Am Ende blieb nur Spott und Mitleid für den desaströsen Gegner.
Bayern zerlegt BVB in Einzelteile
"Wer wird Deutscher Meister - BVB Borussia", verhöhnten die treuesten Fans des FC Bayern in der Südkurve schon Mitte der ersten Halbzeit den hoffnungsvoll unterlegenen Gegner Borussia Dortmund.
Und FCB-Abwehrchef Mats Hummels sah sich nach den einseitigen 90 Minuten in der Pflicht, seine einstigen Teamkollegen in der Gästekabine wenigstens ein bisschen aufzumuntern.
"Es waren heute viele auf dem Platz, mit denen ich noch zusammengespielt habe. Ich habe ja selbst mal mit Dortmund 5:1 hier verloren. Ich weiß, wie weh das tut", berichtete Hummels.
Zuvor erlebten die Schwarz-Gelben ein historisches Debakel:
Das 0:6 (0:5) war die höchste Niederlage gegen die Münchner seit dem 1:11 im Jahre 1971 und die höchste Bundesliga-Niederlage seit dem 0:7 beim VfB Stuttgart 1991.
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"Haben mit uns Katz und Maus gespielt"
"Sie haben mit uns Katz und Maus gespielt", klagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer. "Wir waren nicht da in den Zweikämpfen, wir waren zu langsam. Reden hilft jetzt nicht mehr viel. Wir müssen jetzt mal ein paar Spiele am Stück den Arsch zusammenkneifen."
Zudem kassierte der BVB erstmals seit April 1978 und dem legendären 0:12 (0:6) gegen Borussia Mönchengladbach fünf Gegentore in der ersten Spielhälfte. Der aktuelle Bayern-Coach Jupp Heynckes war damals fünffacher Torschütze.
Entsprechend begeistert zeigte sich Heynckes nach der Demütigung des einstigen Erzrivalen:
"Wir haben in der ersten Halbzeit eine Galavorstellung gegeben, von der Spielkunst, vom Positionsspiel, von den technischen Fertigkeiten her. In der zweiten haben wir etwas Rhythmus weggenommen, weil wir am Dienstag ein ganz wichtiges Spiel haben, aber auch, weil wir unbedingt zu Null spielen wollten."
Meisterschaft mit Sieg in Augsburg perfekt
Die überragende Offensive mit Robert Lewandowski (5., 44., 87.), James Rodriguez (14.), Thomas Müller (23.) und Franck Ribery (45.+1) traf vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena für die Bayern, die mit einem Sieg am nächsten Samstag in Augsburg die Meisterschaft endgültig perfekt machen können. (Die Tabelle der Bundesliga)
Weil der Rekordmeister mit Blick auf das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Sevilla gleich mehrere Gänge zurückschaltete, kam es für die Dortmunder nicht noch schlimmer.
"Am Ende waren die Dortmunder auf Schadensbegrenzung aus, das war dann von beiden Seiten nicht mehr so spannend", sagte Hummels bei Sky.
Er sprach vor dem Champions-League-Spiel von einer "verdammt guten Fußballmannschaft mit guter Mentalität, das große Ganze passt bei uns".
Erste Bundesliga-Pleite für Stöger
Für Peter Stöger war die erste Bundesliga-Niederlage als Dortmund-Coach im 13. Spiel äußerst schmerzhaft. Eine Weiterbeschäftigung scheint nach dieser Blamage unvorstellbar. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Der Österreicher stellte sich nach dem Debakel selbst in Frage. "Die Enttäuschung ist groß. Aber vielleicht ist es gut, wenn man so eine Klatsche bekommt, dass mal alle Steine umgedreht werden", meinte er.
"Ich bin froh und stolz, hier arbeiten zu können. Mein Leben definiert sich aber nicht darüber, dass ich beim BVB an der Seitenlinie stehe."
Auch der FC Bayern sucht einen neuen Trainer. Diesen, so kündigte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Spiel bei Sky an, werde "bis spätestens Ende April" präsentiert werden und solle deutschsprachig sein.
Wohl nur noch eine Woche warten müssen die Fans dagegen auf die sechste Meisterschaft in Serie und 28. insgesamt. Weil Schalke 2:0 gegen Freiburg gewann, können die Bayern nun frühestens am 7. April in Augsburg feiern. Eines Meisters würdig war schon die Vorstellung gegen den BVB. (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Löchrige BVB-Viererkette
Dabei hatte sich Stöger anders als beim Pokal-Aus kurz vor Weihnachten in München gegen die defensive Dreierkette und für die vermeintlich stabilere Variante mit vier Abwehrspielern entschieden. Doch den mit Wucht und Leidenschaft anrennenden Bayern hatten Borussia-Kapitän Marcel Schmelzer und Co. nichts entgegenzusetzen.
Die Highlights des Spiels am Sonntag ab 9.30 Uhr in "Bundesliga Pur" und ab 13 Uhr in "Bundesliga Pur - Lunchtime" im Free-TV auf SPORT1
Lewandowski eröffnete den Torreigen auf Müllers Pass hin nach 290 Sekunden aus abseitsverdächtiger Position. Das vermeintliche 2:0 durch Ribery (9.) wurde von Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) dann wegen Abseits zurückgepfiffen.
Doch nur fünf Minuten später schlug Zauberfuß James nach Flanke von David Alaba zu. Müller erhöhte neun Minuten darauf nach Hereingabe des Kolumbianers zum 3:0.
"Wenn du dann in der Allianz Arena schon mal ein, zwei Stück kriegst, dann kann man schon mal unter die Räder kommen", meinte Müller. "Am Ende hat man dann schon gesehen, dass da einfach Verunsicherung drin war."
Castro muss früh runter
Weil der BVB ungeschickt verteidigte und im Mittelfeld keinen Zugriff bekam - vor allem James konnte machen, was er wollte -, tauschte Stöger schon früh den überforderten Gonzalo Castro gegen Julian Weigl aus (29.).
Doch die Bayern mit den nimmermüden Balldieben Javi Martinez und Mats Hummels lockerten ihren Würgegriff nur für wenige Minuten. Dann schlug Lewandowski aus dem Gewühl heraus erneut zu. Und Ribery traf unmittelbar danach mit einem schönen Heber zum 5:0-Pausenstand.
Wohl gemerkt: Dortmund hatte nicht seine A-Jugend geschickt, mit Mario Götze und Andre Schürrle standen sogar zwei Weltmeister in der Startelf. Beide enttäuschten maßlos, auch wenn Götze mit einem verunglückten Schuss den Pfosten traf (66.).
Die Gastgeber ließen es nach der Pause deutlich lockerer angehen, trotzdem erzielte Lewandowski kurz vor Schluss nach Vorlage von Joshua Kimmich auch noch seinen dritten Treffer zum Endstand.