Hannover 96 hat dem 1. FC Köln die Jubiläumsparty verdorben und die Geißböcke noch näher an den Abgrund zur 2. Liga gedrängt. (Spielplan und Ergebnisse)
Köln: Wieder Ärger um Videobeweis
Der dreimalige deutsche Meister musste sich vier Tage nach seinem 70. Geburtstag mit einem 1:1 (1:1) gegen die Niedersachsen begnügen und liegt mit nur 14 Punkten weiter abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
Und wieder einmal gab es einen Videobeweis, der Köln zum Verhängnis wurde: In der vierten Minuten der Nachspielzeit wurde das vermeintliche 2:1-Siegtor der Kölner durch Claudio Pizarro, der erst wenige Minuten vorher eingewechselt wurde, zurückgenommen - zu Recht: Vorlagengeber Marcel Risse stand in der Szene zuvor im Abseits.
Horn: "Unfassbar enttäuschend"
"Unfassbar, einfach unfassbar. Ich weiß nicht, was wir noch alles wegstecken müssen", sagte ein völlig verzweifelter Timo Horn nach dem Abpfiff bei Sky. Der Kölner Torwart zweifelte nicht die richtige Abseits-Entscheidung der Unparteiischen an, kritisierte aber ebenso wie sein Trainer Stefan Ruthenbeck in aller Schärfe die "offensichtliche Willkür" bei der Anwendung des Videobeweises.
"Es gibt nach wie vor keine klaren Richtlinien, das kotzt nicht nur mich, sondern auch die Fans an", monierte Horn, "bei uns werden die Tore zurückgenommen und bei der Konkurrenz werden sie trotz klarer Abseitsstellung gegeben". Konkret führte Horn den Treffer von Filip Kostic an, der dem direkten Konkurrenten Hamburger SV ein 1:1 bei RB Leipzig gerettet hatte.
Ruthenbeck fehlt "jedes Verständnis"
"Dafür fehlt mir jedes Verständnis, hier wird mit zweierlei Maß gemessen", sagte auch der zunächst aufgebrachte Ruthenbeck, der nach dem Abpfiff noch minutenlang auf dem Platz mit Schiri Schmidt diskutiert hatte. "Er kann ja nichts dafür", sagte der FC-Coach und nahm den Spielleiter ausdrücklich in Schutz.
Ohnehin wollte Ruthenbeck das vierte Spiel in Serie ohne Sieg schnell abhaken: "Wir waren heute nicht besser und auch nicht schlechter als Hannover. Das macht Mut."
Der Rückstand auf Relegationsplatz 16 ist auf neun Punkte angewachsen, die Hoffnung auf ein Fußball-Wunder unter dem neuen FC-Trainer Stefan Ruthenbeck hat sich nach dem vierten Spiel in Folge ohne Sieg praktisch zerschlagen. Hannover blieb zum dritten Mal in Serie ungeschlagen und behält die internationalen Plätze im Blick.
96-Torjäger Niclas Füllkrug (37.) sicherte den Gästen mit seinem zehnten Saisontreffer den hochverdienten Punkt. Sieben Minuten zuvor hatte Yuya Osako den FC in Führung gebracht und die Kölner Fans wieder hoffen lassen. (Die Tabelle der Bundesliga)
Unbeeindruckt von Mainz
Die Gastgeber zeigten sich zunächst unbeeindruckt vom 2:0-Erfolg des direkten Konkurrenten FSV Mainz 05 am Vorabend bei Hertha BSC.
Vor 48.400 Zuschauern suchte Köln von Beginn an sein Heil in der Offensive und kam auch schnell zu guten Möglichkeiten. In der zehnten Minute wurden aber kurz nacheinander Osako als auch Simon Terodde in letzter Sekunde an einem erfolgreichen Abschluss gehindert. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Hannover war in der Defensive anfällig, spielte aber ebenfalls gefällig nach vorne. Matthias Ostrzolek und Ihlas Bebou scheiterten aber nach einer knappen Viertelstunde jeweils mit gefährlichen Distanzschüssen.
Osako nutzte dann nach einer halben Stunde eine Unachtsamkeit in der 96er-Abwehr zur umjubelten FC-Führung. Für den Japaner war es der zweite Saisontreffer. Die Freude währte aber nicht lange.
Bebou mit starker Leistung
Nachdem erneut der starke Bebou gescheitert war, machte es Füllkrug nach klugem Zuspiel von Iver Fossum besser. Die Kölner Hintermannschaft war in dieser Szene völlig unsortiert.
Auch nach dem Seitenwechsel lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch. Der FC, der kurz nach Wiederanpfiff durch Jorge Mere noch eine gute Möglichkeit hatte, agierte allerdings in vielen Situationen zu hektisch und wollte mit dem Kopf durch die Wand. Hannover profitierte von den vielen Abspielfehlern der Hausherren, war im Kölner Strafraum aber nicht konsequent genug.
Die beste Möglichkeit vergab Felix Klaus in der 57. Minute. Glück hatten die Roten, dass kurz darauf Salif Sane nach einer üblen Attacke an Terodde, der anschließend in der 58. Minute wegen einer Verletzung im Gesicht ausgewechselt werden musste, vom schwachen Schiedsrichter Markus Schmidt nur die Gelbe Karte sah.