Die Partycrasher des VfB Stuttgart haben Bayern Münchens Meisterfeierlichkeiten (die Details im LIVETICKER) empfindlich gestört und zudem Jupp Heynckes' letztes Heimspiel als Trainer des Rekordmeisters verdorben. (Tabelle der Bundesliga)
VfB vermiest Heynckes' Abschied
Die Mannschaft von Tayfun Korkut nutzte peinliche Defensivschwächen des FC Bayern zu einem sensationellen 4:1 (2:1) und darf sich Hoffnung auf eine Qualifikation für die Europa League machen.
Sollten die Münchner am kommenden Samstag den DFB-Pokal gewinnen, spielt der VfB als Tabellensiebter in der nächsten Saison in der Qualifikation zur Europa League. (Alle Ergebnisse im Überblick)
Nach der frühen VfB-Führung durch Daniel Ginczek (5.) gelang dem Franzosen Corentin Tolisso (21.) der Ausgleich für die Münchner.
Der quirlige Anastasios Donis (42.) erzielte für den VfB das 2:1. Chadrac Akolo (52.) und Ginczek (55.) erhöhten kurz nach dem Wechsel. Bundesliga-Torschützenkönig Robert Lewandowski verpasste mehrfach seinen 30. Saisontreffer. (LIVETICKER zum Nachlesen)
"Das Ergebnis ist in der Höhe zwar überraschend. Aber ich glaube nicht, dass die Bayern das Spiel abgeschenkt haben", sagte VfB-Keeper Ron-Robert Zieler zu SPORT1. "Sie haben ihre Meisterfeier und wollten sich sicherlich mit einem Sieg verabschieden."
Für die Bayern war es die erste Heimniederlage in der Liga seit dem 2. März 2016 (1:2 gegen Mainz). Zum ersten Mal seit über neun Jahren und erst zum zweiten Mal überhaupt, seitdem sie in der Allianz Arena spielen, kassieren die Bayern mehr als drei Gegentore in einem Heimspiel.
VfB-Fans verspotten Bayern
Dementsprechend viel Hohn und Spott musste sich der Rekordmeister aus der Gästekurve gefallen lassen. Immer wieder schallten Gesänge wie "Und ihr wollt Deutscher Meister sein?", "Deutscher Meister, keiner weiß warum" oder "Champions-League-Versager, FCB" aus dem VfB-Block.
"Das war heute nicht meisterwürdig", gab sich Thomas Müller bei Sky entsprechend selbstkritisch.
"Es ist trotzdem ein schöner Tag, auch wenn wir heute alle scheiße gespielt haben", sprach Nationalspieler Niklas Süle nach seinem ersten Kontakt mit der Schale Klartext. "Die erste Meisterschaft ist die schönste."
Auch Torhüter Sven Ulreich meinte, die Mannschaft habe es sich trotz des 1:4 "verdient zu feiern".
Rührender Abschied für Heynckes
Vor dem Bundesligafinale hatte der FC Bayern bereits seinem Erfolgscoach gedankt und ihn offiziell verabschiedet. Heynckes reagierte gerührt auf den tosenden Applaus des Publikums.
Der 73-Jährige war Anfang Oktober nach der Entlassung von Carlo Ancelotti eingesprungen. Er führte die Mannschaft bei seinem vierten Bayern-Engagement zum sechsten Meistertitel in Folge und dem 28. insgesamt.
Seinen letzten Auftritt als Coach hat Heynckes in einer Woche beim DFB-Pokalfinale in Berlin gegen Eintracht Frankfurt.
"Solche Tage gibt es, da muss man den Mund abputzen. Wir werden uns ab Dienstag optimal vorbereiten. In Berlin wird eine andere Bayern-Mannschaft spielen als heute. Das Spiel schmälert aber die überragende Saison nicht", kündigte der scheidende Bayern-Coach Heynckes kämpferisch an.
Die auf Konter ausgerichteten Schwaben erwischten einen Blitzstart, als Donis die Bayern-Abwehr erstmals narrte und auf den einschussbereiten Ginczek querlegte.
Pfiffe gegen Lewandowski
Ohne Mittelstürmer Mario Gomez, der wegen Vaterfreuden kurzfristig fehlte, war der VfB bis auf eine weitere Gelegenheit von Ginczek (26.) im ersten Durchgang fast durchweg unterlegen - aber dann überrumpelte Donis die Münchner erneut und vollendete gegen den Ex-Stuttgarter Ulreich im Bayern-Tor diesmal selbst.
Die Heynckes-Elf war viel zu verschwenderisch mit ihren Chancen, vor allem Lewandowski scheiterte mehrfach an VfB-Schlussmann Zieler. Dabei lag es in der 26. und 33. Minute eher an der Leichtfertigkeit des Polen als an Zieler, dass kein Tor fiel. Auch Tolisso (36.) verpasste noch eine Großchance.
Die Münchner hatten durch den für Tolisso eingewechselten Javi Martinez (47.) eine weitere verheißungsvolle Szene, aber der VfB konterte eiskalt wie eine Spitzenmannschaft.
Erst verwertete Akolo eine Maßflanke von Emiliano Insua, dann war Ginczek bei einem Abpraller zur Stelle. Lewandowski (53.) blieb dagegen weiter ohne Abschlussglück und musste Pfiffe der Zuschauer erdulden.