Der FC Bayern hat vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid (Di., ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) erfolgreich Kräfte gespart.
Heynckes kannte Juwel Evina nicht
Beim lockeren 4:1-Heimsieg über Eintracht Frankfurt setzte Trainer Jupp Heynckes auf den Nachwuchs. Mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und 35 Tagen schickte er die jüngste Bundesliga-Startelf des Rekordmeisters seit 1971 auf den Rasen.
Dabei erhielten vier Youngster aus der zweiten Mannschaft eine Chance von Beginn an: Lukas Mai (Abwehr), Niklas Dorsch (defensives Mittelfeld), Franck Evina (offensives Mittelfeld) und Meritan Shabani (offensives Mittelfeld).
"Wir vertrauen den Jungs zu 100 Prozent", sagte Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor dem Spiel gegen Frankfurt bei Sky.
"Sie haben sich das aufgrund ihrer Leistungen bei der U19 sowie den Amateuren und auch im Training der Profis absolut verdient. Es ist die logische Konsequenz der guten Entwicklung unserer Nachwuchsabteilung."
"Den haben sie die ganze Zeit vor mir versteckt"
Neben Torschütze Niklas Dorsch machte vor allem Linksaußen Franck Evina gegen Frankfurt auf sich aufmerksam. Er traute sich viele Eins-gegen-Eins-Duelle mit Rechtsverteidiger Danny da Costa zu.
Mit 17 Jahren, neun Monaten und drei Tagen darf er sich als sechstjüngster Bayern-Debütant der Geschichte bezeichnen.
Es ist noch nicht lange her, da war dieser Franck Evina seinem Trainer noch gar kein Begriff.
"Den haben sie die ganze Zeit vor mir versteckt", sagte Heynckes nach dem etwas mehr als einstündigen Auftritt des der Deutsch-Kameruners.
Heynckes kannte Evina nicht
Als Evina in der Saison-Vorbereitung gegen Erlangen-Bruck und Wolfratshausen je zweimal traf, hatte sich Heynckes noch mit vielem anderen bechäftigt, aber nicht mit einem Trainer-Job beim FC Bayern.
Inzwischen haben er und Evina Bekanntschaft gemacht. "Er hat noch ein Jahr Vertrag und wir sind sicherlich daran interessiert, mit ihm zu verlängern", sagte Sportdirektor Salihamidzic: "Er ist ein super Junge, hat Potenzial."
Evina legte in den vergangenen zwölf Monaten einen kometenhaften Aufstieg hin. Im Sommer 2017 gewann er mit den B-Junioren der Münchner gegen Werder Bremen die Deutsche Meisterschaft.
Zur neuen Saison avancierte er unter Sebastian Hoeneß zum Stammspieler bei der U19, ehe er nach nur einem halben Jahr in die Regionalliga-Mannschaft hochgezogen wurde.
Dorsch trifft - will aber immer noch weg
U23-Kapitän Dorsch erzielte kurz vor der Halbzeit die 1:0-Führung und überzeugte durch sicheres Passspiel und aggressives Zweikampfverhalten.
Sein Vertrag läuft aus, ein Angebot der Bayern hatte er zuletzt abgelehnt - auch nach seinem Traum-Debüt stehen die Zeichen weiterhin auf Abschied.
"Stand der Dinge war, dass ich auf jeden Fall den nächsten Schritt gehen will. Wo das dann ist, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall nicht hier. Das war auch klar kommuniziert", betonte er nach dem Spiel erneut seine Wechselabsichten.
Anders als bei seinem Teamkollegen Lukas Mai, der zuletzt von Bayern doch noch zum Bleiben überredet werden konnte und einen Profivertrag erhielt, will Dorsch bei seiner Entscheidung bleiben.
"Ich bin nicht Lukas Mai. Ich weiß nicht, wie das der Lukas gemacht hat, aber bei mir war das vorher schon klar kommuniziert und daran wird sich von mir persönlich aus nichts ändern", erklärte der Kapitän von Bayern II: "Was sich jetzt durch heute für Möglichkeiten ergeben, kann ich noch nicht sagen. Aber ich war mit ein paar Vereinen natürlich in Gesprächen."
Salihamidzic erklärte, dass man mit Dorsch Gespräche geführt habe, aber: "Wir schauen, was passiert. Er ist ein richtig guter Junge, aber man muss auch sehen, was sinnvoll ist."
Der 20-Jährige hatte schon beim Champions-League-Spiel in Anderlecht und beim Bundesliga-Auswärtsspiel in Mönchengladbach im Profikader gestanden, kam jedoch nicht zum Einsatz.
Im Sommer 2012 war er vom 1. FC Nürnberg zur U15 des Rekordmeisters gewechselt. Mit 17 rückte er in den Kader der Amateure. Seitdem absolvierte er bislang 60 Regionalliga-Einsätze. In dieser Spielzeit schoss er in 30 Partien vier Treffer und bereitete fünf Tore vor.
Profivertrag für Shabani
Meritan Shabani gab ebenfalls seine Bundesliga-Premiere - und wird in der kommenden Woche wie Mai mit einem Profivertrag belohnt.
"Er wird nächste Woche unterschreiben", verriet Sportdirektor Salihamidzic: "Er ist ein richtig guter Junge. Ich bin fest davon überzeugt, dass er seinen Weg machen wird." Die Vertragsdauer wollte Salihamidzic allerdings nicht kommentieren.
Der 19 Jahre alte Deutsch-Kosovare Shabani hatte im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern von Heynckes' "Rasselbande" zwar keine nennenswerte Offensivaktion, mit acht Toren und fünf Vorlagen in 18 Spielen für die zweite Mannschaft aber schon sein Potenzial angedeutet.
"Die größtmögliche Auszeichnung für uns"
Jochen Sauer, Leiter des FC Bayern Campus, zeigte sich stolz über die Entwicklung der Youngster.
"Unser oberstes Ziel ist die individuelle Förderung. Wir wollen Spieler für unsere Profimannschaft ausbilden", sagte er: "Wenn ein Spieler die Gelegenheit auf einen Einsatz bei den Profis erhält, ist das die größtmögliche Auszeichnung für uns."
Lukas Mai hatte bereits vor einer Woche beim 3:0 gegen Hannover 06 sein Debüt für die "Großen" gefeiert. Das Abwehrtalent wurde zudem am Freitag mit einem langfristigen Profivertrag ausgestattet.
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