Herzlichen Glückwunsch, FC Bayern!
Heynckes hat alle Zweifler Lügen gestraft
Nach dem souveränen 4:1 in Augsburg vorzeitig zum 28. Mal Deutscher Meister, bereits zum sechsten Mal in Folge - die Münchner bleiben in der Bundesliga die unumstrittene Nummer 1.
Fast schon vergessen, dass es vor einem halben Jahr noch ganz anders aussah. Damals sprach vieles für die Ablösung des Rekordmeisters.
Die Reaktion der Vereinsbosse nach der Trennung von Carlo Ancelotti wirkte wie eine Verzweiflungstat: Statt eines jungen, hungrigen Coaches wie Thomas Tuchel holten sie den 72-jährigen Jupp Heynckes aus der Rente am heimischen Niederrhein zurück.
Doch der Routinier strafte alle Zweifler Lügen. Mit ein paar klugen Handgriffen brachte Heynckes den FC Bayern zurück in die Erfolgsspur.
Er verpflichtete Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß zumindest nach außen wieder zur Einigkeit, scharte seine Vertrauten um sich und gab den verunsicherten Spielern den Glauben ans eigene Können zurück.
Exemplarisch dafür stehen weniger die wiedererstarkten Stars wie Thomas Müller, David Alaba, Javi Martinez oder Franck Ribery, sondern vor allem Sven Ulreich, der sich nach Manuel Neuers Ausfall vom Wackelkandidaten zum absoluten Rückhalt entwickelte.
Dank akribischer Trainingsarbeit, durch die auch die körperlichen Defizite der Ancelotti-Ära aufgearbeitet wurden, dank des Willens der Mannschaft zur Wiedergutmachung nach dem Fehlstart und besonders dank der Schwäche der Bundesliga-Konkurrenten führte Heynckes den FCB binnen weniger Wochen wieder an die Spitze.
Nach seiner insgesamt vierten Meisterschaft kann sich der Erfolgstrainer im Sommer endgültig aufs Altenteil zu Frau und Schäferhund auf seinen Bauernhof zurückziehen.
Ob es fürs Double oder sogar für die Wiederholung des historischen Triples von 2013 reicht, werden jedoch erst die nächsten Wochen zeigen. Es ist Heynckes' Verdienst, dass er die alternde Bayern-Truppe auch in der Champions League wieder in den Kreis der Favoriten geführt hat.
Doch die offensichtlichen Defizite des Teams, vor allem in der Defensive, zeigen auch, dass selbst Hoeneß und Heynckes nicht einfach die Zeit anhalten können. Der Kader benötigt zwar keinen Totalumbruch, aber in vielen Bereichen eine Neujustierung und Auffrischung mit jungen Kräften.
Diese gewaltige Aufgabe kann Heynckes guten Gewissens seinem Nachfolger überlassen. Er hat seine Mission schon erfüllt.
Falls dieser Jupp-Heynckes-Gedächtnismeisterschaft noch zwei weitere Titel folgen, dürfte er sogar zum größten Bayern-Trainer aller Zeiten aufsteigen.