Dass Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Pep Guardiola während ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Bayern nicht gerade beste Freunde waren, ist bekannt. Doch nun hat der Mannschaftsarzt noch einmal kräftig gegen den ehemaligen Trainer des Rekordmeisters ausgeteilt.
Müller-Wohlfahrt rechnet mit Pep ab
"Ich fühlte mich in meinem Ehrgefühl verletzt", zitiert die Bild aus Müller-Wohlfahrts bald erscheinendem Buch "Mit den Händen sehen: Mein Leben und meine Medizin".
Guardiola habe ihm unter anderem die Schuld an dem körperlichen Zustand der Spieler nach der vernichtenden 1:3 Niederlage gegen den FC Porto im Champions-League-Viertelfinale 2015 gegeben.
Müller-Wohlfahrt: "Ich halte Pep Guardiola für einen Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen. Er scheint deshalb in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern viel mehr vor dem Verlust von Macht und Autorität."
Beim FC Bayern kamen die Aussagen von Müller-Wohlfahrt weniger gut an. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete sie vor dem Abflug der Münchner zum Champions-League-Spiel bei Besiktas nach Istanbul (Mi., ab 18 Uhr im LIVETICKER) als "nicht nur ungewöhnlich, sondern überflüssig".
Müller-Wohlfahrt: "Guardiola schenkte mir kein Vertrauen"
Guardiola habe alles verändert und dabei "drehte er die Uhr gewaltig zurück", schreibt Müller-Wohlfahrt in seiner Biografie. "Es wurde mehr und mehr deutlich, dass er mir und meinem Team kein Vertrauen schenkte."
So soll Guardiola das "medizinisch durchdachte, jahrelang bewährte Vorbereitungsprogramm" völlig umgebaut haben. Müller-Wohlfahrt gibt dem heutigen Coach von Manchester City zudem eine Schuld für die Vielzahl der Muskelverletzungen, die nach der Triple-Saison aufkamen.
Der Bayern-Arzt sieht den Spanier auch in der Trainingsarbeit nicht über Kritik erhaben. "Und er wusste alles besser: Fünf Minuten Aufwärmen im Schnelldurchlauf, das musste reichen. Doch das konnte nicht gut gehen", so Müller-Wohlfahrt.
Mit anderen Trainern wie Jupp Heynckes, Louis van Gaal, Ottmar Hitzfeld oder Udo Lattek sei die Zusammenarbeit anders gewesen. Sie seien über seine Arbeitsweise informiert gewesen und hätten ihm das nötige Vertrauen geschenkt.
Krach zwischen Guardiola und Müller-Wohlfahrt
Doch mit Guardiola habe es immer wieder Probleme gegeben. "Ich konnte Pep Guardiola aber mit dem, wie ich denke und arbeite, schlicht nicht erreichen", schreibt Müller-Wohlfahrt, "selbst meine Berichte über verletzte Spieler interessierten ihn nicht. Immer wenn ich mit ihm sprechen wollte, wandte er sich sofort ab und ging weg."
Irgendwann sei es dann aber doch zu einem Gespräch zwischen den beiden gekommen, am großen Frühstückstisch der Bayern, auf dem immer noch Geschirr stand. "Es sollte eine Aussprache werden - und es wurde ein Eklat", schreibt der 75-Jährige.
"Ich habe völlig die Beherrschung verloren, Guardiola angeschrien und dann derart mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass die Teller und Tassen nur so gescheppert haben", beschreibt Müller-Wohlfahrt das Treffen.
Er sei zum ersten Mal derart laut geworden. "Ich konnte nicht begreifen, dass ein Trainer, der so viele Lebensjahre zählte wie ich Berufsjahre bei den Bayern, mir und meiner Erfahrung keinerlei Gehör schenkte."
Der Eklat war ein weiterer Riss im Verhältnis mit dem Trainer, doch als "Schicksalstag" bezeichnet Müller-Wohlfahrt den Vorfall in Porto. Kurz danach trat er nach 38 Jahren als Bayern-Arzt zurück. Erst als Jupp Heynckes wieder an der Säbener Straße die Mannschaft leitete, kam auch der 75-Jährige wieder zurück.
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