Die Proteste der Fans gegen eine mögliche Neufassung der 50+1-Regel im deutschen Profifußball weiten sich aus.
50+1: Fan-Proteste weiten sich aus
Rund eine Woche vor der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am 22. März in Frankfurt/Main haben sich über 1000 Fanklubs und Fangruppen sowie mehrere bundesweite Fanverbände als Erstunterzeichner einer Erklärung unter dem Motto "50+1 bleibt" präsentiert, in der die Beibehaltung der Regel gefordert wird.
"Der Fußball bringt jede Woche Hunderttausende unterschiedliche Menschen zusammen. Er gehört keinen Einzelpersonen, Unternehmen oder Investoren. Er gehört uns allen und darf nicht noch mehr zum Spielball einiger weniger werden", heißt es in dem Schreiben der Anhänger: "Der Wegfall oder eine zur Diskussion stehende weitere Lockerung der 50+1-Regel würde den Fußball grundlegend verändern. Der Wettbewerbsdruck würde sich für alle Klubs unweigerlich erhöhen. Die Finanzkraft mancher Eigentümer wäre plötzlich wichtiger als die solide und erfolgreiche Arbeit anderer."
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören die einflussreichen Fanorganisationen "Unsere Kurve" und "ProFans".
Fanorganisationen fordern Ende der Kommerzialisierung
Sie fordern ein Ende der zunehmenden Kommerzialisierung, die den Profifußball immer mehr von den Anhängern entfremde: "Anstatt eine Grundsatzdebatte darüber zu starten, dass sich der Profifußball in vielen Aspekten immer mehr von der Lebensrealität der normalen Leute entfernt, wird die 50+1-Regel grundsätzlich infrage gestellt. Doch wir lassen uns 50+1 nicht nehmen."
Die Diskussion über eine Neufassung der Investoren-Sperre war zuletzt vom DFL-Präsidium neu in Gang gesetzt worden. Die Klubs werden sich bei ihrer Versammlung damit beschäftigen. Zuletzt hatte sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge von Rekordmeister Bayern München für eine Abschaffung der 50+1-Regel ausgesprochen.
Die DFL will die Debatte um eine mögliche Reform der Regel transparent und ergebnisoffen führen. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Top-Ligen dürfen Investoren in Deutschland die Mehrheit an einem Verein derzeit nur dann halten, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert haben.
In der Bundesliga gelten entsprechende Ausnahme-Genehmigungen für Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim. Experten gehen davon aus, dass die 50+1-Regel einer Klage vor einem außersportlichen Gericht nicht standhalten würde.