So ganz hielt sich Jupp Heynckes dann auch nicht an sein eigenes Feierverbot.
Bayern-Party "wie in Kreisklasse"
Als die mitgereisten Fans den Meistertrainer nach dem 4:1 (2:1) in Augsburg mit "Jupp, Jupp, Jupp"-Sprechchören forderten, ließ sich Heynckes nicht zweimal bitten.
Seine Spieler hielten Meisterschalen aus Pappe hoch und zogen rote T-Shirts mit der "6" über. "6" für sechs Meistertitel in Folge. Der FC Bayern stand Spalier für den Baumeister des erneuten Bundesliga-Triumphs.
Extra-Jubel für Ribery und Robben
Doch Heynckes zeigte einmal mehr menschliche Größe: Nachdem er alle Spieler umarmt hatte, zog er Geburtstagskind Franck Ribery und Arjen Robben nach vorne. Die Anhänger sollten die Routiniers besonders feiern.
"Es war eine besondere Anerkennung meinerseits für die Leistungen der beiden", sagte Heynckes. Es war nicht seine einzige noble Geste an diesem Nachmittag.
Als die Pressekonferenz bereits beendet war, ergriff der 72-Jährige unaufgefordert das Wort und richtete ein paar persönliche Worte an seinen Vorgänger.
"Mein Gruß geht nach Italien zu Carlo Ancelotti, da er an der Meisterschaft auch seinen Anteil hat", sagte Heynckes. Er ist ein Gentleman und ein absoluter Toptrainer."
Ancelotti war nach sieben Spielen im September gefeuert worden. Erst dadurch wurde Heynckes' Rückkehr überhaupt ein Thema.
Unter ihm legte der FC Bayern eine beeindruckende Siegesserie hin. Im Moment des Titelgewinns unterband der Trainer aber jede Feierlichkeiten.
"Nein, wir wollen nicht feiern. Aber jeder darf sich natürlich freuen", sagte er. "Für mich persönlich war die Deutsche Meisterschaft als Spieler das schönste Erlebnis."
Feucht-fröhliche Kabinenfeier
Seine Spieler ließen es sich immerhin nicht nehmen, in der Kabine ein paar Bierchen zu trinken. Aus dem Inneren drangen lautstarke "Campeones"-Gesänge.
"Man macht Getränkeflaschen auf, hört auch Musik, tanzt ein bisschen. Wie ein Aufstieg in der Kreisklasse, nur etwas gedämpfter", sagte Thomas Müller.
Mit Blick auf das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Sevilla durfte Bayerns Meisterparty ausgefallener nicht sein.
"Die Freude war schon da, auch wenn der Mittwoch schon im Hinterkopf ist", sagte Müller. "Aber wir sind auch nur Menschen und freuen uns über das, was wir geleistet haben."
In der Tat kann sich die Bilanz des Dauerchampions sehen lassen.
Bei Heynckes' Amtsantritt vor genau einem halben Jahr lag der Titelverteidiger fünf Punkte hinter Borussia Dortmund. Danach verlor er in der Bundesliga nur noch zweimal und feierte nun bereits fünf Spieltage vor Schluss die 28. Meisterschaft der Vereinsgeschichte.
Heynckes: "Wollte nie mehr auf die Trainerbank"
"Als ich am 7. Oktober angefangen habe, habe ich keinen Gedanken an die Meisterschaft verschwendet", sagte der Erfolgscoach. "Ich wollte nie mehr auf die Trainerbank. Aber es gibt Momente im Leben, wo man da sein muss. Ich habe das gespürt, dass es keine Alternativen gab, deswegen habe ich es gemacht."
Heynckes' Verdienst am Triumphzug der vergangenen Monate ist bei der Klubspitze unbestritten, weshalb die Bosse am liebsten mit ihm um ein weiteres Jahr verlängert hätten.
Rummenigge schwärmt
"Ich kann der Mannschaft nur ein großes Kompliment machen. Was das Team für einen Charakter zeigt, ist unglaublich", schwärmte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
"Was wir seit sechs Jahren erleben, ist ein Traum. Ich genieße das. Und das Karussell geht ja weiter, wir wollen noch was mitnehmen dieses Jahr."
Das große Ziel ist ein erneutes Triple wie 2013, weshalb selbst die angedachte kleine Feier in München abgesagt wurde.
"Ich trinke schon auf den Trainer das ein oder andere Glas Rotwein und rauche vielleicht auch eine Zigarre. Aber das mache ich alles zu Hause", sagte Rummenigge.
Trost-Party im Bus
Als kleines Trostpflaster blieb der Mannschaft aber immerhin die Rückfahrt im Mannschaftsbus.
"Ich denke schon, dass wir mal über die erlaubte Dezibel-Grenze hinausgehen", sagte Müller. "Es sind ja auch einige Jungs dabei, für die es das erste Mal ist."
Gedanklich war Müller bereits bei den anstehenden Aufgaben. "Wir wollen in den ausstehenden Wettbewerben ganz weit kommen. Wir haben schon das Gefühl, dass da was drin ist", sagte er.
"Der Hunger ist sehr groß. Wir haben noch ein bisschen was vor."