 (0:1) bei Eintracht Frankfurt noch gut bedient – zumal Frankfurts möglicher Siegtreffer durch Filip Kostic (77.) wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt wurde. (Alle Ergebnisse des 4. Spieltags)
"Das ärgert mich, weil man die Situation eigentlich gut hätte weiterlaufen lassen können. Es war kein Abseits. Der Linienrichter macht es sich da schwer", haderte Frankfurts Sport-Vorstand Fredi Bobic bei Sky.
Video-Assistent kann nicht eingreifen
Nachdem der Schiedsrichterassistent die Fahne gehoben hatte, pfiff Schiedsrichter Dr. Felix Brych die Situation ab, noch bevor Kostic' Schuss die Linie überschritten hatte. Dadurch konnte Videoassistent Günter Perl nicht mehr eingreifen. Bitter für Frankfurt: Kostic stand laut den TV-Bildern offenbar knapp nicht im Abseits. (LIVETICKER zum Nachlesen)
"Wenn du vor Vollendung der Situation abpfeifst, hast du ein Problem. In der engen Situation hätte der Linienrichter schon zurückziehen müssen", sagte Bobic und erinnerte an das letzte Heimspiel der Hessen, als eine vergleichbare Situation durch einen späteren Pfiff noch durch den Video-Schiri überprüft werden konnte.
Gegen Leipzig erzielte Gelson Fernandes (26.) die verdiente Führung für die Gastgeber, die nach der Pause von Emil Forsberg (54./Handelfmeter) egalisiert wurde. (SERVICE: Tabelle der Bundesliga)
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"Unter dem Strich ist das ein korrektes Unentschieden", sagte Rangnick. "Mit der zweiten Halbzeit bin ich sehr zufrieden, in der ersten haben wir wenig Zugriff bekommen."
Orban spricht von "Charakter-Test"
Vor allem vor der Pause hing Rangnicks Spielern der indiskutable Europacup-Auftritt gegen Bruderklub Red Bull Salzburg (2:3) noch in den Kleidern. "Nach dieser Nicht-Leistung war das ein Charakter-Test", sagte RB-Kapitän Willi Orban. Die große Wiedergutmachung blieb aber aus. Mit nur fünf Punkten hinken die Sachse auf Platz zehn weiter ihren Ansprüchen hinterher.
"Wir wollten Stabilität, Mentalität und Leidenschaft haben", sagte Leipzigs Marcel Sabitzer. "Dass nicht alles klappt, ist nach der starken Verunsicherung durch das Salzburg-Spiel vielleicht ein bisschen zu verstehen."
43.800 Zuschauer hatten in der Frankfurter Commerbank-Arena rasch bemerkt, wer unter der Woche Selbstvertrauen getankt hatte. Die Eintracht, die überraschend in Marseille gewann, machte den lebendigeren und spielfreudigeren Eindruck. Die Gäste hingegen wirkten ein wenig gehemmt - dabei hatte Trainer Rangnick sein Personal doch extra umgekrempelt.
Rangnick verzichtet auf Augustin und Mukiele
Auf sieben Positionen veränderte der 60-Jährige die Leipziger Startelf. Unter anderem waren Orban und Nationalspieler Timo Werner wieder dabei, Jean-Kevin Augustin und Nordi Mukiele standen aus disziplinarischen Gründen nicht im Kader.
"Wir stehen im Verein für klare Prinzipien und mussten entsprechend reagieren", hatte Rangnick vor dem Spiel seine Maßnahmen begründet und ergänzt: "Vielleicht brauchen einige Spieler ein bisschen länger, um die Regeln zu verstehen, und müssen etwas häufiger auf die heiße Herdplatte fassen."
Weil der Auftritt der Leipziger am Sonntag trotz Rangnicks Rotation auch nach dem Rückstand alles andere als erwärmend war, hätte Frankfurt zur Halbzeit eigentlich höher führen müssen.