Behält die Bundesliga die 50+1-Regel bei oder öffnet sie sich für Investoren?
Rummenigge: Brandrede gegen 50+1
Seit Jahren beschäftigt diese Diskussion den deutschen Fußball. Zuletzt wurde sie noch einmal intensiviert durch das schwache Abschneiden der deutschen Klubs in den internationalen Wettbewerben und die Ablehnung einer Ausnahmegenehmigung für Hannover 96 mit Präsident Martin Kind.
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern München, hat bei der USA-Reise seines Klubs nun noch einmal deutlich Position in dieser Debatte bezogen - gegen 50+1.
Rummenigge: 50+1-Regel wird "belächelt"
"Das wird hier belächelt, wie wir uns in dieser Situation verhalten", sagte Rummenigge bei einem Termin in Miami: "Wir müssen ein bisschen aufhören, in unserer Republik, diesen Populismus voranzutreiben. Den treiben wir in fast allen Bundesliga-Klubs, insbesondere in den Verbänden, auf ein fast absurdes Niveau."
Zu vielen gehe es darum, "Beifall" zu bekommen, "im Idealfall auch von den Südkurven, die natürlich wichtig für uns sind. Aber wir müssen ein Interesse daran haben, den Fußball zu entwickeln. Auch in Deutschland, weil diese Dinge in Spanien, England, Italien und Frankreich anders gesehen und gehandhabt werden."
Rummenigge machte unmissverständlich klar, dass er speziell die 50+1-Regel in ihrer jetzigen Form für überholt hält und als Wettbewerbsnachteil betrachtet.
"Ein Rumgeeiere um das Thema"
Die Bundesliga würde von einer Öffnung für Mehrheits-Investoren "profitieren", einerseits. Andererseits sei die Regel ohnehin fragwürdig ausgestaltet.
Rummenigge verwies darauf, dass Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim und RB Leipzig "nicht mehr unter den gleichen Bedingungen wie die anderen 14" spielen würden: "Dementsprechend ist es ein Rumgeeiere um das Thema. Keiner will am Ende des Tages den schwarzen Peter in der Hand halten, dass sie den Markt freigegeben haben."
Der Bayern-Boss verwies auf einen Reformvorschlag des Frankfurter Vorstandsmitglied Axel Hellmann, der die Liga für Investoren öffnen möchte, solange diese die "Identität" des Klubs nicht verändern.
Mit dieser Idee kann auch Rummenigge gut leben: "Ich weiß, dass gewisse Historien zu berücksichtigen sind, aber es gibt keinen Grund, das so ängstlich zu diskutieren, wie wir es machen."
Die Bundesliga muss "angreifen"
Aus Rummenigges Sicht ist es höchste Zeit, dass die Bundesliga sich selbst reformiert:
"Wenn man es statistisch und faktisch anschaut, haben wir in den letzten Jahren Terrain verloren. Das muss man nüchtern betrachten. Wir waren 2013 im UEFA-Ranking Zweiter, lediglich die Spanier waren vor uns. Jetzt haben uns die Engländer und sogar die Italiener überholt. Wir müssen ein bisschen aufpassen, weil das insbesondere im US-Markt oder in Asien zur Kenntnis genommen wird."
Die Bundesliga müsse "das Interesse haben, anzugreifen. Das kann nicht nur Bayern alleine leisten. Das muss die Bundesliga als Ganzes leisten."
Die Liga sei fraglos "ein gutes Produkt, das sieht man an den Zuschauerzahlen. Aber am Ende des Tages ist es auch wichtig, wie wir uns international präsentieren."
Rummenigge ist überzeugt, "dass Deutschland keine Insel der Glückseligen bleiben wird. Entweder gehen wir den Weg mit oder wir werden die Zeche zahlen."